JA
In Euskirchen erscheinen zwei Werbezeitungen, die eine, der „WochenSpiegel“, steckt mittwochs im Briefkasten, die andere, der „Blickpunkt“, samstags. Beide sehen gleich aus, sind kostenlos, extrem konformistisch und voller Todesanzeigen. Und Werbung selbst­verständlich - eine Zusammenstellung, die geeignet ist, darüber nach­zudenken. Unter anderem, denke ich, scheint diese Zusammen­stellung geeignet zu sein, mehr Werbung sozusagen anzuziehen. Wenn der „WochenSpiegel“ oder der „Blickpunkt“ im Briefkasten stecken, stecken sie selten alleine da. Sondern zusammen mit den Werbeheften der Großen (in alphabetischer Reihenfolge) Aldi, Edeka, Netto und Rewe, den riesigen Werbe-Faltblättern der Mittelgroßen (ich behalte die Namen so schlecht, zumal sie sehr selten etwas anbieten, was mich interessierte) und den A4-Werbeblättern der vielen Kleinen. Alles in allem haben wir da ein anderthalb bis zwei Zentimeter dickes Paket Papier im Briefkasten. Das wir, ich geb’s zu, meistens unbesehen in die Papiermülltonne werfen. (Außer dem „Wochen­Spiegel“ und dem „Blickpunkt“.) … in die Papiermülltonne. Die aus diesem Grund gleich neben dem Briefkasten steht. 
Das zur Einführung. 
Am vergangenen Wochenende war das anders. Da steckten in dem Papierpaket neben dem „Blickpunkt“ zwei Druckerzeugnisse, die aus der Reihe fielen. Das eine ist ein feines A4-Blatt, das uns eine Firma juwi geschickt hat. Am unteren Rand des Blattes stellt die Firma sich vor als „einer der größten kommunalen Energie­versorger Deutsch­lands”. Dafür gibt es am oberen Rand quer über die ganze Seite ein 5 mal 18 Zentimeter schmales Bild, woraus man ersehen kann, worum es geht. Kann man aber nicht! Denn worum es geht, sind drei gigantische Windräder, die die Firma juwi südlich von Nöthen und westlich von Hohn aufstellen will, die aber auf dem Bild kaum zu erkennen sind. Mit Absicht kaum zu erkennen. Nehme ich an. 
Unter diesem Bild steht mit großen Buchstaben, warum die Firma juwi uns dieses Papier in den Briefkasten hat stecken lassen: Sie will unsere „STIMME FÜR KLIMASCHUTZ UND LOKALE WERT­SCHÖPFUNG“ - Unsinn! Sie will unsere Stimmen, möglichst viele, um behaupten zu können, der größere Teil der Münstereifeler wünsche, daß die Firma juwi drei gigantische Windräder in den Pfaffenbusch stelle. Gegen Geld, versteht sich, die Firma juwi will Geld verdienen - was durch und durch okay wäre, wenn der Trick mit dem NEIN nicht so peinlich wäre. 
Hier die Sache mit dem Trick: Um dafür (!) zu stimmen, daß im Pfaffenbusch drei riesige Windräder aufgestellt werden, sollen wir NEIN ankreuzen. Ich bitte Sie! - in der ganzen Welt sagt man nein, wenn man gegen (!) etwas ist. Der Trick ist: Es kann geschehen, daß der oder die eine oder andere erregt NEIN ankreuzt, weil er oder sie gegen (!) Windräder im Pfaffenbusch ist. Indem er oder sie aber NEIN ankreuzt, sagt er oder sie ja, er oder sie ist für Windräder im Pfaffen­busch …   
Ich habe oben noch von einem zweiten Druckerzeugnis gesprochen, wie es gewöhnlich nicht in unserem Briefkasten steckt, nicht zusammen mit dem „WochenSpiegel“ oder dem „Blickpunkt“. Und zwar eine 24-seitige Broschüre mit dem Titel DÄNISCHE NORDSEE vorgelegt von einem Büro „Visit Denmark, Glockengießerwall 2, 20095 Hamburg 1“ (steht im Impressum auf Seite 22). Eine 24-seitige Broschüre, die den Betrachter und Leser mit Bild und Text zu einem Aufenthalt in Dänemark zu animieren versucht. Nicht in Dänemark - an der dänischen Nordsee­küste! Die ich nicht kenne, weil ich nicht nach Dänemark will, sondern nach Finnland. Nach Finnland fahre ich mit einer Fähre von Travemünde an Dänemark vorbei nach Helsinki, die Fähre fährt morgens um drei ab, da ist es dunkel. Aber zurück fährt sie bei Tageslicht die dänische Ostküste entlang, stundenlang, und je nach Wetter kann man das Elend mehr oder weniger klar sehen: Die ganze Küste ist gespickt mit Windrädern! Windräder Windräder Windräder. 
Kann es sein, daß die Firma Visit Denmark die Touristen an die Nordseeküste zu locken versucht, weil es da keine Windräder gibt? In der reich bebilderten Broschüre DÄNISCHE NORDSEE gibt es kein Bild, auf dem ein Windrad zu sehen wäre, keins - gibt es an der dänischen Nordseeküste keinen Wind? Gibt es keine Geldgeber, die Windräder aufstellen lassen, um aus oder mit Wind Geld zu machen? Hat die Firma Visit Denmark einen Fotografen ausdrücklich angewiesen, die dänische Nordseeküste so zu fotografieren, daß auf keinem seiner Bilder ein Windrad zu sehen sei? Wie er das mache sei seine Sache …
    Was ich aber sagen will: Die Bemühungen der Firma Visit Denmark, eine Werbebroschüre über die dänische Nordseeküste vorzulegen, in der kein einziges Windrad zu sehen ist, beweisen, daß der Anblick von Windrädern den Anblick der schönsten Landschaft - mit Verlaub - versauen kann. Nicht versauen kann - versaut! Und wenn die Nord­eifeler - ich habe den Eindruck, daß das neuerdings ein Begriff ist - wenn die Nordeifeler die Nordeifel als Nah-Erholungsgebiet etablieren wollen, sollten sie sehen, daß aus ihren tatsächlich sehr schönen Landschaften keine Windräder hervorstechen! 
Um ihrer eigenen ästhetischen Bedürfnisse willen sowieso.


Es eilt ein bißchen 

Mit Verlaub, ich habe ja schon viel Scheiß von der Deutschen Umwelthilfe gelesen. Aber das ist wieder besonders scheiße … vorausgesetzt natürlich, was auch immer möglich ist, daß M. H., der Autor des Aufsätzchens, etwas falsch verstanden oder falsch wieder­gegeben hat. In seinem Aufsätzchen „Mein Auto, dein Auto“ in der kostenlosen TV-Zeitschrift „prisma“ (4/21). Wo es am Ende heißt: „Dennoch gibt es auch Kritik - zum Beispiel von der Deutschen Umwelthilfe. Der Verein kritisiert, dass Klimaschutz durch Autofahren nicht der Maßstab für die Zukunft sein könne. Es gebe Unter­suchungen, wonach gerade beim Free-Floating-System die Fahr­zeuge den größten Teil des Tages herumstehen würden“.
Wie wär’s mit „herum­STÄNDEN“?
Ja und? Ist das denn nicht, was alle Grünen, Nabus, Umwelthilfen und so weiter wollen? Wovon alle Grünen, Nabus, Umwelthilfen und so weiter sagen, daß sie’s wollen?  Daß alle Fahrzeuge den größten Teil des Tages herumstehen, weil der Motor herumstehender Fahr­zeuge meistens abgestellt ist und kein CO2 in die Luft bläst - ? Oder worum geht es? Daß die Deutsche Umwelthilfe weniger der Umwelt helfen will als mit Klagen drohen und Geld machen? Wie man ihr nachsagt -? (Ist das wahr? Macht sie das immer noch?)
Also: Die Deutsche Umwelthilfe „kritisiert, dass Klimaschutz durch Autofahren nicht der Maßstab für die Zukunft sein könne“. Das ist schön ausgedrückt und heißt ungeschönt, die Deutsche Umwelthilfe will nicht, daß wir sauberer fahren, sie will, daß wir überhaupt nicht fahren. Höchstens mal mit dem Bus, der Eisen- oder der Straßenbahn. Mit Besoffenen, Eltern mit herumtobenden Kindern und pubertierenden Jugendlichen im selben Wagen. Also überhaupt nicht. 
Warum verlangen die Deutsche Umwelthilfe und Gleichgesinnte eigentlich nicht, daß alle Gebäude abgebrochen werden? Wo heute Gebäude stehen, wuchs einmal allerlei Grünzeug. Wovon Tiere lebten, wovon wiederum Menschen lebten (wenn es sich nicht um Vegetarier handelte). Darum weg mit dem Kölner Dom, da gehören Bäume hin und Eichhörnchen und Spechte, Rehe und Wildschweine, Luchse und Wölfe! Aber der Kölner Dom und überhaupt alle Gebäude sind wesentlich sturer als Autos. Autos gehen Bäumen und Tieren aus dem Weg. Jaja, ich weiß, Autos gehen nicht, Autos fahren! Also gut, Autos fahren Bäumen und Tieren aus dem Weg, sie weichen ihnen aus - zufrieden? Gebäude? Gebäude stehen stur herum, überall, machen ekelhaftes Zeug unter sich und blasen Kohlendioxid in den Himmel über sich, nichtsdestoweniger finden Menschen sie gemütlich und dergleichen. Manche finden manche sogar schön, die Elbphilharmonie in Hamburg zum Beispiel. Gewiß finden auch die Deutsche Umwelthilfe und Sympathisanten die Hamburger Elbphilharmonie schön; warum wollen sie nicht bemerken, daß es auch hübsche Autos gibt? 
Ich bitte Sie! Sie werden doch Autos nicht mit Häusern vergleichen, Häuser mit Autos … 
Ich werde nicht, ich tu’s: Häuser sind notwendig, wir brauchen sie zum Schutz vor Kälte und Nässe. Und zur Befriedigung unseres Bedürfnisses nach Fürsichsein. Und Autos, wir brauchen Autos, um unser Bedürfnis nach Mobilität zu befriedigen. In der NZZ vom 3. 4. 20 schrieb Johanna Müller: „Wenn der Mensch die Voraussetzungen dazu hat, will er mobil sein“ - er hat die Voraussetzungen, er hat Beine! Und wie uns Haut und Haare nicht genügen, uns vor Kälte und Nässe zu schützen, sondern es mußten Höhlen und Hütten und müssen Häuser und Villen sein, so genügt uns gehen nicht. Sondern wir lernten reiten und Fahrrad fahren und Autos bauen und fahren, wenn die Erde größer wär, oder wir weniger wären, lernten so viele von uns Flugzeug fliegen, wie unter den gegebenen Umständen Auto fahren. Warum wollen Sie das unterbinden? Waren Sie mal mit einem kleinen Austin-Healey, MG oder Triumph von Hannover aus in Südfrankreich? Nein? - das merkt man. 
Nein, das hat mit Klimawandel und Klimakatastrophe nichts oder nur sehr wenig zu tun. Die, Klimawandel und Klimakatastrophe, wenn es zu Letzterer kommt, werden nicht einmal von dicken BMWs und Mercedessen verursacht. Sondern von Ihnen und mir, von acht, demnächst zehn und zwölf Milliarden Menschen, die jeder jedes Jahr zwischen 23,7 und 117.7 Tonnen CO2 in die Atmosphäre entlassen, jeder. Weil keiner von uns nur atmet, und bei fast allem anderen, was wir tun, produzieren wir CO2. Zum Vergleich: Autos bescheiden sich mit zwischen einer und 5,3 Tonnen pro Jahr. Doch, das stimmt! 
Also. Wenn’s Ihnen ernst wär mit der Hilfe für die Umwelt, besännen Sie sich auf eine Weise, wie wir einverständig fünf Milliarden Menschen weniger werden können. 
Und: Es eilt ein bißchen. 


Endstation 

Wenn ich sterben will, will ich keinen Arzt sehen (sterben wollen ist keine Krankheit), keinen Geistlichen (was ich nicht wissen kann, will ich nicht glauben müssen), keinen „Psychologen oder Psychiater“ (Karl Kraus: Psychologie ist die Krankheit, deren Therapie zu sein sie behauptet), keinen. Wenn ich sterben will, will ich sterben. 
An dieser Stelle muß auch Herrn Gesundheitsminister Spahns gedacht werden, und gleich aus zwei Gründen. Erstens, wie ich schon sagte: Sterben wollen ist keine Krankheit. Was also geht es den Gesundheitsminister an, daß ich sterben will. Und zweitens: Der Herr Gesundheitsminister erwartet - mit Recht! - daß man auf das Wissen um seine Homosexualität nicht mehr wie in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts reagiert. 
Aber auf das Urteil des Bundesverfassungsgerichts bezüglich des Selbstmord-machens auch nicht, Herr Spahn! 
Jetzt aber: Solange ich lebe, ist mir nicht egal, daß Deutsche so schlampig mit unserer Sprache umgehen, wie sie das tun. Zum Beispiel das Wort Sterbehilfe, was nennt ein Herr W. in einem Leserbrief an den Kölner Stadt-Anzeiger (vom 12. 2. 21) Sterbehilfe? Ich verstehe nicht alles, was Herr W. schreibt (vielleicht habe ich zu lange im Ausland gelebt), aber Folgendes glaube ich zu verstehen: Herr W. (und nicht nur Herr W.) spricht von Sterbehilfe, wenn jemand todkrank ist, und Ärzte, Geistliche und „Psychologen oder Psychiater“ (ich kann die auch nicht auseinanderhalten) sich bemühen, ihm das Lebensende leicht zu machen. Mit Medikamenten, Pflege, Worten. Womit sie ihm aber nicht sterben helfen, sie helfen ihm leben, weiterleben. 
Oder zwingen sie ihn weiterzuleben, vorerst, indem sie ihm ein Selbstmordmittel verweigern? Warum? 
Abhängig von der Reaktion des Todkranken auf die Nachricht, daß er todkrank sei, hätte man ihm eine Adresse geben können müssen, wohin er sich wenden könne, wenn er’s kurz und schmerzlos hinter sich bringen wolle. Das ist umständlich ausgedrückt, aber das Deutsche unterscheidet nun einmal nicht zwischen sterben = sich Tage, Wochen, Monate, Jahre physisch und psychisch auf den Tod zuquälen. Und sterben = in einer Sekunde gesund sein. Und in der nächsten tot. 
Das ist Sterbehilfe, die ich Sterbehilfe nennte: Ich will sterben. Nicht daß ich empfände oder gar wüßte, daß ich krank wäre. Es ist, ich habe mein Leben lang gehofft, mit siebzig zu sterben. Weil alles, was ein Älter-als-Siebzig­jähriger gut findet, Autofahren zum Beispiel, mit Verlaub: scheiße sein soll. Und alles gut, was er, noch einmal mit Verlaub: scheiße findet, Fahrrad­fahren zum Beispiel. Inzwischen bin ich siebenundsiebzig und lebe immer noch. Darum besuche ich eine der neuerdings in jeder größeren Stadt (meist im Umfeld eines Krematoriums) eingerichteten „Endstationen“; so nennen sie sich. Die Station ist täglich von 15 bis 17 Uhr geöffnet. Ich weise mich aus. Ich brauche keine ärztliche Überweisung oder / und dergleichen vorzuweisen und kein Warum zu beantworten. Ich sage, daß ich sterben will, das genügt - fast: Ich bekomme einen Termin. Bis zu dem die Station prüft, ob etwas gegen mich vorliegt, was ich zu Ende oder in Ordnung bringen muß, bevor ich verschwinden darf. Zum Beispiel werden Mütter und Väter unmündiger Kinder abgewiesen. 
Wir, meine Frau und ich, wissen beide, daß es mich nach meinem Tod nicht mehr geben wird. Auf keine Weise. Nie. In diesem Kontext das Einzige, worauf ich keine Antwort weiß, ist, wie wir uns voneinander verabschieden … 
An meinem Termin werde ich in einen Raum mit verschlossenen Fenstern geführt und eingeschlossen. (Es besteht ständige akustische und optische Verbindung nach außen.) In dem Raum steht unter anderem ein Automat, aus dem ich - damit sich niemand für schuld an meinem Tod halten kann - ich das tödliche Mittel ziehe. Ich schlucke das Mittel und warte auf seine Wirkung. Ich spüre meine Altersgebrechen. Und Trauer, Trauer, die allein genügt, tot sein zu wollen. 
Nach einer halben Stunde stellt ein entsprechend geschulter Beamter / eine entsprechend geschulte Beamtin meinen Tod fest. 
Bin ich nach einer halben Stunde nicht tot, wird die Polizei herbeitelefoniert, die mich in Untersuchungshaft nimmt, weil ange­nommen werden muß, daß ich das Mittel nicht geschluckt habe, sondern an oder in meinem Körper versteckt, um jemand damit zu ermorden. 
Gebe ich das Mittel in seiner unbeschädigten Originalverpackung zurück, kann ich die Station verlassen, ohne mich wegen meines ergebnislosen Besuchs rechtfertigen zu müssen. Auch kann ich jederzeit wiederkommen und wieder versuchen, Selbstmord zu machen. 
Das Geld das ich in den Automaten gesteckt habe, kriege ich nicht zurück. Das Mittel ist billig, der größte Teil des Geldes ist Gebühr. (Nicht mehr als hundert Euro! Selbstmord-machen ist kein Privileg Besserverdienender!) 


Woelki 


Woelki, Woelki, da war doch was … Und suchen, suchen … da ist es ja! Ein altes Papier, ein alter Text aus der Zeit, als Woelki mit Vornamen noch Berliner Erzbischof war mit Nachnamen schon Kardinal. Oder so ähnlich, siehe unten. Als Berliner Erzbischof redete er erzkatholischen Unsinn, als Kölner Kardinal treibt er erzkatholischen Unfug, Unsinn ist der Unfug, den man denkt, Unfug ist der Unsinn, den man tut, warum haben ihn die Kölner überhaupt an ihren Dom geholt? Oder werden Kardinäle nicht von ihrer Gemeinde gewählt? Von wem denn? Ich weiß wieder viel zu wenig … 

Hier ist noch einmal der Text von damals:


Nicht unpassend zum Internationalen Frauentag am 8. März 


Ich wollte über was ganz anderes schreiben. Beziehungsweise ich hatte es schon geschrieben und wollte es hier veröffentlichen. Aber dann trug ich alte Zeitungen raus, obenauf lag die Rundschau vom 3. März und ganz obenauf die Seite 5. Und da stand wahrhaftig: 

„Berlins Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki hält das kirchliche Nein zur Antibabypille weiter für richtig. Es kann für eine Frau nicht gut sein, durch die ’Pille‘ immer und zu jeder Zeit für den Mann ’verfügbar‘ zu sein‘, sagte Woelki der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Auch Sex vor der Ehe lehnte er ab.“ 

Tebartz-van Elst, Meißner, jetzt Woelki, ist es vielleicht Voraussetzung für den Beruf „Bischof“, besonders zurückgeblieben zu sein? Sehen Sie, Herr Woelki, es ist so: Frauen sind auch dann nicht verfügbar, wenn sie die Pille nehmen. Die Zeit, als Frauen den Männern untertan waren (wofür Ihr Verein sehr mitverantwortlich war!), die Zeit ist vorbei. Heute dürfen Frauen nein sagen, und wenn sie nein sagen, und der Kerl respektiert das nicht, heißt das Vergewaltigung und ist strafbar. 

Das meinen Sie aber gar nicht, nicht wahr? Was Sie meinen, ist, Frauen könnten die Pille nehmen und oft und gerne ja sagen. Ja und? - warum sollten sie nicht? Frauen haben sexuelle  Wünsche - 

- das müssen Sie doch wissen! Es war doch Ihr Verein, der jahrhundertelang Frauen verbrannte, ’tschuldigung, der jahrhundertelang Frauen verbrennen ließ, weil sie es aus sexueller Unersättlichkeit mit dem Teufel getrieben hätten - 

- Frauen haben sexuelle Wünsche so gut wie Männer. Diese Wünsche sollen sie aber nicht unbeschwert befriedigen. Sondern sie sollen nicht die Pille nehmen, sollen fürchten, schwanger zu werden und deshalb, aus Furcht vor einem Kind, ihre sexuellen Wünsche nicht befriedigen - warum, Herr Woelki? Wieso ist es besser für eine Frau, nicht die Pille zu nehmen und aus Furcht vor einem Kind unbefriedigt durchs Leben zu gehen? Oder, noch übler, nicht die Pille zu nehmen und Kinder zu kriegen, die sie nicht haben will, Kinder, die darunter leiden werden, daß ihre Mutter sie nicht haben wollte - ? Wieso ist das besser für eine Frau als, dank der Pille, ein unbeschwertes Sexualleben zu führen? Wem schadet sie denn damit? 

Sex vor der Ehe nein, Pille nein, Pille danach nein, Abtreibung nein, Homosexualität nein, Priesterinnen nein, Sterbehilfe nein - WARUM? Antworten Sie doch mal, Herr Woelki, Sie oder Ihr Verein! Und antworten Sie mal mit was, was man nicht glauben muß, sondern einsehen kann! 

Und: Warum wieder die Frauen, Herr Woelki, warum nicht die Männer? Wenn Frauen, die die Pille nehmen, „immer und zu jeder Zeit für den Mann verfügbar“ wären, warum wäre nur das „nicht gut“? Warum verlieren Sie kein Wort über die Verfügbarkeit der Männer für Frauen? Darüber, daß Männer für Frauen mehr als nur verfügbar sind, daß sie, die Männer, sich ihnen, den Frauen, „immer und zu jeder Zeit“ aufdrängen - ? Ist das NICHT „nicht gut“?     

Doch, ist es (drei Ausrufzeichen)!!! Aber sehen Sie, da schafft die Pille eine Art von Gleichberechtigung: Männer wollen immer, sagt man, aber Frauen können endlich, dank der Pille, auch immer wollen. (Sie KÖNNEN immer wollen, und wenn sie nicht wollen, dürfen sie -, nein, können sie -, nein, sollen sie nein sagen. - Männer dürfen -, können -, sollen das auch; denn daß sie immer wollten, das sagt man nur.) Beide, Frauen wie Männer, fürchten, dank der Pille, kein unerwünschtes Kind, haben oder machen mehr oder weniger oft Sex, schlafen befriedigt ein - 

- und sind anderntags viel zu gut drauf, wie man heute sagt, als daß sie solchen Unsinn redeten wie der einsame Herr Woelki. 


Aktualisierte Version: … als daß sie solchen Unsinn redeten und solchen Unfug trieben wie der einsame Herr Woelki. 

Mit Unfug treiben meine ich hier Herrn Woelkis Zögern beim Aufklären sexueller Übergriffe katholischer Kirchenmänner auf Kinder. 

 



Wie ich die Welt vollendete 

 

 

Ich hätte gern ein Radio, einen Plattenspieler und zwei gute, aber nicht zu große Lautsprecher. Und alles im Stil der Braun-Geräte in den fünfziger und sechziger Jahren. (Ich habe immer noch einen Schneewittchen­sarg. Wenn Ihnen das etwas sagt, werden Sie wissen, warum ich so stolz darauf bin.) So etwas gibt es aber nicht mehr, es gibt ja auch keine Platten mehr, man braucht sie nicht mehr, wenn man etwas hören will, lädt man es sich herunter. (Schade, Platten und ihre Cover waren Musik zum Anfassen.) 

Ich bitte um Verständnis für meine altertümlichen Vorlieben, ich bin selber alt (und bin es manchmal gerne). Ich liebe Chris Barber (geboren 1930) und Lonnie Donegan (gestorben 2002), nicht die Personen - ihre Musik. Meine Deutsche Literatur endet mit Arno Schmidt (gestorben 1979), mein Auto hat eine Kupplung und vier Gänge. Wie das früher war, und es war gut. Darf ich davon erzählen? Von früher? 

 

 

Das war im Sommer 1959. Den habe ich hier und da schon mal erwähnt, den Sommer 1959. Ich schreibe absichtlich nicht „den Sommer 59“ oder „den 59-er Sommer“, weil der Sommer 1959 es verdient, daß man seinen Namen ausschreibt: Sommer 1959. Denn er war herrlich heiß und lang. Sechzehnjährige, die heute so jung sind, wie ich damals war, nämlich sechzehn, hielten ihn für den Anfang der Klimakatastrophe. (Ich meine, sie würden ihn für den Anfang der Klimakatastrophe halten.) Sechzehnjährige, die damals so jung waren, wie ich damals war, hielten ihn für einen heißen Sommer, sonst nichts. Weil wir erst drei Milliarden waren. Menschen meine ich, drei Milliarden Menschen, fünf Milliarden weniger als wir heute sind, und ich kann mich nicht erinnern, daß uns fünf Milliarden gefehlt hätten. Wenn damals drei Personen in einem Wettervorhersagebüro arbeiteten, zum Beispiel, arbeiten da heute zehn. Aber es gibt nicht mehr Wetter als damals. So daß sich die seitdem hinzugekommenen Sieben allerlei ausdenken müssen, zum Beispiel eine Klima­katastrophe, über die sie forschen können und reden und schreiben und ihren Lebensunterhalt ver­dienen. Aus demselben Grund gibt es Autos mit automatischem Getriebe, aus demselben Grund wird es sogenannte selbstfahrende Autos geben, aus demselben Grund tausend überflüssige Errungen­schaften … 

 

 

Wie gesagt war der Sommer 1959 heiß und lang. (Vielleicht war der 1959-er Sommer nicht der Anfang einer Klimakatastrophe. Sondern das Ende! Vielleicht war er das verspätete Ende der letzten Eiszeit, und das hält immer noch an - ?) Und unglücklicherweise hatte sich mein Vater auf die Herstellung von Verpackungsmaterial für Regenschirme kapriziert. Und unglück­licher­weise kommt ein Unglück selten allein, sondern in unserer Gegend heißt „heiß“ fast immer „heiß und trocken“, kurz: Wir, meine Eltern, meine Schwester und ich, hungerten nicht. Aber als ich von den Sommerferien zu sprechen anfing, und meine Eltern schon fürchteten, jetzt käme was Teures, etwa: meine Klasse - ich ging ja noch zur Schule - meine Klasse werde nach England fahren oder so etwas, ich aber sagte, ich wolle mit einem Freund an den Bodensee fahren, mit  Fahrrad, Schlafsack und Zelt - da war es fast wie in „Hänsel und Gretel“. Worin die Eltern die Kinder im Wald aussetzen und hoffen, daß sie nicht wieder herausfinden, weil sie sie nicht ernähren können. Aber am Tag meiner Abfahrt schenkte mein Vater mir hundert Mark, eine in meinen Augen ungeheuerliche Summe, sieh zu, daß es bis wieder nach Hause reicht. 

 

 

Mein Fahrrad war so simpel, wie ein Fahrrad sein kann. Keine Felgenbremsen, keine Gang-Schaltung. Aber einen Gepäck­träger hatte es und sogenannte Satteltaschen, um sie über den Gepäckträger zu hängen, um darin mitzuführen, was man so braucht. (Meine Mutter hatte sehr andere Vorstellungen von, was ein Sech­zehn­jähriger braucht, als ich.) Kamm, Seife, Zahnbürste. Wäsche für drei, vier Wochen, ein zweites Paar Schuhe. Kochgeschirr und Spirituskocher. Und oben­drauf zwei Luftmatratzen und meinen Schlafsack. (Dafür transportierte mein Freund auf seinem Rad seinen Schlafsack und das Zelt.) Und außen auf der linken Tasche hing eine Gitarre und auf der rechten ein Waschbrett, beides mit Bindfaden befestigt, weil, es war die Zeit der Waschbrettmusik, auf englisch „Skiffle“, und Skifflegitarre kann man mit einem Finger spielen. (Genau so haben die Beatles angefangen.) 

 

 

Gern hätte ich ein Radio gehabt. Ein Kofferradio, wie die Dinger damals hießen, und ich hätte es vor mich an den Lenker gebunden und auf langweiligen Strecken­ Radio gehört. Wenn es nur öfter Chris Barber gespielt hätte. Ich hatte aber kein Kofferradio, viel zu teuer, und um BFN empfangen zu können, den britischen Soldatensender, der gelegentlich Chris Barber spielte, waren wir schon am zweiten Tag zu weit südlich. 

 

 

Nach drei oder vier Tagen erreichten wir Stuttgart. Damals beanspruchten Radfahrer noch keine Radwege ins Zentrum großer Städte, auf einmal waren wir mitten in Stuttgart, ließen die Fahrräder irgendwo stehen (war das dumm, oder waren die Zeiten wirklich anders?), kauften zwei Brötchen, schlenderten kauend durch ein paar Straßen, auf einmal standen wir vor einem Elektrogeschäft. In dessen Schau­fenster unter sehr viel anderem auch ein Spielzeugradio lag. Geformt wie die Wohnzim­merradios jener Zeit, Gelsenkirchener Barock, aber so klein wie … wie eine Ein-Kilo-Tüte Zucker von Aldi. Für 49 Mark 50. Nicht das Kilo Zucker - das Radio. 

 

 

49 Mark 50 war zu viel für ein Radio, das nur aussah wie ein Radio. Also mußte es ein richtiges Radio sein. Andererseits war ein richtiges Radio teurer, wir gingen in das Geschäft, ließen uns das Gerätchen vorführen. Es hatte nur zwei Knöpfe, einen für an und aus und einen, um einen Sender zu wählen; einen Lautstärkeregler hatte es nicht und keinen Schalter, um von Mittelwelle auf UKW und zurück zu schalten, von AM auf FM, was dasselbe ist. Weil, das Gerätchen hatte nur Mittelwelle, aber das war 1959 noch kein Manko. Der Verkäufer holte ein Werbe-Faltblatt für das Gerätchen hervor und las vor: „Lautstärken­regelung: Durch Drehen des Apparates in Sender­richtung“. (Der Plural „Lautstärken“ ist kein Tippfehler, sondern ein Zitat.) 

 

 

Die Lautstärkeregelung durch Drehen des Apparates in Sender­richtung funktionierte erstaunlich gut. (Mit einem Wohnzimmerradio wär das nicht möglich gewesen.) Überhaupt habe ich so lange so viel Freude an dem Gerätchen gehabt, daß ich das Faltblatt in einem Buch „Radiobasteln für Jungen“ bis heute aufbewahrt habe; den Schaltplan, klein wie ein Blatt Klopapier, der zusammen mit dem Werbe-Faltblatt gekommen war, habe ich über meine Basteleien an dem Gerätchen vermasselt. Das muß man sich vorstellen: In dem Laptop, auf dem ich hier schreibe, stecken, wenn man die Chips in Transistoren umrechnet, Millionen Transistoren. In dem Gerätchen, von dem ich hier schreibe, steckten genau zwei!

 

 

Aber was es mit den beiden Transistoren machte! Am Nachmittag dieses Tages fuhren wir weiter in Richtung Bodensee, erreichten gegen Abend ein Dörfchen namens Gammertingen, hockten uns auf eine Wiese neben der Straße, bauten kein Zelt auf (das hatten wir schon in der ersten Nacht nicht getan), bliesen die Luftmatratzen auf, tranken einen Schluck, gute Nacht! (Heute wär da sofort einer gekommen, hätte uns „Verpißt euch!“ angeschrien, hätte uns Prügel angedroht. Damals kam keiner.) 

 

 

Am Morgen stellte ich sofort mein neues Radio an, stellte es, um nicht versehentlich daraufzutreten, auf den Betonsockel eines Hochspan­nungsmastes ein paar Schritte neben der Stelle, wo wir geschlafen hatten - da plärrte das kleine Ding los, daß es buchstäblich zitterte. Seitdem sahen wir, daß wir neben einem solchen Mast übernachteten, weil er ohne Anschluß und Draht allein durch seine Nähe wie eine riesige Antenne wirkt. Ich erinnere mich, daß an einem der Tage, an denen wir unterwegs waren, im Saarland irgendwas Historisches geschah, es kriegte (nach dem Krieg) wieder deutsches Geld oder wurde (nach dem Krieg) wieder Teil des bundesdeutschen Wirtschafts­raums, ich war zu jung, als daß es mich interessiert hätte. Mich interessierte, wieviele Sender ich für 49 Mark 50 empfangen konnte - viele! Hätte mich jemand gefragt, damals, was wir noch an Informations- und Unterhaltungselektronik brauchen, hätt ich geant­wortet: „Nichts!“. - 

 

 

Wieder zu Hause baute ich noch ein Potentiometer (einen Lautstärke­regler) samt An-und-aus-Schalter in das Gerätchen ein, zwei Buchsen, um einen Plattenspieler anschließen zu können, und ein größeres Batteriefach (alles ohne etwas am Äußeren des Gerätchens zu verändern!), dann war ich eine Zeitlang der Meinung, daß die Welt jetzt vollendet sei. 

 

 

Jedenfalls war sie der Vollendung damals näher als heute.

 


Für den kleinen Ärger

Wie viele wollen wir denn noch werden? Früher oder später werden wir auf jeden Fall aufhören müssen, Kinder zu machen, weil die Erde über-übervölkert sein wird - warum nicht sofort? Weil, wenn ab sofort keine Frau mehr als ein Kind machte, könnten wir den Klimawandel vielleicht noch aufhalten. Denn zwar ist der Klimawandel eine Folge von zuviel Kohlendioxid in der Atmosphäre. Das aber ist eine Folge der Überbevölkerung. Darum sprach 1959, als wir noch nur knapp drei Milliarden (und nicht acht wie jetzt) waren, - keiner sprach von Klimawandel. Obwohl der 59-er Sommer sehr heiß, sehr trocken und sehr lang war. 
Und weil es die Grünen noch nicht gab. Die die Bedrohung durch eine Klimakatastrophe brauchen, weil, keine Hölle - keine Priester. Keine Klimakatastrophe - keine Grünen. 

Wenn Sie ein SUV fahren und mit dem Gedanken spielen, es zu verkaufen - tun Sie das nicht! Weil, vielleicht stimmt etwas mit dem Klimawandel nicht, vielleicht. Sicher stimmt etwas nicht mit denen, die ihn ständig im Munde führen. So wie die Stimmung unter diesen Leuten, so stelle ich mir die Stimmung - nur die Stimmung! - unter Hitlers Anhängern kurz vor der sogenannten Machtergreifung im Januar 33 vor. Diese Vorfreude auf die Bundestagswahl im Herbst 2021. Die ihre Partei gewinnen wird und damit die Macht, uns zum ganz großen Verzicht zu zwingen. Diese verzückten Gesichter bei Gedanken an Autobahnen zu Radwegen, Tankstellen zu Trinkhallen, Taxifahrer zu Fahrradkurieren. 
Dann wird es gut sein, ein SUV zu fahren. Die Dinger stehen nicht umsonst in dem Ruf, etwas von Panzern zu haben. 

Fridays for Future-Kinder, aber auch ältere Grüne reden immer, als ob einer, der bei ihrem Unfug nicht mitmache, - als ob so einer nicht glaube, daß wir einen gefährlichen Klimawandel erleben. Nein, das ist nicht, was ich nicht glaube. Was ich nicht glaube, ist, daß die Maßnahmen, die über uns verhängt werden, um den Klimawandel aufzuhalten, - ich glaube nicht, daß sie sich dazu eignen. Zuviel Aktionismus, zuviel Profilierung, zuviel Repression. Es gibt nur eine Weise, den Klimawandel aufzuhalten  -  wenn er noch aufzuhalten ist: Wir müssen so schnell wie möglich zwischen fünf und fünfeinhalb Milliarden Menschen weniger werden. Indem wir sofort aufhören, mehr als ein Kind pro Frau zu machen. Und in den nächsten hundert Jahren nicht wieder damit anfangen. 
Doch, das ist so. Wir machen immer noch in jeder Sekunde drei Kinder mehr, als Alte sterben. 

Ich gebe zu, daß ich den drohenden Klimawandel für SO bedrohlich nicht halte. Wenn von jetzt an alle Sommer wären, wie die von 2018 und 2019 waren, hätt ich nichts dagegen. Gegen den Klimawandel. Klimawandel hat es auch vor uns gegeben, und die Menschheit ist damit zurecht­gekommen, es gab ja noch keine Grünen. 
Wenn die Grünen aufhörten, den Klimawandel vorzuschieben, um ihre Machtgier zu verschleiern, wenn sie statt dessen Werbung für eine Ein-Kind-Politik machten - denn der Klimawandel ist die Reaktion auf die Über-Übervölkerung der Erde - sollten wir vielleicht noch schaffen, daß sich der Klimawandel … wandelt. 

Als vor zehntausend Jahren die vorerst letzte Eiszeit zu Ende ging, gab es schon homines sapientes. (Schließlich hat man mal Latein gelernt!) Was es nicht gab, waren Kohlekraftwerke, die die saubere Luft mit Kohlendioxid verschmutzt hätten. (Nebenbei: Seltsamerweise sind die damaligen Menschen trotz der sauberen Luft Jahrzehnte früher gestorben, als wir sterben.) Keine Kohlekraftwerke. Und keine Autos mit Verbrennungsmotor; es gab nicht nur keine Autos mit Verbren­nungsmotor, es gab überhaupt keine Autos. Da fragt man sich, wie es plötzlich zu dem Klimawandel kommen konnte, den wir „Ende der Eiszeit“ nennen - ? Oder ist das von den Autos mit Verbrennungsmotor, die den Klimawandel verursachen, ist das alles Lüge? 

Was Greta Thunberg, die Fridays for Future-Kinder und die Grünen von uns wollen, ist Verzicht, Verzicht großgeschrieben - VERZICHT! Fahrrad statt Auto, Steckrüben (aus regionalem Anbau!) statt Steak, Baggersee statt Südsee. Das ist allen Bewegungen, die sich für moralisch überlegen halten, eigen, das gibt sich, längst haben auch viele katholische Kirchenmänner Sex. (Damit es keine große Sünde sei, haben einige Sex mit Kindern.) 
Zur Zeit sind Umweltaktivisten jeglicher Couleur die moralisch Überlegenen. Auch das wird sich geben. Ich bin sicher, daß ich noch erlebe werde, wie Fridays for Future-Kinder mit Papas 3-er BMW auf den Kölner Ringen cruisen. Wetten daß? 

Ja, ich weiß: Wenn wir erst alle E-Autos fahren, wird alles besser! 
Erinnern Sie sich, was gesagt wurde, als die Atomkraftwerke gebaut wurden? Alles würden sie billiger und sauberer machen, und das Problem mit dem strahlenden Müll wär auch gelöst. Fast. 
Die Geschichte wiederholt sich: Das Problem mit dem giftigen Zeug in den verbrauchten Batterien aus den E-Autos ist auch fast gelöst. 

Einer Veröffentlichung der Universität Lund / Schweden aus dem Jahr 2017 zufolge erspart man der Erde das meiste Kohlendioxid, indem man keinen weiteren Menschen in die Welt setzt. Und zwar 58,6 Tonnen pro unterlassenem Kind. 
Schafft man sein Auto ab, erspart man ihr 2,4 Tonnen. 
Das heißt: Wenn wir alle eine Milliarde Autos, die zur Zeit in Gebrauch sind, stilllegen, ersparen wir der Erde 2,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Was aber - was die Entwicklung des Klimas angeht - eine quantité négligeable ist, eine ignorierbare Größe, denn die 7,5 Milliarden Menschen, die wir zur Zeit sind, produzieren knapp 440 Milliarden Tonnen. (Die zehn Milliarden, die wir 2050 sein werden, werden knapp 600 Milliarden Tonnen produzieren.) 
Hier der Link zu dieser Veröffentlichung: 

 

 https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aa7541/pdf

 



Herr Walther und ich 

Von März bis Juli 1990 hatte meine Frau ein Stipendium zum Schreiben ihrer, was damals Pro-gradu-Arbeit hieß. In Österreich, und da sie über Adalbert Stifter schrieb, in Linz. Bis Mitte Mai mußte ich noch arbeiten, dann begannen die Semesterferien, so daß ich meiner Frau folgen konnte. Nach Linz. 
Ich hatte in meinem Leben mehrere „schönste Sommer meines Lebens“; dieser war einer davon. Mit dem Ergebnis, daß meine Frau immer seitdem ist, was heute „MA“ heißt, „Master of Arts“. Und daß wir rechneten und rechneten, wie wir für, sagen wir: ein ganzes Jahr nach Mitteleuropa ziehen könnten.
1993 wurde ich fünfzig und meinte, keine Zeit zu haben, noch länger zu warten. Typisch für mich: Wir hatten nicht genug Erspartes, um ein Jahr lang Essen, Miete und so weiter bezahlen zu können. Aber das Erste, was ich tat, nachdem wir beschlossen hatten, es mit dem Leben ohne festen Wohnsitz zu versuchen, - das Erste war, ich kaufte ein neues Auto. Nichts Vernünftiges, einen Mazda MX5. (Nichts gegen den MX5! Den ersten, den mit den Klappscheinwerfern. Das Ding war so zuverlässig wie … wie englische Sportwagen unzuverlässig waren. Ich weiß, wovon ich rede. Wovon ich schreibe.) 
Womit ich schon viel über mich verraten habe. UND über meine Frau, die das so selbstverständlich aufnahm, als hätte ich, sagen wir: einen ordentlichen Mantel gekauft! Für die Reise! Ich hatte aber einen kleinen Sportwagen gekauft und verstehe heute noch nicht, wie wir alles, was wir meinten, mitnehmen zu sollen, in dem kleinen Ding verstaut kriegten. Eine kleine Küche mit einem Zwölf-Volt-Tauchsiederchen in einem Köfferchen wie ein mittelalterliches Reisealtärchen. (Doch, so was - Reisealtäre - so was hat es gegeben.) Ein kleines Zelt, zwei Schlafsäcke, zwei Luftmatratzen. Kleidung, Schuhe, sogar Bettwäsche. Ein damals noch recht seltenes oder einen damals noch recht seltenen Laptop, beides geht. 
Und meine Ein-Mann-Band. (Ich nahm das Reserverad aus dem Kofferraum. Wir würden Glück haben, wir würden es nie brauchen.) Meine Ein-Mann-Band: Ein Begleitcomputer und Effektgeräte mit einem Gitarrenhals daran. Ein 40-Watt Verstärkerchen samt Lautsprecher und Batterien auf dem Rücken. Ein Gestell um Hals und Nacken für Mikrofon und Mundharmonika. Und alles weitestgehend selbstgebaut, so daß es sich keiner, der es nicht gesehen hat, vorstellen kann. Und auf die Dauer zu schwer, heute bezahle ich dafür mit schlimmen Rückenschmerzen. Für hunderte -, für tausende Auftritte oft für nicht einmal Beifall. Vertrieben, vom Publikum vertrieben worden bin ich nur einmal. In oder vielmehr aus einem Nachbardorf. Ausgerechnet. 
Und von der Meraner Polizei. Immer wieder. 
Es war nämlich so: Wir, meine Frau und ich, ließen uns von unseren Arbeitgebern für ein Jahr beurlauben. Und hofften, daß wir unterwegs Arbeit finden würden … eben nicht!. Sondern meine Frau wollte malen üben, und ich hoffte, mit Straßenmusik so viel Geld zu verdienen, daß wir die spärlichen Reste unseres Geldes auf unseren Sparbüchern nicht allzu bald würden angreifen müssen. Aber da hatte ich mich gewaltig verkalkuliert, nämlich: 
Ich behaupte, daß, wenn ich in Meran, wo wir schließlich landeten, - wenn ich in Meran eine Firma gegründet hätte, die fragwürdigen Geschäften nachgegangen wäre, daß das sehr gut hätte sehr gut gehen können. Aber Straßenmusik??? - ich bitte Sie!!! Kaum stand ich das erste Mal auf dem Aufgang zur Passerpromenade (Meran liegt an der Mündung eines Flusses namens Passer in die Etsch aus unserer Nationalhymne), kaum fing ich an „Sweet sixteen goes to church …“, stand auch schon die Polizei vor, neben und hinter mir, wirklich wahr, ich solle mitkommen. Nein, ich wurde nicht zusammengeschlagen, nicht bei Wasser und Brot eingesperrt - mir wurde mitgeteilt, daß Straßenmusik in Meran unerwünscht sei. Verstehen Sie? - verboten! 
Weil, kriegten wir, meine Frau und ich, nach und nach heraus, weil die Stadtoberen ihre Stadt ungern von gewöhnlichen Touristen besucht sahen. „Qualitätstouristen“ waren, was sie sehen wollten, und das waren wir nicht. Vielmehr: Dafür wurden wir nicht gehalten und aus der Sicht der Stadtoberen mit Recht. Mit Recht nicht. Denn da die Polizei Schwierigkeiten hatte, zwischen gewöhnlichen Touristen und Qualitätstouristen zu unterscheiden, bediente sie sich des Kriteriums „bringen Geld in die Stadt - bringen kein Geld in die Stadt“ oder schlicht „haben Geld - haben kein Geld“; was, war und bin ich sicher, das Kriterium war, an das auch die Stadtoberen gedacht hatten, als sie das Konzept „Qualitätstourismus“ erdacht hatten. 
Und als ich erfuhr, heute, jetzt, daß ich wegen Corona keine Straßenmusik machen dürfe, da fiel mir alles wieder ein. Damals waren Straßenmusiker in Meran unerwünscht, heute sind sie’s überall. Weil sie fahrendes Volk sind und das oder den Corona-Virus einschleppen könnten. Damals durfte ich mit Straßenmusik kein Geld verdienen, weil’s als Bettelei galt, heute kann ich’s nicht, weil, wie spielt man Mundharmonika mit einer Maske vor Mund und Nase? Was, wenn wir, meine Frau und ich, heute noch auf meine Einkünfte als Straßenmusiker angewiesen wären? 
Trotzdem schreibe ich davon. Weil ich das Gefühl von damals beschwören möchte. Ja, wir waren arm, und wenn wir krank geworden wären -, wenn nur einer von uns beiden krank geworden wäre, ich weiß nicht, was wir getan hätten. Was wir hätten tun können. Ich empfand aber und empfand zugleich, daß, was ich empfand, seine Richtigkeit habe, nämlich, wie war das? Meran liegt in Südtirol, und die Hauptstadt Südtirols ist Bozen, und von Meran nach Bozen sind es nur dreißig Kilometer. Und Bozen war die Heimat Herrn Walthers von der Vogelweide gewesen. Will man in Bozen wissen. Der der Bob Dylan des Mittelalters gewesen war. 
Der große Platz im Zentrum Bozens heißt Walther-von-der-Vogelweide-Platz, und auf dem Walther-von-der-Vogelweide-Platz steht ein Walther-von-der-Vogelweide-Denkmal, und ich stand in seinem - des Denkmals - Schatten und machte meine Musik. Und Bozen ließ mich stehen und machen. Und wenn ich am späten Nachmittag nach Meran zurückfuhr und unterwegs tankte, und wenn ein bißchen von dem Geld, das die Leute in meine Kappe geworfen hatten, übrig blieb, dann empfand ich sie wieder. Jene Richtigkeit. Herr Walther war ein armes Schwein gewesen, wie man das heute seinen Lebensumständen entsprechend ausdrücken kann. Und ich war auch eins und lernte in Herrn Walthers spiritueller Gesellschaft, daß Armut -, überhaupt Not durchaus das Mittel sein kann, das einen sowohl antreibt als auch befähigt, Kunst zu machen. 
Auch Straßenmusik? 
Gerade Straßenmusik! - 
Erst gegen Ende seines Lebens, wissen wir aus einem seiner Gedichte, erhielt Herr Walther endlich ein Lehen (d. i. Grundbesitz gegen die Verpflichtung, „dem Lehensherrn mit persönlichen Leistungen zur Verfügung“ [Duden] zu stehen). 
Viele Jahre nach unserer Meraner Zeit kriegten wir, meine Frau und ich, wovon wir immer geträumt hatten: eine Wohnung in einem mittelalterlichen Stadttor. Da war ich auch schon 63. 


Es gibt Dinge, 

die sind einfach, klar, no problem. Deshalb hoffen, sie beschreiben zu können, sollte man nicht. Hegels „Phänomenologie des Geistes“ ist nichts gegen eine Beschreibung der Ecke, der Kurve, des Winkels Große Bleiche - Trierer Straße. Wenn die Beschreibung kurz und beim Hören oder Lesen sofort augenfällig sein soll.
Also: Die Große Bleiche und die Trierer Straße sind de facto ein und dieselbe Straße. Die hier einen rechten Winkel bildet. Und wenn man von Nöthen kommt, heißt sie bis zu dem Winkel Große Bleiche und danach Trierer Straße, und wenn man von Eicherscheid kommt, heißt sie bis zu dem Winkel Trierer Straße und danach Große Bleiche. Das ist klar und korrekt, aber sich die Verhältnisse gleich beim Lesen vorstellen - ich könnte das nicht. 
Mitten durch den rechten Winkel führt ein breiter Zebrastreifen. So daß Zebrastreifen und Große Bleiche einen Winkel von 45 Grad bilden und Zebrastreifen und Trierer Straße auch einen. Das ist so schwer sich vorzustellen, weil es so etwas nirgendwo anders gibt. Aber uns hier in Münstereifel, uns mußte so etwas vorgesetzt werden. Und es kommt noch verwirrender, nämlich:
Wenn Sie sich die Große Bleiche und die Trierer Straße trotz der verschiedenen Namen und trotz des rechten Winkels als ein und dieselbe Straße vorstellen, kann man sagen: Auf der Außenseite des Winkels liegen die Stadt und der Bahnhof, innerhalb des Winkels zwei oder drei Schulen mit (geschätzt) einer Million Schüler, und alle haben um halb zwei (um 13 Uhr 30) Schulschluß. Von denen (geschätzt) eine halbe Million von den Schulen in die Stadt und weiter zum Bahnhof zieht. Dazu wollte ich ganz kurz was sagen: 
Nämlich: Um in die Stadt und weiter zum Bahnhof zu kommen, müssen sie über die Große Bleiche / Trierer Straße. Ein paar laufen quer über die Große Bleiche, viele über die Trierer Straße, die meisten benutzen den Zebrastreifen. Wenn Menschen, auch Schüler, über einen Zebra­streifen gehen, auch wenn nur ein einziger Schüler hinübergeht, haben Autos anzuhalten. Wenn aber (geschätzt) eine halbe Million Schüler über den Zebrastreifen geht, stehen Autos binnen kurzem auf der Großen Bleiche im Stau bis hinauf zum Kurhaus und auf der Trierer Straße bis zu, was früher die B51 war. (Ich kann mir einfach nicht merken, wie die frühere B51 heute heißt.) 
Die Schüler sind sehr viele, und sie kommen nicht zügig. Mal ein größerer Haufen, mal ein kleinerer. Dazwischen könnten aus den Staus aus beiden Richtungen je zwei oder drei Autos Gas geben und machen, daß sie weiterkommen - können sie aber nicht. Weil zwischen den Haufen immer auch einzelne Schüler angelatscht kommen, einer, dann noch einer, dann einer, der mitten auf dem Zebrastreifen ein derart tiefsinniges Telefongespräch führen muß, daß er nicht weitergehen kann. Und so weiter. Bis wieder ein Haufen Schüler kommt. 
Ich verstehe: Ihre Mitschüler in den größeren Städten machen bei Fridays for Future mit. Wenn Schüler aus Münstereifel und Umgebung mitmachten, wäre das kaum medienwirksam. Nichtsdestoweniger sympathisieren sie mit der Fridays for Future-Bewegung, und sie praktizieren ihre Sympathie, indem sie möglichst viele Autos nicht daran hindern, von der Autobahn nach Münstereifel und von Münstereifel zur Autobahn zu fahren, das nicht! Aber dabei BEhindern! Indem sie den Zebrastreifen wie mit einer Schranke kurz freigeben und lange sperren. 
Und damit genau das verursachen, wovon sie sagen, daß sie’s verhindern wollen. 
Verhindern, sagen sie, wollen sie, daß Autos immer mehr Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen, weil Kohlendioxid ein sogenanntes Treibhausgas sei, das die Erde auf die Dauer zu heiß und zu trocken machen könnte. Ja, aber Autos produzieren am wenigsten Kohlendioxid, wenn sie stehen. (Was sie übrigens die allermeiste Zeit tun.) Und am zweitwenigsten, wenn man sie gleichmäßig mittelschnell fahren läßt. Ohne viel zu beschleunigen und ohne viel zu bremsen. Und ohne vor einem Zebrastreifen im Stau zu stehen. Mit im Leerlauf laufendem Motor, das ist geradezu Gift für das Klima. Und genau dazu - länger als notwendig vor dem Zebrastreifen im Stau zu stehen - genau dazu zwingen sie sie. Die Schüler die Autos. - 
Ja, ich weiß: Wenn wir erst alle E-Autos fahren, wird alles besser! - Erinnern Sie sich, was gesagt wurde, als die Atomkraftwerke gebaut wurden? Alles, alles würden sie billiger und sauberer machen, und das Problem mit dem strahlenden Müll wär auch gelöst. Fast. 
Die Geschichte wiederholt sich: Das Problem mit dem giftigen Zeug in den verbrauchten Batterien aus den E-Autos ist auch fast gelöst.


Aus dem Bericht

 

eines finnischen Austauschstudenten über seinen Aufenthalt in Deutschland im Sommer 2020:
„Wenn die Deutschen etwas machen, machen sie es gründlich. Zum Beispiel den Nationalsozialismus: Am Ende der dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts gab es in Europa siebzehn Staaten mit faschistischen, beziehungsweise national-sozialistischen Regierungen. (Auch bei uns in Finnland hatte es eine faschistische Bewegung gegeben. Aber die hatten wir schon 1936 verboten.) Aber die deutsche war die gründlichste, man kann auch sagen: die fanatischste, man kann auch sagen: die verrückteste. Und die Deutschen waren die Verrücktesten beim Mitmachen. Vielleicht sollte ich fünfhundert Konzentrationslager, sechs Millionen ermordete Juden und einen Weltkrieg mit sechzig Millionen Toten nicht verrückt nennen. Aber wie anders nennt man das?
Die Deutschen waren die verrücktesten Nazis, die DDR-Deutschen die verrücktesten Sozis, jetzt, dreißig Jahre nach dem Ende der DDR, setzt sich - jetzt wieder in ganz Deutschland - eine neue Verrücktheit durch: Ökologie. Ökologie als Ideologie. Und die Deutschen sind von allen Grünen die verrücktesten. Nur ein Beispiel: Wegen der Corona-Pandemie hatten die Fridays for Future-Kinder den Sommer lang Ruhe gegeben. Am vergangenen Samstag sollte die Ruhe vorbei sein. Die Erfinderin des Unfugs, die schwedische Autistin Greta Thunberg, hatte noch alleine demonstriert, voriges Jahr sollen es schon hunderttausend Demonstranten gewesen sein, in diesem Jahr hatte es allein in Berlin eine Million sein sollen. (Es waren zehntausend.) 
Auch in meiner kleinen Stadt wurde demonstriert: Die Kindergärtnerinnen wanderten mit ihren Kleinchen von Stadttor zu Stadttor und zurück. Die Kleinchen trugen Schilder, die sie nicht geschrieben haben und nicht lesen konnten. Sprüche skandieren hätte man lange mit ihnen üben müssen, verstanden hätten sie sie trotzdem nicht.  „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut“, aber wieso denn? Die, die das skandieren, klauen sie selber ihresgleichen, und sie wird ihnen von ihresgleichen geklaut. Indem sie da sind. Indem vor fünfzehn bis fünfundzwanzig Jahren auch sie noch dazugekommen sind, als die Erde längst über-übervölkert war. Muß ich das noch deutlicher formulieren? Hätten wir seit plus-minus 1955 weniger Kinder gemacht, gäb’s keinen Klimawandel. Das Klima wandelt sich nämlich nicht, weil zu viele Autos mit Verbrennungsmotor unterwegs wären; wenn es sich wandelt, wandelt es sich, weil acht Milliarden Menschen zu viel für diesen kleinen Planeten sind, fünfeinhalb Milliarden zu viel! 
Zurück zu den Kindergärtnerinnen und ihren Kleinchen: Das haben die Nazis gemacht, das haben die Sozis gemacht, jetzt also die Grünen: Man läßt kleine Kinder auftreten, weil man annimmt, daß sich die Sympathie, die man kleinen Kindern entgegenbringt, auf die grüne Bewegung überträgt - darf man das? Kleine Kinder für politische Propaganda mißbrauchen? Denn Grün ist ja längst kein Kölsch in der Studentenkneipe nachts um halb zwei mehr. Grün ist Kampf um die Macht, zu bestimmen, wie Deutschland in Zukunft aussehen wird. Und was die Deutschen zu tun und zu lassen -, zu tun und zu opfern haben, damit ihr Land aussehe wie Tolkiens Auenland (im Original „Shire“). Aber mit Internet.
Von den Eltern meiner Gasteltern habe ich gehört, in der Nazizeit hätten deutsche Kinder gebetet: „Händchen falten, Köpfchen senken, fünf Minuten an Hitler denken“. Und in der frühen DDR hätte es denselben Spruch gegeben, aber mit „Stalin“, also „Händchen falten, Köpfchen senken, fünf Minuten an Stalin denken“. Wenn ich, wie jetzt, an meinen Aufenthalt in Deutschland im Sommer 2020 denke, fällt mir ein: „Händchen falten, Köpfchen senken, fünf Minuten an Greta denken“.
Noch hab ich niemand so beten hören, aber so wird es kommen. Die Stimmung ist schon so.

 

 

 

 

 Kein Gedicht Nr. 21

 

Das sind die beiden Weisen, die 

einzigen, wie  der  Klimawandel  

aufzuhalten ist: Entweder macht  

keine  Frau  mehr  als  ein  Kind,   

bis wir in hundert Jahren wieder  

nur zwei Milliarden sind. Die die 

Erde ohne Schaden zu ertragen 

vermag. - Oder wir werden acht,  

demnächst zehn Milliarden. Die 

die Erde aber nur erträgt, wenn  

wir  uns  alles  verbieten  lassen 

und  auf  alles  verzichten, Auto, 

Fleisch essen, Flugreisen. Kurz: 

Wenn aus der Erde  eine grüne  

Erziehungsanstalt geworden ist.

Wo  wir  leben, wie die Juden in  

den Ghettos lebten: stiekum. Als 

wären  wir  die  zwei  Milliarden, 

die die Erde gar nicht bemerkt. - 

Lassen  Sie  es  sich  durch  den  

Kopf gehen, und wählen Sie klug.  


Aus den Ferien

 
Der Einfachheit halber gehe ich davon aus, daß Sie mich nicht kennen und nichts von mir wissen. Darum kurz: Ich wohne -, wir, meine Frau und ich, wohnen im Orchheimer Tor. Das ist eins der Münstereifeler Stadttore, und weil es plus-minus siebenhundert Jahre alt ist, ist es ein Denkmal. Das wir alle Jahre am Tag des offenen Denkmals öffnen (außer in diesem Jahr wegen - Sie wissen schon), obwohl jedesmal ein Haufen fremder Leute durch unsere Wohnung wandert. (Ja und? Ich laß mich eben gerne beneiden.) 

 

Dabei ist kaum zu verhindern - warum auch? - daß die Leute allerlei über uns erfahren. Zum Beispiel, daß ich absonderliche Musik mache, weil bei uns überall absonderliche Instrumente herumhängen und -liegen und -stehen. Dann fragen die Leute danach, und dann spiele ich ein paar Takte, und dann geschieht immer mal so was wie, was vor einigen Wochen geschah. Nämlich: Seit nun auch schon sechs Jahren gibt es (von der Stadt aus gesehen) vor dem Tor einen Platz mit wechselnden Namen. Dreimühlenplatz hab ich gehört, Outletplatz, Sonnenplätzchen, und als endlich mal wieder die Sonne schien, hab ich mich mit meinen Instrumenten behängt, bin hinuntergegangen und habe auf besagtem Platz ein paar meiner Stücke gespielt. 

 

(In einer Klammer: Von wegen „als endlich mal wieder die Sonne schien“: Wenn endlich mal wieder an drei Tage hintereinander die Sonne scheint, gerät  der WDR ganz aus dem Häuschen von wegen: Das ist sie! Die Klimakatastrophe! Wer ist daran schuld? Die Autofahrer! Wenn es aber wochenlang grau ist und manchmal naß und manchmal sehr naß … dann hätt ich gern eine Radiostation und sagte gern ins Mikrofon: Das ist es! Das ewige Scheißwetter! Wer ist daran schuld? Die Fahrradfahrer!)

 

 … bin hinuntergegangen und habe ein paar meiner Stücke gespielt. Und auf einer der Bänke vor damals noch Gerry Webers Laden saßen zwei junge Frauen - in meinem Alter sind fast alle Frauen jung - und sprachen mich an. Auf eine angenehm freundliche Weise. Als wären wir alte Bekannte. Aber ja doch, seien wir! An einem jener Tage des offenen Denkmals seien sie bei uns, meiner Frau und mir, im Tor gewesen und hätten mich auf meinen Instrumenten spielen hören und sehen.

 

Und sie sprächen mich an, um mich zu fragen, ob ich nicht Lust und Zeit hätte, an irgendeinem Abend, an dem es mir passe, um sechs zu ihnen nach Iversheim zu kommen und ein bißchen so was wie, was ich eben gespielt habe, zu spielen. Auf der Wiese gegenüber der Kirche. Auf der anderen Seite der Erft. Seit die Corona-Sache zugange sei, versammle sich da jeden Abend um sechs, wer Lust und Zeit habe, und sage was auf oder lese was vor und einer spiele Trompete und einer sogar Dudelsack. Und alles, um einander Mut zu machen. 

 

Ich erwartete, daß sie sagen würden, ich sei ja zugezogen und kenne das nicht, aber hier in der Eifel sei das so. Aber das sagten sie nicht, und ich fuhr am nächsten Freitag gegen sechs nach Iversheim. Aber dann hatte ich das Gestell, das ich mir um den Hals hänge, und worin die Mundharmonika steckt, und woran das kleine Mikrofon befestigt wird, das hatte ich zu Hause liegenlassen. (So was kommt neuerdings beunruhigend oft vor.) Ich wollte mich still davonmachen, aber da stand schon jemand - der von den beiden Frauen auf dem Sonnenplätzchen avisierte Trompeter? - vor mir und wedelte mir mit einem solchen Gestell vor dem Gesicht herum. Und das kleine Mikrofon befestigten wir mit einer Wäscheklammer. 

 

Es war, kurz, ein - wie hatten die beiden Frauen es genannt? - ein Mut machender Abend, und wem er am meisten Mut machte, war mir. War ich. Weil Straßenmusiker, hat mir mal einer gesagt, Straßenmusiker, die so alt aussähen wie ich, und die es obendrein seien, also alt, die seien doch nur peinlich. Dabei stand ich in diesen Tagen vor der Frage, ob ich meine Instrumente mitnehmen würde oder nicht. Die nämlich, wenn ich sie mitnehmen würde, viel Platz in unserem kleinen Auto einnehmen würden. 

 

Nach diesem Abend nahm ich sie mit. Auf die alljährliche Reise nach Finnland. Weil meine Frau Finnin ist, und ihre Familie in Finnland lebt; auch ihre Mutter, von der keiner weiß, ob sie ihre Tochter im nächsten Jahr noch erkennt. Und überhaupt, ob sie dann noch lebt. Wie gesagt: Nach jenem Abend im Nachbardorf nahm ich meine Instrumente mit. 

 

Die nächste vom Hof meiner Schwiegerfamilie aus erreichbare Stadt heißt Pori. Ich habe jedes Jahr mindestens einmal auf dem Markt von Pori gespielt, ich wollte das auch dieses Mal tun. Aber dann hatte ich wieder zu lange geschlafen, und wenn ich auf dem Markt ankäme, wäre er längst vorbei. Und überhaupt sah es nach Regen aus. So daß es irgendwie - ich hasse das Wort! - daß es erst am letzten Tag vor unserer Wieder-Abreise klappte, aber dafür war ich an diesem Tag sehr gut. 

 

Wer gar nicht gut war, war das Publikum. Wenn jemand kam oder ging, machte er einen deutlich wütenden Bogen um mich, wer vor den Kaffeebuden saß, drehte seinen Stuhl so, daß er mit dem Rücken zu mir saß, keiner rührte die Hände, wenn ein Stück zu Ende war. Brecht nannte die Finnen ein Volk, das in zwei Sprachen - Finnisch und Schwedisch - schweigt. Das hier anwesende Volk schwieg mich sozusagen vom Platz. Noch EIN Stück, und sie hätten den Krieg von 44/45 wiederaufgenommen - warum? 

 

Meine Frau, die das Ende meines Auftritts mitbekommen hatte, erklärte es mir: Sie haben Angst vor dir. Weil du ein Ausländer bist. Das ist immer und überall so: Das Böse kommt von außen, und das Böse ist derzeit das Corona-Virus. Finnland hat kaum Erkrankte und noch weniger Tote. Aber gleich gegenüber ist Schweden, wo mehr Menschen an Corona sterben als in Finnland daran erkranken. Und daß du kein Schwede bist und nicht hierhergekommen, um uns alle anzustecken, ist dir nicht anzusehen. Glaub mir, solche Ängste kursieren auch in Deutschland. Eure - meine Frau ist Finnin! - eure Neonazis werden längst Beweise haben dafür, daß das Corona-Virus eine jüdische Erfindung ist. Die ihnen - den Juden - zur Weltherrschaft verhelfen soll. 

 

Ich sagte: Aber wenn sie solche Angst vor Corona haben, warum trägt kaum einer eine Maske? 

 

Keine Ahnung, sagte meine Frau, was hältst du davon: Finnland ist so groß wie Deutschland, es gibt aber nur fünf Millionen Finnen. Da läuft man sich nicht ständig über den Weg. Dementsprechend gering ist die Gefahr, angesteckt zu werden, beziehungsweise jemand anzu­stecken. Darum gibt es keinen Befehl von oben, Masken zu tragen. Und ohne Befehl von oben tut keiner so was Lächerliches wie eine Maske vor Mund und Nase tragen, was hältst du davon - ?

 

 

Von der dritten Katastrophe 


Der folgende Text handelt weder von der Corona-Pandemie noch vom Klimawandel. Sondern von der Erneuerung der Stadt Bad Münstereifel.

Am 14. November 2019 fand in der Konviktkapelle eine Veranstaltung „Bad Münstereifel startet durch“ statt, Untertitel „Bürgerforum zur Stadterneuerung“. Auf der eine Menge alerte junge Damen und Herren Entwürfe vorstellten, wie sie sich Münstereifels Erneuerung vorstellen. Und die Münstereifeler-, die anwesenden Münstereifeler baten, sich zu den Entwürfen zu äußern. Vorschläge zu machen, was man bitte gar nicht oder anders oder ganz anders gemacht haben möchte.
Beunruhigend, ein bißchen, fand und finde ich, daß im Verhältnis zu ihrer Gesamtzahl nur wenige Münstereifeler die Veranstaltung besuchten. Von der bevorstehenden Corona-Pandemie wußte noch keiner, also muß es der Klimawandel -, wenn nicht die Klimakatastrophe gewesen sein. Es muß dem Anti-Auto-pro-Fahrrad-Sender WDR gelungen sein, den Münstereifelern einzureden, daß es sich nicht lohne, ihre Stadt zu erneuern, weil sie sowieso keine Zukunft habe. Weil einige böse Menschen, darunter ich, der Autor, immer noch Auto fahren. („Auto“ und „Autor“, da ist ja wohl alles gesagt!) Zur Strafe wird die Klimakatastrophe mit aller Gewalt über Münstereifel hereinbrechen. So erkläre ich mir das. -

Jetzt liegen die Entwürfe der oben erwähnten alerten Damen und Herren samt den Ergänzungen vom 14. November vor - o je!

O je, weil ich so was habe kommen sehen. Ich kann beweisen, daß ich so was habe kommen sehen, weil ich noch im November etwas über das „Bürgerforum zur Stadterneuerung“ geschrieben und auf diesen Seiten veröffentlicht habe. Und nun trifft alles ein, fast alles, was ich gefürchtet habe und gerne verhindert hätte. Sie müssen wissen, daß ich nicht zum ersten Mal an einer solchen Veranstaltung teilgenommen habe. Wenn man’s nicht ganz streng nimmt, öfter als zehn Mal. (Ja, ich bin ein alter Mann.) Nicht immer zur Stadt­erneuerung, ein paarmal zur Erneuerung von Sprachlaboren. Da kamen die üblichen alerten jungen Damen und Herren zu uns ins Institut und führten die neuesten Modelle vor. Die viele Tausend kosteten, und die wir bestellten, obwohl wir keinen anderen Gebrauch für die neuen als für die alten Modelle hatten. Wir bestellten sie, um dem Ministerium zu demonstrieren, daß wir auf der Höhe der Fremdsprachendidaktik seien und überhaupt auf der Höhe der Zeit. Kaum waren die Geräte geliefert, aufgestellt, angeschlossen und die alerten jungen Damen und Herren abgezogen, machten wir uns an die Arbeit und programmierten die neuen Geräte so, daß sie genau das taten, was die alten getan hatten. Weil, damit konnten wir, Lektoren und Studenten, etwas anfangen.

     Nach allem, was ich verstehe, verhält es sich mit der Stadterneuerung vielleicht nicht ganz ähnlich, aber ähnlich. Nämlich, die Stadt will was tun; ich nehme an, sie muß was tun, was ist das für eine Stadt, die nichts tut?! Was ist das für ein Stadtrat, der nicht dafür sorgt, daß etwas geschieht?! Also muß etwas geschehen. (O lesen Sie „Es wird etwas geschehen“ von Heinrich Böll!) So etwas ist teuer. Aber wenn die Stadt einen kleinen Teil der Kosten trägt, dann, und nur dann, schießt das Land den großen Rest vor. Das heißt, wenn Münstereifel das Goldene Tal richtig platt und einen kleinen Flugplatz daraus macht (und noch ein paar kleinere Bedingungen am Rande erfüllt), kann es das Geld beantragen, das es kostet, einen Großflughafen anzulegen, was halten Sie von „Heino Airport“?

Unsinn! Münstereifel beabsichtigt nicht, im Zuge der Stadterneuerung einen Großflughafen anzulegen. Aber viele kleinere, ebenso wenig bedachte Projekte zu verwirklichen.
Ich habe keinen Grund, die Stelle in Münstereifel zu verheimlichen, an der ich alle anderen Stellen (und besonders solche, die nun erneuert werden sollen) messe: Das kurze, roh gepflasterte Stück Straße von der Burg zum Johannistor. Zwischen Stadtmauer und Umgehungsstraße. „Edle Einfalt und stille Größe“ (J. J. Winckelmann), sagt Ihnen das was?

Und dann kommt man von dem Turm am oberen Ende der Straße - ich wünsche Ihnen, daß Sie nicht in das Innere des Turms geschaut haben! - man kommt die Straße herab, kommt neben dem Johannistor an, geht weder nach rechts durch das Johannistor noch nach links durch die Unterführung unter der Umgehungsstraße. Sondern geradeaus. Doch das geht, da ist ein Pfad …

… aber was für einer! In der Richtung, in der (oder die) Sie gehen, liegt rechts der ehemalige Wallgraben, jetzt Sportplatz des Michael-Gymnasiums, dahinter die Stadtmauer. Als Stadtmauer angefangen haben, siebenhundert Jahre alt sein und als Begrenzung eines Sportplatzes enden, das ist hart. - Vorsicht, wenn’s geregnet hat, ist der Pfad glatt, man möchte nicht immer wissen wovon. Noch mal Vorsicht: Hundekacke! Entsprechend beschmierte Papiertaschentücher beweisen, daß es sich nicht immer um Hundekacke handelt. - Vandalisierte Patenbäume, von Jahr zu Jahr weniger, und zerfleddertes Gebüsch, das den Müll überwuchert, der hier immer wieder entsorgt wird. Und den Pfad, das Gebüsch überwuchert auch den Pfad, in ein paar Jahren wird es keinen Pfad mehr geben. Vorerst endet er, recht provisorisch, im Hinterhof des Outlets zwischen Robert Ley und Gerry Weber. Und?

Nun ja, die Firma, die auch das erste „Bürgerforum zur Stadterneuerung“ veranstaltet hatte, wird die Arbeit an der Stadterneuerung fortgesetzt haben, jetzt liegen Ergebnisse vor. Noch keine praktischen, - solche auf Papier.

Und? Was wird aus dem verwahrlosten Pfad zwischen Stadtmauer, Sportplatz und Umgehungsstraße?
Nichts! Nach allem, was ich gehört und gelesen habe, nichts. Und richtig, jetzt kommt’s mir wieder, ich hab das doch auch damals schon geschrieben. Daß man den ganzen teuren Unfug unterlassen sollte und viel Geld sparen könnte. Indem man pflegte, was man hat. Was hab ich gelesen? Zwischen Großer Bleiche und Stadtmauer soll ein … wie nennt man so was? Fitnesspark? Soll ein Fitnesspark entstehen mit Balancegerüsten, calisthenischen Recken (was ist das?) und sogar einem Trampolin. Und vor der Werkbrücke links der Erft eine Kunstwiese und rechts eine Sitztreppe, um darauf zu sitzen und die Kunst auf der Wiese auf der linken Seite anzugucken. Wenn auch von weitem.

Na toll! Sind die Damen und Herren, die sich das ausgedacht haben, sind die mal auf den „Eifelblick“-Turm an (oder in) der südwestlichen Ecke der Stadtmauer (gleich neben dem zukünftigen Fitnesspark) gestiegen? Haben sie nicht die zerschlagenen Glasflaschen gesehen, die von dem Turm hinabgeworfen werden, die „Grafitti“ an den Wänden im Inneren des Turms, die - sorry! - Sauereien auf der Info-Tafel? (Inzwischen wurde die Tafel entfernt.) Ebenfalls gleich nebenan verläuft die Große Bleiche auf einer Brücke über die Erft. Die zugleich ein Tunnel -, eine Unterführung für Fußgänger unter der Großen Bleiche war. Sie war das, bis sie zum Treffpunkt junger Leute wurde, denen man lieber aus dem Weg geht, es heißt, sie handelten mit Drogen. Diese jungen Leute sowie die, die ein paar Meter erftabwärts um den kleinen Mauerdurchbruch rechts neben der Werkbrücke herum abhängen. Und genauso asozial und unglücklich sind wie ihre Kollegen (oder Konkurrenten?) in dem Tunnel unter der Großen Bleiche.
    Das war alles einmal sehr hübsch, sehr malerisch, sehr romantisch - es war! Wer glaubt denn, daß diese (und andere) jetzt angekündigten Neuerungen nicht binnen kurzem genauso demoliert sein werden? Genauso versifft, wie man heute sagt - ? Wäre es nicht sinnvoller, das viele Geld nicht für Neues auszugeben? Sondern dafür, das viele Hübsche, das es in Münstereifel auch noch gibt, zu reinigen und zu pflegen. Zu reparieren und zu restaurieren. Und zu bewachen; das allerdings müßte sein. Die Medien sind voll von Berichten über die rapide zunehmende Gewaltbereitschaft, Gewalt gegen Menschen (die Polizei weiß, daß ich weiß, wovon ich schreibe), Gewalt gegen Dinge (wie das Hotel und den dazugehörigen Teich im Schleidtal). Nichtsdesto­weniger soll ein Fitnesspark sozusagen schutzlos in die Gegend gestellt werden, unbewacht - ?

Hat eigentlich niemand den Damen und Herren von der Stadterneuerung erzählt, wie es mit dem Kinderkarrusell vor dem Werther Tor ging und was daraus geworden ist?

     All die neuen Anlagen und Geräte - wozu? In den Grünanlagen vor der Stadtmauer gibt es zwei Boule-Bahnen, beide arg verwahrlost. Umgeben von, was von Streetfood übrigbleibt, nachdem man gegessen hat. Sowie Flaschen, Getränkedosen, Zigarettenschachteln. Es gab einmal stationäre Sitzgelegenheiten und stationäre Tische mit eingearbeiteten Spielebrettern, Schach, Mühle, Dame. (Da muß mal jemand versucht haben, aus Münstereifel etwas anderes zu machen als Eifel.) Eine oder zwei dieser Gelegenheiten gibt es noch - nie habe ich zwei (weil es ja immer zwei sein müssen) da sitzen und spielen sehen, nie. Keine Münstereifeler, keine Touristen. Und das soll nach der Stadterneuerung anders sein? Ich bitte Sie, man kommt nicht nach Münstereifel, um ein anderer oder eine andere zu sein als zu Hause. Um etwas anderes zu tun als zu Hause. Man kommt nach Münstereifel, um ein bißchen billiger zu kaufen, was zu Hause ein bißchen teurer ist. Hinterher gibt es eine Tasse Kaffee und ein Stück Kuchen oder eine kleine Portion Pommes  - aus.

Ich denke, das Problem ist, daß Münstereifel nicht weiß, was es sein will: Eine kleine Stadt mit einem empfindlichen Stadtzentrum. In das (wenn nicht gerade Corona-Krise ist) täglich dreitausend Schüler einfallen, die Hälfte davon pubertierende Jugendliche, die Hälfte wiederum davon pubertierende männliche Jugendliche. - Oder eine malerisch-alte Stadt à la Rothenburg, Dinkelsbühl, Nördlingen. Die vom Tourismus lebt. Aber an Tagen (und Abenden), an denen die übrige Welt feiert - Weihnachten, Silvester, Vatertag - sind die Münstereifeler Lokale geschlossen. Macht nichts, es gibt sowieso kein Lokal, das über ein Sälchen für einen mittelgroßen Vereinsabend mit Musik verfügte. Nicht einmal ein Kino! (Streaming-Dienste sind dafür kein Ersatz!) - Oder die einzige Stadt in Deutschland, die ein Outlet nicht hat, sondern ist: Die Läden des Outlets sind nicht, wie anderswo, in einem Einkaufszentrum am Stadtrand untergebracht. Sondern in plus-minus, wie man heute sagt, plus-minus dreißig restaurierten Häusern an der einen Haupt- und einer Querstraße.

Ich denke, wenn sich Münstereifel für eine dieser Rollen entschiede, könnte etwas daraus werden, wie man so sagt. So versucht es, allen Rollen gerecht zu werden und wird keiner gerecht. Was ist eigentlich aus all den Vorschlägen geworden, die gelegentlich Bürgermeister Büttners „Zukunftswerkstatt“ gemacht wurden?
Ich weiß noch, wofür ich damals plädiert habe: Dafür, daß Münstereifel mehr Polizei kriegte, mehr Polizisten zu Fuß. Für mittags halb zwei, wenn die Schulen aus sind. Für abends und nachts, wenn in der Gerlach-Halle was los war. Und für Sich-immer-mal-blicken-lassen an den neuralgischen Punkten der Stadt. Dafür plädierte ich heute noch.

Und dafür, die Rote Brücke im Kurpark wiederherzustellen.

Und das Stück Stadtmauer zwischen Burg und Schoßpforte.



Wie ein rotes Auto mich zum Grünen macht
Ich kann und kann der grünen Bewegung nichts abgewinnen. Und habe lange geglaubt, das wär, weil ich ein Autonarr bin, und die Grünen mir mein Auto wegnehmen wollen. Das stimmt aber gar nicht. Doch, daß die Grünen mir mein Auto wegnehmen wollen, und geradezu fanatisch wollen das grüne Teenager, weibliche grüne Teenager, das stimmt. Dabei, wenn sie mir mein Auto wegnähmen, schadeten sie sich selbst, beziehungsweise ihrer Bewegung. Denn ich bin ein Autonarr, ich sagte es schon, und habe ein Auto. Und? Was tut das Auto? Antwort: Es macht mich zum Grünen!
Was haben Sie denn gegen grüne weibliche Teenager?
Ich weiß nicht einmal, wogegen ich mehr habe: gegen weibliche Teenager? Oder gegen Grüne? Gegen Grüne ist klar, nicht wahr? Grüne sagen, daß eine Klimakatastrophe drohe, weil wir Autos mit Verbrennungsmotor fahren. In Wahrheit droht sie, weil die Erde für zweieinhalb Milliarden Menschen ausgelegt ist. Aber von knapp acht Milliarden bewohnt wird. Die alle nicht aufhören, Kinder zu machen. Aber DAS sagen sie NICHT.
Und gegen weibliche Teenager?
Ach, ich habe Bilder von BDM-Mädchen gesehen, wie sie Hitler zujubeln. 1968 Mädchen, wie sie gegen BILD und die Springer-Presse demonstrieren. Heute gehen sie freitags auf die Straße angeblich aus Angst um ihre Zukunft, wissen Sie was? In all diesen Gesichtern dasselbe irre Leuchten …
… ich wollte aber erzählen, wie mein Auto mich zum Grünen macht:
Es begann damit, daß, als unser Morgan (+8!) wieder einmal streikte, - daß meine Frau sagte: Wenn DU einen Sportwagen haben mußt, kauf DIR einen Sportwagen. Aber UNS kauf endlich was Zuverlässiges!
Nachdem sie es damals schon 23 Jahre mit mir und meinen MGs und Morgans und Triumphs ausgehalten hatte, hatte sie alles Recht, so etwas zu sagen. Also kaufte ich einen Porsche, einen gebrauchten. Einen richtigen Porsche, so einen, der aussieht wie, was man sich unter einem Porsche vorstellt. Den fuhren wir, bis er neunzigtausend Kilometer auf dem Tacho hatte, wie man so sagt, gaben ihn in Zahlung für einen mit weniger Kilometern auf dem Tacho, fuhren ihn, bis er neunzigtausend Kilometer auf dem Tacho hatte, gaben ihn in Zahlung für einen mit weniger Kilometern auf dem Tacho und immer so weiter. Bis auf den, den wir jetzt fahren. Den haben wir neu gekauft in der Hoffnung, daß ein neuer endlich wirklich zuverlässig wär.
Kurz: Nein, ist er nicht. Aber SO hübsch. Finde ich. Knallrot ist er (aber bei Porsche heißt das nicht knallrot, sondern indisch rot), und damit begann meine Entwicklung zum Grünen wider Willen. Nämlich: Auf dem Rot sieht man jedes Staubkorn, und dann ist er nicht mehr hübsch, sondern schmutzig. Dann höre und lese ich sämtliche Wettervorhersagen für die nächsten Tage, bestelle für den nächsten SONNIGEN Tag einen Termin im Bonner Porsche Zentrum (ich werde einen Porsche doch nicht in irgendeiner ordinären Tankstellen-Waschanlage waschen lassen!), fahre nach Bonn, lasse ihn im Porsche Zentrum waschen, dann kommt er von einem der Mitarbeiter des Porsche Zentrums aus der Waschhalle gefahren … gott, ist er hübsch! (Nicht der Mitarbeiter! - mein indisch roter Porsche!)
Dann fahre ich ihn wieder nach Hause auf seinen Stellplatz in der Tiefgarage, und da bleibt er erst einmal. (Und ab und zu gehe ich und schaue nach ihm. Weil, Autos sind keine Menschen, Autos brauchen Liebe! - Erzählen Sie das bloß nicht weiter!) Da bleibt er erst einmal, weil, wenn ich damit führe, würd er wieder schmutzig. Bis ich wieder einmal damit fahren MUSS, zum HNO-Arzt in Godesberg oder zum Urologen in Mechernich. Und es regnet. Obwohl Gott genau weiß, daß ich heute einen Termin beim Arzt habe!
Ist es auch noch kalt, rufe ich an und bitte um einen neuen Termin, heute bin ich verhindert. Weil’s kalt ist! Mit kalt meine ich nicht Eis und Schnee, sondern alles unter plus fünf Grad. Nicht weil ich keine Winterreifen hätte - doch, hab ich! Nein, es ist, im Motor eines Porsches schwappen acht Liter Motoröl. Die auf den paar Kilometern nach Mechernich nicht warm werden. Wenn ich in Mechernich im Parkhaus des Krankenhauses ankomme, hat sich der Zeiger des Ölthermometers noch kein bißchen bewegt. Auf die Dauer ist das für jeden Motor tödlich. Weiß ich von meinem Vater. Der im Krieg Schirrmeister war. In Rußland.
Das ist es! Sehen Sie, ewig kommen einem die Grünen mit der Rücksicht, die wir auf die Umwelt nehmen sollen. Mir ist aber aufgegangen, daß es meine Rücksicht auf mein Auto ist, die mich Rücksicht auf die Umwelt nehmen macht. Zum Beispiel will ich, wie wir das schon hatten, ich will nach Mechernich, ich will nicht - ich muß. Nach Mechernich. Da muß ich durch das Heisterbacher Tor, denn die Straße durch das für mich nähere Orchheimer Tor ist eine Einbahnstraße, und zwar eine stadteinwärts. Also fahre ich die Orchheimer Straße hinab und über den Markt, weiter durch die Marktstraße und dann links ab in die Heisterbacher Straße … NEIN! Das hab ich einmal getan, das tu ich nie wieder! Denn das Pflaster in der Heisterbacher Straße, darauf hätte mein Vater die Tauglichkeit seiner Panzer prüfen können. Die zweihundert oder so was Meter von der Ecke Marktstraße / Heisterbacher Straße bis zum Heisterbacher Tor kosteten (Irrealis) mich vier neue Stoßdämpfer. Gleich knapp viertausend Euro. Wenn das so ist, fahre ich gar nicht erst los. Bleibe meinem Auto zuliebe zu Hause. Und erspare der Stadt Münstereifel und der ganzen nördlichen Eifel angeblich Millionen Tonnen Feinstaub und Milliarden Tonnen Kohlendioxid oder umgekehrt, und so ist das immer.
Wie ist es immer?
So: Der Porsche ist ein sehr hübsches Auto, dem ich schlechte Straßen oder schlechtes Wetter oder beides nicht zumuten mag. Aber einmal im Jahr müssen wir, meine Frau und ich, nach Finnland. Weil wir in Finnland eine große Familie haben. Und können nicht fliegen, weil wir SO viel mitnehmen müssen. (Es ist ganz unglaublich, was alles in das kleine Auto paßt! Berge von Zeug UND meine Ein-Mann-Band!)
Finnland liegt am entgegengesetzten Ende der Ostsee, wir brauchen eine Fähre, die uns hinüberbringt. Von Travemünde (bei Lübeck) nach Helsinki, für die plus-minus zwölfhundert Kilometer braucht die Fähre 32 Stunden. Nachts um drei legt sie ab. Wer nicht da ist, weil er auf der Fahrt von Berlin oder Frankfurt oder Münstereifel nach Travemünde in einem Stau steckengeblieben ist, bleibt in Deutschland (und kriegt keinen Cent des horrenden Fahrpreises zurück), shit happens.
Und?
Na ja, ich könnte versucht sein, am späten Abend zu fahren, wenn weniger Verkehr ist, und die sechshundert Kilometer in vier Stunden abzureißen. Bin ich aber nicht. Versucht, meine ich. Sondern wir fahren gegen Mittag los, sind um halb neun, neun in Travemünde, und der Motor hat sich kein einziges Mal anstrengen müssen. Ich will ja nicht ankommen - fahren will ich! Und nicht schnell - mit Genuß! Bei dieser Fahrweise verbraucht er neun Liter Super Plus auf hundert Kilometern, eine Tankfüllung reicht bis Travemünde, das soll ihm ein Elektroauto erst mal nachmachen! (Und wie lange braucht ein Elektroauto, um seinen Akku zu laden?) -
Münstereifel ist eine kleine Stadt, fast alle wissen fast alles von fast allen. Von mir wissen fast alle von meiner Vernarrtheit in Autos im Allgemeinen und in einen roten Porsche im Besonderen. Und? - halten sie mich deshalb für verrückt? Vielleicht; spüren lassen sie es mich nicht. Sondern sprechen mich an, wenn es keiner sieht: Herr Schonert, sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie Ihren Porsche verkaufen wollen, okay?
Wirklich wahr.


Da lob ich mir meinen Porsche
Ich kenne das.
O gott, wie lang ist es her, daß es sich nicht gehörte, was für ein Schriftstück auch immer mit „ich“ zu beginnen?
Ich kenne das. Vor 50 Jahren, als die Studenten Revolution machen wollten, war die Stimmung ganz ähnlich. Ganz ähnlich wie heute, meine ich. Die meisten „Revolutionäre“ träumten von Alexander Dubčeks „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“. Aber es gab auch junge Männer wie meinen (sehr entfernten!) Bekannten B., der sogar ein B. VON war, B. von Sowieso. Der Listen mit sich herumtrug mit Namen von Leuten, die, wenn die Revolution erst siegreich zu Ende geführt sei, sofort zu erschießen seien. Wirklich wahr.
Wie ich schon sagte: Das ist heute ganz ähnlich. Die meisten Grünen und die meisten ihrer Sympathisanten wünschen, daß wir achtsamer mit der Erde umgingen, fertig. Aber wie damals gibt es auch heute Fanatiker. Bei attac, bei den Medien, bei der Deutschen Umwelthilfe. Und und und. Die keinen erschießen wollen, die Fanatiker, noch nicht, nicht daß ich wüßte. Aber die Autobahnen für Autos sperren oder alle Besitzer von SUVs enteignen, da WÄREN sie nicht dafür - sie SIND es! Freuen sich über jeden Stau auf den Autobahnen, sogar über einen, in dem sie selber stecken. Weil er der „Freude am Fahren“ (aus der BMW-Werbung) einen Dämpfer verpaßt, Fanatiker sind nicht konsequent, sondern fanatisch.
Apropos „SUV“ - das sind die Klimaretter und Umweltschützer selber schuld. „Panzer“ schimpfen sie die Dinger, aber warum heizen sie die Stimmung derart an, daß man meint, sich nur noch in einem Panzer auf die Straße wagen zu können. Wenn die Dinger nicht so häßlich wären, hätt ich vielleicht auch eins. Ein SUV, meine ich. So hab ich nur den Porsche. Um möglichst schnell fliehen zu können.
Fahrrad? Von allen Verkehrsmitteln sind Fahrräder das fieseste. Viel fieser als Autos! Wieso? Weil Autos teuer sind und Autoreparaturen noch teurer, da fährt man nicht „einfach so“ in eine Menschenmenge. Denn wenn Menschen auch weicher sind als Mauern, Bäume oder andere Autos - das Auto ganz schön (und ganz schön teuer) zerbeulen und zerkratzen und die Frontscheibe zerschlagen tun auch Menschen. Wenn man auf sie draufknallt. So denkt man nicht, aber heimlich tut man’s doch und fährt mit dem Auto durch shared spaces gaaanz vor-sich-tig. (Shared spaces sind Flächen und Straßen, die Autos, Fahrräder und Fußgänger gleichberechtigt und gleichzeitig benutzen. Wie unsere Orchheimer Straße.) - Gaaanz vor-sich-tig. Anders Fahrräder. Beziehungsweise Fahrradfahrer. Die brettern da durch, weil besonders der WDR pausenlos predigt, daß Fahrradfahrer ganz und gar schuldunfähig seien. Und weil ein Fahrrad bei einem Zusammenstoß mit einem Menschen kaum Schaden nimmt. So daß sich der Fahrer nach dem Zusammenstoß sofort wieder draufsetzen und, was das Wichtigste ist, unerkannt davonbrettern kann. Weil Fahrräder kein Nummernschild haben. Weder hinten wie Motorräder. Noch vorne.
So was tut man nicht, aber solange der oder die Angefahrene nicht schreit, tut man’s doch. Davonbrettern, meine ich, der oder die Angefahrene wird nicht gleich tot sein, und wenn er oder sie nicht schreit, dauert es ein paar Sekunden, bis die Umgebung auf den Unfall aufmerksam wird - Zeit, sich davonzumachen. Mit dem Rad kann man schneller fahren, als der schnellste Läufer laufen. Und kann fahren, wo kein Polizeiauto durch-, wo nicht einmal eins hinkommt.
Ich weiß, wovon ich schreibe, ich hab’s erlebt. Nicht genau das - was Ähnliches. Vor einem Vierteljahrhundert lange bevor der Krieg zwischen Fahrradfahrern und anderen Verkehrsteilnehmern so richtig entbrannte. Ich war jünger damals, natürlich, und fuhr einen kleinen offenen Sportwagen. Fuhr von Dollendorf hinauf nach Vinxel; Dollendorf liegt am Rhein, Vinxel auf einem der nördlichen Ausläufer des Siebengebirges. Auf derselben Straße fuhren drei Radfahrer, drei junge Männer, sie fuhren nicht - sie quälten sich den Berg hinauf. Uns kam nichts entgegen, so daß ich dachte, Betonung auf „dachte“, sie gefahrlos überholen zu können. Aber als ich an dem Vordersten vorbeifuhr, langsam, um ihn nicht zu reizen, indem ich ihm vorführte, wie leicht und schnell ich mit dem Auto den Berg hinaufkam, - als ich an dem Vordersten vorbeifuhr, zog der eine Flasche aus einer Halterung an seinem Lenker und spritzte durch das Trinkrohr wieder und wieder eine gelbe Flüssigkeit auf mich in meinem offenen Wagen. Steckte die leere Flasche zurück in die Halterung und bog rechts ab in den Wald an einer Stelle, wo kein Weg war. Sondern der Wald war, was „ein lichter Wald“ heißt, so daß er sich auf den Pedalen stehend und ohne zu treten zwischen den Stämmen den Abhang hinabrollen lassen konnte. Er und seine Kumpane, die ihm folgten - weg waren sie.
Mich ekelte, Urin! dachte ich … aber dann war’s nur irgendeine gelbe Brause. Nahm und nehme ich an, Urin klebt nicht. Eine klebrige gelbe Brause, meine Haare, mein Hemd, alles klebte. Meine Hose klebte an meinen Oberschenkeln. Und da, wo das Zeug die Sitze, die Verkleidung des Kardantunnels und die Innenseite der Türen getroffen hatte, griff die Brause das Kunstleder an, die Säure in der Brause. Machte große weniger schwarze Flecken auf tiefschwarzes Kunstleder. Der Wagen war gegen Vandalismus versichert, aber wer würde mir glauben, daß ein Brauseattentat auf uns verübt worden war, den Wagen und mich?
Wie gesagt war das vor einem Vierteljahrhundert. Als Fräulein Thunberg noch gar nicht geboren war. Den Krieg zwischen Auto- und Fahrradfahrern hat es heftig angefacht - angefangen hat es ihn nicht („es“ von wegen DAS Fräulein). Angefangen hat der Krieg vor 25 Jahren auf der Straße von Dollendorf nach Vinxel. -
Und die andere Alternative, der öPnv (oder wie immer man das schreibt), der öffentliche Personennahverkehr?
Ich bitte Sie! Dann steh ich an der Bahnsteigkante und warte auf den Zug. Wenn er endlich einfährt, schubsen mich zwei männlichen Teenager auf die Schienen. Wozu im Hintergrund weibliche Teenager kreischend lachen. Oder lachend kreischen.
Vor Kreischen und Lachen werden sie sich nicht erinnern können, welcher von den beiden Schubsern geschubst hat. Weshalb beide freigesprochen werden. Mangels eindeutiger Schuldzuweisung.
Nein, ich bleibe bei dem oben erwähnten Porsche. Die Bedrohungen, vor denen er mir davonfahren hilft, häufen sich.


Die Würde alter Männer 


Wenn man den Kölner Stadt-Anzeiger kauft, wenn man ihn freitags kauft, liegt ihm ein Blättchen namens „prisma“ bei, Untertitel „Das Fernsehmagazin Ihrer Zeitung“. Das Fernsehmagazin meiner Zeitung wird mit Werbung finanziert, Werbung hauptsächlich für Mittelchen gegen allerlei Gebrechen. Von denen mit keinem Wort behauptet wird, von den Mittelchen, daß sie irgendetwas heilten. Sondern immer steht da auch, daß sie helfen können. Können!

Weiter gibt es Horoskope, Kreuzworträtsel und Sudokus. Und in einer „ARZT-KOLUMNE“ ein Aufsätzchen eines Arztes über eine Krankheit, die man hat, sobald man das Aufsätzchen gelesen hat. So stand in der Ausgabe 52/19 ein Aufsätzchen von einem Professor Dietrich Grönemeyer - ist das der Bruder? Ich weiß es wirklich nicht - mit dem Titel „Prostata: ein unterschätztes Risiko“. Wieso denn unterschätzt? Das ganze Aufsätzchen geht von der sehr falschen Annahme aus, daß Männer nicht zum Urologen zur Vorsorge­untersuchung gehen, weil sie das Risiko, mit der Prostata könnte etwas nicht in Ordnung sein, für gering halten. Falsch, ganz falsch! Wir gehen nicht zum Urologen zur Vorsorgeuntersuchung, weil wir das Risiko ganz richtig einschätzen. Nämlich, daß dabei was Schlimmeres als ein Todesurteil herauskommen kann.  

Das ist nicht ganz richtig, nicht ganz. Man geht nicht einfach so zum Urologen. Sondern kämpft sich vor bis auf die Bank, auf der der Patient während der Untersuchung liegt. Die in der gemeinsamen Praxis der beiden Urologen im benachbarten M. steht, die Bank.  

Ich denke, daß es eine große Stadt ist, in der sich Professor Grönemeyer für die „interdisziplinäre Verbindung von Schulmedizin und Naturheilkunde“ einsetzt; so steht es in jenem prisma. Und daß er rasch mal um die Ecke beim Urologen reinschaut, wenn er meint, seine Prostata untersuchen lassen zu sollen. Hier draußen in der Eifel ist das schwieriger. Ich weiß nicht, ob sich Ärzte niederlassen dürfen, wo sie wollen? Auf jeden Fall hat sich in dem Ort, in dem ich wohne (und in diesem Moment sitze und schreibe), noch kein Urologe niedergelassen. Sondern die beiden nächsten haben das in der oben erwähnten Gemeinschaftspraxis im dreizehn Kilometer entfernten, ebenfalls oben erwähnten M. getan. Sich niedergelassen. Gefühlt fährt einmal im Jahr ein Bus dahin. Und einmal im Jahr einer zurück. (Das ist der Öffentliche Personennahverkehr, eine der Alternativen zum Privatauto, von denen die Grünen schwärmen.) - Mich mit dem Taxi dahin und zurück fahren zu lassen, ist mir zu teuer, aber so weit bin ich noch nicht. Noch lange nicht. Sondern zuerst brauche in einen Termin.  

Ich mache das nun schon jahrelang, Erfahrungen machen klug, wenn ich im Januar zum Urologen gehen möchte - ich möchte nicht, ich soll - wenn ich im Januar zum Urologen gehen soll, sollte ich spätestens Ende November anfangen, mich um einen Termin zu bemühen. Was ebenfalls alles andere als einfach ist. Weil, egal wann ich anrufe, entweder teilt mir jemand von der Telekom mit, daß der gewünschte Teilnehmer im Moment nicht antworte. (Tatsächlich, das hab ich auch schon bemerkt!)  

Oder ein Automat teilt mir (mit weiblicher Stimme, aber in scharfem Ton) mit, daß ich „außerhalb unserer Sprechzeiten“ anrufe. Unserer! 

(Einmal, da hatte meine Nase monatelang immer wieder geblutet. Schließlich hab ich bei dem lokalen Hals-Nasen-Ohren-Arzt angerufen, um um einen Termin zu bitten. Ich habe gebeten, gebettelt habe ich - zwecklos. Die weibliche Sprechstundenhilfe erkannte an meiner Stimme, was (!) da am anderen Ende der Leitung um einen Termin bat: ein alter Mann. Der für sie nicht in Frage kam. Zur Strafe dafür, daß ich trotzdem gewagt hatte, sie anzurufen, teilte sie mir einen Termin zu, der sich, als es soweit war, als falsch erwies.  

Schließlich erbarmte sich die Sprechstundenhilfe eines HNO-Arztes im fünfzig Kilometer entfernten Godesberg meiner.)  

Zur Sache: Ich habe einen Termin bekommen, werde Ende des Monats nach M. fahren und mich untersuchen lassen. In Professor Grönemeyers Aufsätz­chen steht: „Im Fall von Auffälligkeiten … kann der Facharzt ein sogenanntes MRT, eine Magnetresonanztomographie veranlassen“.

 Nein!!! (Drei Ausrufezeichen!) Im Fall, daß der Urologe Auffälligkeiten entdeckt und vorschlägt, ein MRT machen zu lassen, werde ich ihn sofort bitten, mir Selbstmord machen zu helfen. Was er aber nicht tun wird, weil unsere Obrigkeit es ihm verbietet. Streng verbietet, da ist unsere Obrigkeit so empathieunfähig wie ein Haufen Konzentrationslagerwächter.  

Nein!!! Weil, was dann kommt, ist ein lebenslänglicher Hohn gleich auf den ersten Satz unserer Verfassung: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. Denn dann muß operiert werden, weil die „Auffälligkeit“ an oder in der Prostata die Harnröhre verschließen wird - es muß! Also wird operiert, und hinterher ist man -, ist Mann impotent. Mit ein bißchen Unglück auch inkontinent. Schon mit sechzig keinen Sex mehr machen können. Und mit sechzig wieder Windeln tragen müssen, wie würdevoll ist das denn?    Nein, Herr Professor, die Prostata ist kein unterschätztes Risiko. Wir Alten schätzen das Risiko ganz richtig ein und drücken uns gerne davor, die Prostata untersuchen zu lassen, weil wir wissen, wie grauenvoll das Resultat sein kann. Das Resultat, und wie es danach weitergeht. Davor bewahrt uns kein Urologe und keine Vorsorgeuntersuchung, davor bewahrte uns ein freundliches Gift. Schmerzlos, schnell und zuverlässig. Wenn es uns davor bewahren dürfte!  

Darf es aber nicht. Und sehen Sie, da bin ich der Meinung, daß Sie, der bekannte Professor Grönemeyer, anstatt törichte Aufsätzchen zu schreiben - töricht vor lauter Konformismus  - daß Sie durchsetzen helfen sollten, daß einem, der sterben will, das erforderliche Gift ausgehändigt werden darf. Von einem Arzt, wenn es denn sein muß.  

Verdammt noch mal, was gibt es da zu dürfen?  

Vom Brechen des Eises


Ich hatte lange in Finnland gelebt und einige unangenehme Erfahrungen mit den mehr als verschlossenen Finnen gemacht. Und die angenehme Erfahrung, mit meiner damals schon uralten Musik sogar Finnen bewegen zu können, mir mit so was wie interesselosem Wohlwollen zu begegnen. Und als ich, wieder in Deutschland, endlich eine Wohnung in einem alten Stadttor in Münstereifel gekriegt hatte (wovon ich mein Leben lang geträumt hatte). Und als ich bemerkt hatte, daß Eifeler, auch Münstereifeler, genauso verschlos­sen sind wie Finnen. Da wollte ich, was in Finnland gewirkt hatte, auch in Münstereifel versuchen: Ich wollte Straßenmusik machen und nicht einmal einen Hut vor mich auf die Straße legen, weil ich kein Geld verdienen wollte. Sondern weil ich die Münstereifeler dazu kriegen wollte, meine Frau und mich, kurz: zu akzeptieren. Nicht zu akzeptieren - zu mögen.  

Aber damit machte ich alles nur noch schlimmer. Straßenmusiker, lernte ich schnell, sind Bettler, und wenn einer keinen Hut vor sich auf die Straße gelegt hat, dann ist er besoffen oder schlimmeres und hat es vergessen. Um so einen macht man einen Bogen! Außerdem war das noch zu der Zeit, bevor aus Münstereifel Outlet City geworden war, das heißt, die Straßen waren sowieso meistens leer. (Außer nach Schulschluß, wenn Hunderte Schüler auf dem Weg zu Bahn oder Bus durch die Stadt ziehen. Aber unter Schülern sind immer einige, denen ist ein Straßenmusiker gerade recht, ihr Mütchen an ihm zu kühlen. Darum packte ich meine Instrumente gegen halb zwei, wenn die Schule bald aus ist, immer sorgfältig weg.) Ein paarmal versuchte ich es freitagmorgens auf dem Wochenmarkt - das Gleiche: Um so einen macht man einen Bogen! Und man schaut ihm nicht in die Augen, weil er sich dadurch angesprochen fühlen könnte. Haben Sie die Stiftskirche eigentlich schon einmal wirklich betrachtet?

Ich weiß genau, wann und wie sich das änderte. Was ich nicht mehr weiß, ist, warum ich beim Arzt war - ich war beim Arzt. Und während er mich untersuchte, fragte er beiläufig: Der rote Porsche, das waren Sie, oder?

Was war ich?

Ich habe Sie gesehen. Sie kamen mir entgegen. Auf der Nöthener Straße. Vorige Woche. Mit einem roten Porsche. Wirklich hübsch!

In diesem Moment ging mir auf: Der Mann ist Arzt. Hat hunderte Patienten. Erinnert sich an mich, weil er mich mit einem Porsche gesehen hat. Sagt mir sogar, daß er sich an mich erinnert. Demnach ist mit einem Porsche gesehen werden nicht notwendig rufschädigend. Nicht notwendig.  

Von da an fuhr ich, wenn’s zu kalt oder zu naß war, zu Fuß zu gehen, - ich fuhr nicht länger über die (damals noch) B51 zu Rewe am anderen Ende der Stadt. Sondern im ersten Gang durch die Orchheimer Straße, über den Markt und durch Marktstraße und Langenhecke mitten durch die Stadt. (Aber zurück über die B51 wegen des geradezu bösartigen Pflasters in der Heisterbacher Straße.) Und der Porsche wurde gesehen und ich in dem Porsche. Von dem kaum einer und noch weniger eine was weiß, von dem Porsche. Außer daß er teuer ist, und folglich war ich kein Bettler. Sondern bekloppt. Aber wenn ich richtig bekloppt wär, hätte man mir den Führerschein abgenommen. Was man aber nicht getan hatte, also war ich bekloppt, aber harmlos. So daß man meinen Gruß erwidern konnte, mich sogar zuerst grüßen. Sogar stehenbleiben konnte man und ein paar Worte mit mir wechseln, und im vergangenen Sommer ist es ein paarmal vorgekommen, daß ich auf dem Markt angesprochen wurde. Von Käufern und Verkäufern: Wie denn, heute keine Musik?    

Dann sage ich nicht, daß ich mich mal wieder nicht mit meinen Instrumenten behängen kann, weil ich ein alter Mann bin, der sein Leben lang knochen­harte Autos gefahren hat, und deshalb fiese Rückenschmerzen hat. Sondern ich sage, daß ich nicht wolle, daß man sich an meiner Musik satthöre.  

Inzwischen ist Dezember. Über das „Wie denn, heute keine Musik?“ freue ich mich immer noch.


Was ganz anderes, aber auch so was
 
Am Donnerstag-, dem 14. XI., -abend besuchte ich die Veranstaltung „Bad Münstereifel startet durch“, Untertitel „Bürgerforum zur Stadterneuerung“. Im Konvikt an der Trierer Straße.

Also, richtig durchstarten tat Münstereifel nicht. Da war die Sache mit der Barrierefreiheit. Was nun aber gleich ein arg vertracktes Problem ist, weil, wie kann eine Stadt barrierefrei sein oder gemacht werden, die in einem Tal zwischen großen Hügeln und kleinen Bergen liegt. In Münstereifel geht man nach Norden oder Süden. Oder bergauf, und bergauf ist das Gegenteil von barrierefrei. Menschengemachte Barrieren, Schwellen, Stufen und Treppen vor Bahnhöfen, Banken, Geschäften aller Art, Konditoreien, Kneipen, Rathäusern und Büros in Rathäusern und und und, also menschengemachte Barrieren, das ist wahr, die brauchen nicht zu sein, Ausrufezeichen!

Aber dann Pflastersteine! Pflastersteine sind jeder eine kleine Barriere, und innerhalb der Stadtmauer sind die Münstereifeler Straßen bis auf wenige Meter gepflastert. (Was nicht besser wird dadurch, daß das Pflaster ständig irgendwo aufgerissen wird. Und oft sehr holprig wieder zugemacht. Es ist aber auch ein - mit Verlaub - Scheiß-job!) Darum verstehe ich, daß Menschen, die sich mit Hilfe eines Rollators fortbewegen, gern eine andere Straßendecke hätten. Nicht nur Menschen mit Rollator, auch Wolfgang Schonert mit seinem Porsche. Der nie durch die Delle oder durch die Heisterbacher Straße fährt, weil Achsschenkel, Lenkung, Stoßdämpfer und so weiter eines Porsches reparieren sehr teuer ist. Aber von der Delle zur Heisterbacher Straße führt die Marktstraße, und von der Marktstraße kann man nach rechts in die Langenhecke abbiegen, und beide, Marktstraße und Langenhecke, sind gepflastert und trotzdem keine Rüttel-strecken. Weil die Pflastersteine, nachdem sie gelegt und festgeklopft waren, oben abgeschliffen worden sind. (So erklär ich mir das.) Und nun eine angenehm glatte Fahrbahnoberfläche bilden. Richtig gut!

Allerdings fürchte ich, alle Straßen in Münstereifel abschleifen lassen kostete viele Millionen. Und den Staub beim Abschleifen abfangen das Doppelte.

Schade.

Dann - ich war ja dabei, von der Veranstaltung „Bad Münstereifel startet durch“ zu berichten - dann war da die Sache mit dem Gebiet um den Bahnhof. Es ist ja wahr, wenn man mit der Eisenbahn in Münstereifel ankommt, der erste Eindruck ist enttäuschend. „Das soll Münster-eifel sein? - das hatte ich mir hübscher vorgestellt.“ (Und gegen zwei, wenn die Schulen aus sind und Hunderte Schüler auf den Zug warten … ich fordere alle Grünen, die uns das Autofahren verbieten wollen und uns zwingen, mit dem öffentlichen Personennahverkehr zu fahren, - ich fordere sie auf, mal auf diesen Zug zu warten und dann damit zu fahren. Die werden nie wieder vom öffentlichen Personennahverkehr schwärmen.)

Irgendwie soll das Gebiet um den Bahnhof ansehnlicher gestaltet werden. Von Bäumen links und rechts der Kölner Straße war die Rede, von Wohn­häusern die Komm entlang. (Die pubertierenden Schüler wurden mit keinem Wort erwähnt.) Ich? - ich hätte viel Geld gespart. Indem ich all die teuren Entwürfe des teuren Beraterbüros nicht in Auftrag gegeben hätte. Für Bäume rechts und links der Fahrbahn ist die Kölner Straße sowieso zu eng, und die Leute, die am Hubertusweg wohnen, finden die Aussicht auf Wohnhäuser an der Komm wenig erfreulich. Ich? - ich ließe alles nicht nur um den Bahnhof herum, sondern überall in der Stadt, - ich ließe alles endlich einmal auf­räumen, reinigen, reparieren, als Erstes die Reste der Gleisanlagen, und als Allererstes den Zaun zwischen Gleisanlagen und Parkplatz. Weil, wenn ich mit der Eisenbahn in Münster-eifel ankäm und diesen Zaun säh, ich kenn mich, wenn es nicht sein müßte, würd ich nicht aussteigen, sondern sofort wieder wegfahren. Dafür, für diesen Zaun wie der Zaun einer vergessenen Baustelle, ich nehme an, dafür kann die Stadt Münstereifel nix. Sondern der Zaun steht auf Bahn-eigenem Gelände, da hat die Stadt nix verloren, wie man so sagt, darum darf sie den Zaun nicht ordentlich aufstellen. Oder ist die Stadt vielleicht froh darüber, daß sie sich um den Zaun nicht zu kümmern braucht? Sagt sie vielleicht nur, der Zaun stehe auf Bahn-eigenem Gelände, damit sie sich nicht darum zu kümmern braucht?

Ich frag ja nur.

Was ganz anderes, aber auch so was: Wenn Sie auf der Brücke vor dem Michael-Gymnasium stehen und in Richtung Heisterbacher Tor gucken, das ist ein schöner Blick! Bis Sie allmählich bemerken, daß etwas nicht stimmt. Etwas stört. Nämlich, das schöne Bild wird durch zwei dicke weiße Striche durchgestrichen. Die beiden Striche sind zwei dicke weiße Rohre, die an der Fibergassenbrücke hängen, und durch die irgendwas Flüssiges über die Erft geleitet wird. Oder wurde. So was gibt es auch an der Heinz Küpper-Brücke zwischen Markt und Jesuitenkirche, aber da ist das Rohr, das an der Brücke hängt, tarnfarben verrostet, so daß es leichtfällt, es zu übersehen. Darum hab ich die Bürger-meisterin bei Gelegenheit gefragt, ob man die beiden weißen Rohre nicht tarnfarben-rostig streichen könnte. Nein, sagte die Bürgermeisterin bei der nächsten Gelegenheit. Sie sei sicher, sagte sie, daß man das könne, daß man’s aber nicht dürfe. Sie habe sich erkundigt, das verbiete der Erftverband!

Also, wenn das so ist, wünsch ich mir, daß ein paar junge Leute in einer warmen Sommernacht, und die Erft führt wenig Wasser, daß sie hingehen und die Rohre tarnfarben-rostig anstreichen. Richtig ist, daß, wenn die Morgensonne auf die dunkel gestrichenen Rohre scheint, - daß sich die Rohre und, was durch die Rohre fließt, erwärmen.

Und? Explodiert das dann? Vielleicht wär das ja eine Lösung.

Am 31. Oktober war wieder Halloween. Aus diesem Anlaß fand in der Gerlach-Halle eine Party statt. Am Benehmen der jungen Leuten, die wir zu der Party ziehen sahen, lasen wir ab, an was für eine Art von Party sie dachten. Und richtig, am Tag danach - Allerheiligen! - lagen wieder zer­schlagene Flaschen auf der Fahrbahn der Trierer Straße. Und jetzt kommt’s: Als ich am Abend des 14. Novembers zu der Veranstaltung ging, von der ich die ganze Zeit zu berichten versuche, lagen die Scherben immer noch da. Nicht mehr mitten auf der Fahrbahn - am Straßenrand vor dem Heiligen­häuschen, wo sie besonders geeignet sind, sich in die Reifen vorschrifts­mäßig rechts fahrender Autos zu bohren.

Geeignet sind, Gegenwart, weil, heute, an dem Tag, an dem ich das hier schreibe, das ist der 24. XI. - die Scherben liegen immer noch da. Bin ich denn der Einzige, der so was bemerkt? Den so was sehr ärgert - ? Ich? Wenn ich zu sagen hätte, ich ordnete an, daß der Bauhof einen Monat lang alle anderen Arbeiten liegen ließe - Notfälle ausgenommen - und Münstereifel aufräumte. Sauber machte, ich sagte es schon. Der Turm, dessentwegen die Turmstraße Turmstraße heißt, haben Sie da mal rein­gesehen? Wenn nicht, gut so! Tun Sie’s auch in Zukunft nicht! Oder weiter in Richtung Erft. Da kommt auf den letzten Metern vor der Werkbrücke links ein kleiner Mauerdurchbruch mit einem Treppchen auf der Außenseite der Mauer hinauf zu der Grünanlage zwischen Mauer und Großer Bleiche. Der, der Mauer-durchbruch und das Treppchen - versifft.

(Laut Duden kommt „versifft“ von „Syphilis“. Syphilis kann man heilen. Vandalismus - ?)

Ganz in der Nähe überquert die Große Bleiche die Erft. Sie überquert nicht nur die Erft, sondern auch einen Fußweg, der die Erft entlang von der einen Seite der Großen Bleiche unter der Großen Bleiche hindurch auf die andere führt. Dieser Tunnel, zu dem auf beiden Seiten einmal hübsche Treppen hinabführten - versifft.
Zwischen Erft und Heisterbacher Tor beginnt der Aufstieg auf den südwest­lichen Eckturm der Stadtmauer. Ein bißchen Eifelblick, viel Münstereifelblick. Der Raum, in dem man ankommt, stinkt nach Urin. Die Plattform oben darüber wurde unlängst von Grafitti gereinigt. Grafitti sind optischer Gestank.

Nein, in Münstereifel gibt es keinen Banksy.


Die Tafel, die erklärte, was man von der Plattform aus sieht, war so versaut, daß sie ersatzlos entfernt wurde.
Von da oben werden gerne leere Flaschen auf den Weg unterhalb des Turms geworfen. Der Weg ist gepflastert, darum beginnt oder endet ein Spaziergang durch den Wallgraben als Spaziergang über Glasscherben. -
Zurück in die Konviktkapelle: Ich weiß nicht, wessen Idee diese Veran­staltung war - der Bürgermeisterin? Dann wird sie enttäuscht gewesen sein: Es waren längst nicht so viele Interessierte gekommen, wie es Sitzplätze in der Konviktkapelle gibt. Und kaum junge Leute. Ich verstehe das nicht, wo waren die Greta Thunberg-Fans? Hier wär eine Gelegenheit gewesen, den Alten die ökologischen Leviten zu lesen. (Jemandem die Leviten lesen, sagt man heute noch so?) Und kräftig dafür zu werben, Autos mit Verbren­nungsmotor aus Münstereifel zu verbannen. Doch, das Thema wurde an­gesprochen - verbannt wurde nichts!

Ich danke den Münstereifelern, denen, die an diesem Abend in die Konviktkapelle gekommen waren. Dafür, daß sie sich weiter mit der shared space-Lösung zufrieden geben. (Shared space heißen Flächen und Straßen, die Fußgänger, Fahrräder und Autos zugleich und gleichberechtigt benutzen. Wie unsere Orchheimer Straße.) Wenn man ein bißchen darüber nachdenkt, ist das eine sehr schöne, weil sehr zivilisierte Lösung.

Den Greta Thunberg-Fans danke ich dafür, daß sie nicht da waren. Dafür, daß sie, wenn sie da waren, sich nicht bemerkbar gemacht haben.



Ein Bettelbrief von attac (ohne Datum)
 

 

„Lieber Wolfgang Ernst Schonert,
es ist höchste Zeit. Seit über vierzig Jahren gibt es Debatten über die ökologischen Folgen von Auto- und Flugverkehr und über alternative Lösungen. Ungeachtet dessen hat sich in dieser Zeit der Autoverkehr verdoppelt, der Flugverkehr vervierfacht, sind ökologische Alternativen wie das Interregionetz abgeschafft und die meisten internationalen Direkt­verbindungen der Bahn eingestellt worden.

Doch aktuell kommt Bewegung in diese Debatten: Angesichts von Klimademonstrationen, Dieselskandal und zunehmender Unzufriedenheit mit verstopften Städten bietet sich ein offenes Fenster für tatsächliche Veränderungen. Auch in der Attac-Kampagne „einfach umsteigen“ engagieren sich viele Menschen dafür. Wohl noch nie waren die Chancen für eine Verkehrswende so gut wie heute. Unterstütze uns dabei!

 


So wichtig langfristige, auch technologische Alternativen sind, auf den Einstieg in die tatsächliche Verkehrswende kommt es an. Denn unser Verkehrssystem ist mörderisch. Giftige Luft, krankmachender Lärm, Stau und Flächenfraß: Zu viele Autos zerstören die Lebensqualität in den Städten. Gleichzeitig sind auf dem Land ganze Regionen vom ÖPNV abgehängt und unerreichbar für alle, die sich keine Autos leisten können oder wollen. Der Verkehr gehört zu den größten Klimakillern. Im „Autoland Deutschland“ blockieren Politik und Lobby bisher einen Wandel des zerstörerischen Systems. Höchste Zeit für eine Mobilitätswende von unten!

 


Die Wende, für die wir uns einsetzen, muss klimagerecht sein! Das bedeutet, solidarisch mit den Menschen zu sein, die am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Die Kosten für die Rettung des Klimas müssen dabei nach dem Verursacherprinzip gerecht verteilt, der Ausstieg aus der Wachstumsgesellschaft sozial gerecht gestaltet werden.

 


Wir brauchen eine klimagerechte Umverteilung! Weg mit umweltschädlichen Subventionen wie die von Dienstwagen und zerstörerischen Prestige­projekten wie Flughafenausbau oder Stuttgart 21, her mit dem flächendeckenden kostenlosen Nahverkehr! Wir wollen weg vom Klimakiller Individualverkehr - hin zu gemeinwirtschaftlichen, klimaneutralen Verkehrssystemen, die allen zugänglich sind. Hilf uns bitte dabei mit einer Spende!

 


Herzlichen Dank für Deine Unterstützung und viele Grüße

 


Achim Heier, Attac-Kampagnengruppe ,einfach umsteigen‘“

 



Und meine Antwort:

 



Sehr geehrter Herr Heier,

 



übrigens mag ich es nicht, ungefragt geduzt zu werden.

 


Davon abgesehen - einer Veröffentlichung der Universität Lund / Schweden aus dem Jahr 2017 zufolge erspart man der Erde das meiste Kohlendioxid, indem man keinen weiteren Menschen in die Welt setzt. Und zwar 58,6 Tonnen pro unterlassenem Kind. Schafft man sein Auto ab, erspart man ihr 2,4 Tonnen.

 


(https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aa7541/pdf)

 



Das heißt: Wenn wir alle eine Milliarde Autos, die zur Zeit in Gebrauch sind, stilllegen, ersparen wir der Erde 2,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Was aber - was die Entwicklung des Klimas angeht - eine quantité négligeable ist, eine ignorierbare Größe, denn die 7,5 Milliarden Menschen, die wir zur Zeit sind, produzieren knapp 440 Milliarden Tonnen. (Die zehn Milliarden, die wir 2050 sein werden, werden knapp 600 Milliarden Tonnen produzieren.)

 



Verstehen Sie, Herr Heier? Sie, auch Sie haben sich vom Fimmel eines wunderlichen Teenagers anstecken lassen. Wir brauchen nicht bei Schnee­regen und Gegenwind Fahrrad zu fahren, wir dürfen weiter Auto fahren, wir brauchen nur aufzuhören, besinnungslos Kinder zu machen.

 


Das ist kein Vorwurf, die Fälle Kreuzzüge, Reformation, Nationalsozialismus und andere beweisen, daß dergleichen immer wieder vorkommt. Aber daß ich den Unfug auch noch unterstützte - nein! 

 

Schade, von attac hatte ich mir mehr versprochen.

 


Wolfgang Schonert

 

 

 Die Donau! 

Das hat’s mal gegeben, ich meine, das ist mal passiert: Eine Quizsendung im Fernsehen und eine der Fragen lautete: Welcher der folgenden vier Flüsse mündet NICHT in den Rhein: Die Donau, der Neckar, der Main oder die Mosel? Was aber keiner der Kandidatinnen und Kandidaten wußte.

Ich habe auch eine Frage: Kennen Sie die Wisper?  

Die Wisper ist auch ein Fluß, ein Flüßchen. Kommt aus dem Taunus und mündet bei Lorch in den Rhein. Bei Lorch? … schräg gegenüber von Bacharach? … zwischen Loreley und Mäuseturm?    

Ist ja auch egal, ich wollte von der Wisper schreiben:  

Die Wisper ist so klein, daß meine Frau behauptet, unsere Erft wär größer. Mag sein, aber im Mittelalter bildete die Wisper die nördliche Grenze des Rheingaus, Sie wissen schon, Rüdesheim, Eltville, Kloster Eberbach und so weiter. Im Mittelalter. Als der Erzbischof von Mainz in der Gegend das Sagen hatte. Und damit sich das nicht ändere, baute er Burgen, er ließ sie bauen. Auch die kleine Wisper entlang (oder, wie man heute [falsch] sagt, „an der kleinen Wisper entlang“, oder gar „entlang der kleinen Wisper“). Und weil ich einen Burgenfimmel habe - was denken Sie, warum ich wohne, wo ich wohne? - weil ich einen Burgenfimmel habe, haben wir, meine Frau und ich, sie alle ge- und besucht. Alle Burgen. Das Wenige, was davon noch zu besuchen ist.  

Zum Beispiel ließ der Mainzer Erzbischof die Burg Rheinberg ein Jahr lang belagern. Nachdem sie erobert war, 1280, ließ er sie zerstören und verbot, sie wieder aufzubauen.    

Selbstverständlich wurde sie wenig später wieder aufgebaut. Noch später wieder zerstört.  

Und so weiter, heute führt kein Weg da hinauf, wir standen hart am Rand des sogenannten Halsgrabens, ohne ihn zu bemerken und wären fast hinein- und hinabgestürzt. So verfallen und unter Buschwerk verschwunden ist da oben alles.  

Und so weiter, für sehr empfehlenswert … sehr besuchenswert halte ich die kleine Lauksburg auf einem Hügel gleich neben der Straße, die Ruine der kleinen Lauksburg. (Praktisch: Auf der anderen Seite der Straße gibt es einen großen Parkplatz. Und ein Restaurant.)  

Noch weiter Wisper-aufwärts liegt ein Örtchen Gerolstein, und das hat gleich zwei Burgen, zwei Burgruinen. Von denen die eine Gerolstein heißt und die andere Honeck, aber niemand scheint zu wissen, welche Gerolstein heißt und welche Honeck. Die obere, größere haben wir von der unteren, kleineren aus gesehen, aber noch nicht besucht, und das wollten wir am Samstag, dem 21. und Sonntag, dem 22. September nachholen. Sind also gestern - ich schreibe das hier am Sonntag-, dem 22. September, -abend - sind gestern nach Lorch gefahren. Wo es eine zu einem Hotel umgebaute Schule gibt. (An der ganzen Wisper gibt es kein anderes Hotel.) Eine zu einem Hotel umgebaute Schule, wo wir schon einmal übernachtet hatten, und die, beziehungsweise das wir als sachlich und sauber (und bezahlbar) in Erinnerung hatten. Eine der jungen Damen am Empfang erinnerte sich sogar an uns -

- ein Zimmer für uns hatte sie nicht! Warum nicht? Winzerfest? Schützenfest? Oktoberfest? - bitte nicht! Wir sind nach Lorch gekommen auch auf der Flucht vor dem Oktoberfest in Münstereifel.  

Nein, „Rhein in Flammen“! Darum ist alles ausgebucht. Schon seit Wochen.  

Und in Lorchhausen? (dem kleinen Nachbarort einen Kilometer strom­abwärts).    

Auch nicht. Wenn „Rhein in Flammen“ ist, und jetzt ist auch noch die IAA in Frankfurt, da ist von Mainz bis Koblenz alles voll.  

Natürlich auch auf der anderen Rheinseite - ?  

Natürlich.  

Aber bevor wir losgefahren sind, haben wir im Internet nachgeschaut. Unter „Lorch“ und „Veranstaltungen“. Da stand für heute und morgen nichts.    

Ja, weil, Zentrum von „Rhein in Flammen“ ist Sankt Goarshausen auf der halben Strecke zwischen Bingen und Koblenz. Aber die Schiffe bilden eine lange Kette, da ist das letzte noch in Bingen, da ist das erste schon in Koblenz, fast …  

Und so weiter und so fort, zum Glück haben wir ein bequemes Auto. Sind zu einem Supermarkt am Ortsrand gefahren, haben Sandwiches und Kaffee in Pappbechern gekauft, haben auf dem Parkplatz des Supermarkts gepicknickt und uns schließlich auf den Weg nach Hause gemacht. Zweimal am Tag hundertfünfzig Kilometer, na und?  

Seltsamerweise war die B42 (die rechte Rheinufer-straße) leer. Die Leute werden alle in ihren Hotelzimmern gesessen und sich auf den Abend vorbereitet haben. In Bornhofen haben wir kurz gehalten, um in einem Hotel, wo wir schon mehrmals übernachtet hatten, zu fragen, ob sie ein Zimmer für uns … wir haben gefragt, ob auch sie kein Zimmer für uns hätten.  

Hatten sie nicht. Wissen Sie denn nicht? Heute ist „Rhein in Flammen“.  

Doch, wußten wir. -    

Zwei Stunden später waren wir wieder zu Hause. Aber nach einer solchen Reise kann ich nicht „einfach so“ zu Hause sein. Nicht im Jahre 1 nach Greta Thunberg. Was, wenn sich Fräulein Thunberg und ihre Anhänger durchsetzen und Privatautos verboten werden? Wenn sie sich schon durchgesetzt hätten und Privatautos schon verboten wären? Dann hockten wir jetzt im Wartesaal des Lorcher Bahnhofs - hat Lorch überhaupt einen Bahnhof? - und warteten auf einen Zug nach Koblenz. Wo wir auf einen Zug nach Bonn warten würden. Wo wir auf einen Zug nach Münstereifel warten würden, der aber erst am Sonntagmorgen fahren würde. Wenn wir überhaupt bis Koblenz oder gar Bonn kämen, denn Bahnhöfe und Züge sind gefährlich, gebt es doch endlich zu! Und in „Rhein in Flammen“-Nächten besonders. Gefährlich. -    

So. Und jetzt müßte einer kommen, ein Grüner, und uns erklären, daß es Alternativen auch zur Eisenbahn gäbe. Nämlich das Fahrrad! - denn immer sind es solche Alternativen, freudlos, nutzlos, sinnlos, mit denen Grüne kommen. Dann versänke ich in einer tiefen Depression.

Dabei behaupte ich weder, daß keine Klimakatastrophe drohe, noch, daß sie nicht menschengemacht sei. Halte aber die Vorstellung, wir könnten siebeneinhalb Milliarden und demnächst zehn Milliarden Menschen sein, OHNE daß die Erde Schaden nähme, für Unsinn; man bewohnt ja auch ein Einfamilienhaus für vier Personen nicht mit vierzehn.  

Und alle Maßnahmen, die diesen Schaden abwenden sollen, für Unfug. (Nur eine nicht. Aber die ist so tabu, daß ich sie nur in einer Klammer nicht nenne.)  

Unfug ist in die Tat umgesetzter Unsinn.

 


Ganz kurz 

Als ich Student war, hatten Studenten kein Auto. Nicht, weil Autos das Klima ruinieren, nicht Autos ruinieren das Klima. Das tun Menschen - ich erklär das später - aber damals gab es viel weniger Menschen als heute, in den fünfziger Jahren waren wir nur zweieinhalb Milliarden, plus minus, wirklich wahr. Das ist ein Drittel der Anzahl, die es heute gibt …

… ich wollte nur sagen, daß ich damals kein Geld für ein Auto hatte.

Als ich ausstudiert hatte, hätte ich gerne einen kleinen Sportwagen (mit Speichenrädern!) gekauft. Aber als ich endlich das Geld zusammen hatte, um so was kaufen zu können - knapp neuntausend D-Mark - gab es keine kleinen Sportwagen mehr. Weil ihre Hersteller - Austin-Healey, MG, Triumph - wegen der miesen Qualität ihrer Autos einer nach dem anderen hatten dichtmachen müssen.

Darum schaue ich mich neuerdings nach kleinen Mazdas und kleinen Porsches um. Aber jetzt … auf einmal wollen unsere Enkel nicht, daß wir Auto fahren. Oder unsere Enkel wollen, daß wir nicht Auto fahren. (Letzteres halte ich für rigider formuliert.) Jedenfalls keine richtigen Autos, also solche mit Verbrennungsmotor, weil das Kohlendioxid aus dem Auspuff solcher Autos schuld wäre an der drohenden Klimakatastrophe.

Die ich - nota bene! - nicht in Abrede stelle. Die Klimakatastrophe, und daß sie droht. Ich stelle auch nicht in Abrede, daß sie menschengemacht ist, ganz und gar nicht, sie ist das Menschen­gemachteste, was man sich unter „menschengemacht“ vorstellen kann.

Unsere Enkel (und nicht nur sie) ignorieren nämlich, daß wir 7,5 Milliarden Menschen sind. Die allein durch ihr Dasein soviel Kohlendioxid produzieren wie 180 Milliarden Autos. (180.000.000.000!) - Weiter ignorieren sie, daß, selbst wenn alle Autos stillgelegt würden - das wäre etwa eine Milliarde Autos - daß wir nach wie vor 7,5 Milliarden Menschen sind, die nach wie vor soviel Kohlendioxid produzieren wie 180 Milliarden Autos.

Und daß nur weniger werden hilft. Nicht weniger Autos - weniger Menschen!

Aber nein, noch immer werden in jeder Sekunde drei Kinder mehr geboren als Alte sterben. Von denen jedes knapp 25-mal soviel Kohlendioxid produzieren wird wie ein Auto.

Mehr diesmal nicht. Ich will Sie nicht aufhalten, wenn Sie jetzt nachrechnen wollen: 1 Auto - 2,4 t, 1 Mensch - 58,6 t …
PS: Die Rechnung mit den 7,5 Milliarden Menschen, die soviel Kohlendioxid produzieren wie 180 Milliarden Autos, beruht auf einer Veröffentlichung der Universität Lund / Schweden aus dem Jahr 2017. Sie finden sie im Internet unter

https://iopscience.iop.org/article/10.1088/1748-9326/aa7541/pdf
Leider auf englisch.

Liegt es etwa daran, daß die Überbevölkerung der Erde als der wahre Grund der drohenden Klimakatastrophe in Deutschland nicht vorkommt? An den miesen Englischkenntnissen unserer Enkel?

Ein Tipp: Regelmäßig zur Schule gehen soll klug machen.


Wer braucht Alpen?

oder

Das Märchen vom ungrünen Wolfgang

Ich glaub, ich hab das schon mal erzählt: Ja, als ich sechzehn war, war auch ich mit dem Fahrrad unterwegs. Von Köln an den Bodensee, um den Bodensee herum nach Basel, hinter Mühlhausen über die Vogesen und dann die Mosel abwärts. Und obwohl ich vom Großen Belchen bis hinab nach Metz -, bis hinab nach Luxemburg kaum mehr zu treten brauchte, hab ich die ganze Zeit geträumt: Eines Tages werd ich ein Auto haben und die ganze Tour noch mal ohne Mühe machen. Damals, 1959, damals war das noch so. Daß man Autos für eine Möglichkeit hielt, Entfernungen nicht nur zu überwinden, sondern auch noch Freude daran zu haben. Am Überwinden von Entfernungen.

Ich hab auch das gemacht, später. Wunderschöne Reisen mit wunderschönen kleinen Autos, Austin-Healey, MG, Triumph. Das Timmelsjoch oder das Stilfser Joch oder die Straße von Tolmezzo nach Wolkenstein. Noch später wollten wir, meine Frau und ich, mehr über die Wensburg (über dem Liersbachtal) wissen, mehr als daß es sie gibt. Und sind auf dem Rückweg nicht wie auf dem Hinweg über Liers, sondern über Obliers gefahren. Und als wir oben waren und, zwischen Plittersdorf und Effelsberg, wieder Luft kriegten, sagte meine Frau: Wer braucht Alpen?

Wir nicht. Weil man, zweitens, auf deutschen Autobahnen nicht fährt, sondern entweder rast oder steht. Darum sind uns die sechs- oder siebenhundert Kilometer Anreise abwechselnd zu anstrengend oder zu ärgerlich.

Und weil, erstens, die Eifel!

Die Eifel, und wie sie gebaut ist. Ich nehme an, daß man, wenn man in der Eifel geboren und aufgewachsen ist, - daß man in der Schule darauf aufmerksam gemacht wird. Aber ich bin in Köln aufgewachsen und da zur Schule gegangen und habe in der Schule immer nur vom Kölner Dom gehört, weil das nach dem Krieg war, als Köln wenig anderes zum Darauf-stolz-sein und zum Vorzeigen hatte. Daher wußte ich von der Eifel, daß es einen Ford-Eifel gegeben hatte. (Wirklich wahr, und warum auch nicht? Es gab ja auch einen Ford-Taunus.)

Dabei ist es doch so deutlich, so unübersehbar: Man kommt von Köln. Links und rechts Kohl und Zuckerrüben, geradeaus vor einem eine schmale dunkle Linie. Allmählich wird die Linie dunkler, auf einmal gibt es rechts und links Hügel, zuerst Hügel, dann kleine Berge, auf einmal fährt man durch ein Tal. Und plötzlich - Serpentinen! Serpentinen von Kirchsahr nach Effelsberg. Oder von Ahrbrück nach Lind. Von Obliers nach Plittersdorf. Von Holzmülheim nach Tondorf. Von - die muß ich einfach noch erwähnen - von Insul über Sierscheid nach Harscheid. Oder über Schuld auch nach Harscheid - wow!

Wenn man oben ist, ist es wieder eben. Nur zweihundert Meter höher, plus minus, wie man heute sagt. Die Eifel ist gar kein Gebirge, die Eifel ist, alles in allem, eine sanft hügelige Hochebene. Daß sie als Gebirge gilt, liegt daran, daß man nicht hinaufkommt, auf die Hochebene, ohne diese zweihundert Meter zu überwinden. Und der Rand, wo es die zweihundert Meter hinauf- oder hinabgeht, diese vielfach gebrochene Stufe quer durch ganz Deutschland, das ist die sogenannte Mittelgebirgs­schwelle. Die man nur kletternd oder, weil auch Mountain Bikes nicht klettern können, mit Hilfe von Serpentinen überwindet. Nördlich davon ist es flach bis an die Nord- und Ostsee. Nach Süden geht es allmählich höher hinauf. Bis vor die Alpen. Und die Welt dazwischen, zwischen norddeutscher Tiefebene und Allgäu, das sind die deutschen Mittelgebirge.

Die mir immer besonders deutsch vorkommen, ich weiß nicht, warum. Aber ich weiß, warum ich sie liebe: Weil sie schön sind! Nicht bombastisch wie die Alpen, nicht unendlich wie das Meer (jaja, die Ostsee ist nicht unendlich) - schön. Ein Johan Vilhelm Snellman, der den Finnen als Vater ihres Vaterlandes -, als geistiger Gründer Finnlands gilt, hielt (keinen Blick von einem finnischen Hügel, sondern) den Blick vom Drachenfels - ja, von unserem Drachenfels! - für den schönsten Blick der Welt.

Früher waren die Mittelgebirge von Wäldern bedeckt, ein großer Teil ist es heute noch. In den Wäldern hauste bis ins neunzehnte Jahrhundert das Personal unserer Märchen, Hexen, Wölfe, Zwerge. Bis Eisenbahnen und befestigte Straßen die Zivilisation hereinließen. Inzwischen hat man die Eisenbahnen wieder daraus entfernt, zur Zeit arbeitet man daran, auch die Straßen stillzulegen, ich wünsche den Grünen, daß sie lange genug leben, um zu begreifen, was sie angerichtet haben.

Wenn dann wieder Gespenster in den Wäldern hausen … ich werde eins sein und mit einem knallroten Porsche die kaum noch erkennbaren Serpentinen rauf- und runterfahren. Und wer mich sehen wird, wird sich bekreuzigen und sagen: Das ist der ungrüne Wolfgang. Der nicht an die heilige Greta glaubte. Zur Strafe muß er hundert Jahre lang Serpentinen rauf- und runterfahren.

Hofft er.


Und???    
Hier liegen 39 Seiten herum, die ich alle in den letzten Monaten geschrieben habe, und die sich alle mit Fräulein Thunberg und der von ihm (weil DAS Fräulein) beschworenen Klimakatastrophe abgeben. Jetzt kommt noch eine Seite hinzu, und dann ist hoffentlich Schluß. Weil, sie wird abgesagt, sie - die Klimakatastrophe. Und das mit dem Ehrendoktor und dem Nobelpreis für Fräulein Thunberg, das war wohl ein bißchen übereilt.

Gott, bin ich zufrieden mit mir, weil ich nie viel von dem grünen Unfug gehalten habe.

Die Klimakatastrophe wird abgesagt, und Sie wissen nichts davon - ? Ja, das ist oft so. Wenn ich nach Finnland fliege (weil meine Schwiegerfamilie da wohnt) - wenn ich nach Finnland fliege, da den Fernseher anschalte und die Nachrichten anschaue, das ist oft, als wär ich nicht in Finnland, sondern in einer anderen Galaxie gelandet. Darum haben meine Frau und ich uns längst angewöhnt, auch in Deutschland immer mal in die finnischen Nachrichten zu schauen, um vielleicht nicht das ganze, aber ein größeres Bild zu sehen zu kriegen. Und diesmal, am 17. Juni, stoßen wir auf einen mittellangen Artikel (https://yle.fi/uutiset/3-10833123) mit dem nicht einmal beson­ders fett gedruckten Titel „Suomessa onnistuttiin valmistamaan proteiinia ilmasta - mullistava keksintö voi olla yksi ratkaisu maailman ruokapulaan“. Sowie ein normal dünn gedruckter Untertitel: „Suomeen on jo suunnitteilla ensimmäinen proteiinitehdas.“ Hier das Ganze auf deutsch: „In Finnland ist es gelungen, aus Luft Protein herzustellen - Eine revolutionäre Erfindung, die die Überwindung des weltweiten Nahrungsmittelmangels bedeuten kann“. Und der Untertitel: „Für Finnland ist schon eine erste Proteinfabrik geplant.“

Den zweiten fett gedruckten Satz finde ich lustig. Weil man in Deutschland nichts von einem weltweiten Nahrungsmittelmangel weiß. Jedenfalls nicht so viel wie vom Weltuntergang infolge des Klimawandels. Infolge des vielen Kohlendioxids in der Luft. Infolge der vielen Autos mit Verbrennungsmotor auf den Straßen. Infolge der vielen Leute, die einfach nicht aufhören wollen, Auto zu fahren.

In Deutschland sorgt man sich nicht um den Nahrungsmittelmangel, sondern um den Klimawandel. Und tatsächlich, auch der kommt in dem Artikel vor. In einem einzigen Satz, gleichsam nebenbei, wird erwähnt, daß die Herstellung von Protein aus Kohlendioxid auch eine effiziente Methode sei, Kohlendioxid aus der Luft zu entfernen. Indem sie in vom Technical Research Centre of Finland (VTT) entwickelte Behälter gesogen wird, wo ihr das Kohlendioxid entzogen wird. Daraus, aus dem Kohlendioxid, machen Mikroben Protein. Wir tun künstlich, was Pflanzen natürlich tun, sagte der die Entwicklung des Verfahrens leitende Professor Jero Ahola. Genauer wird das Verfahren in dem Artikel nicht beschrieben.

Aber es scheint zu funktionieren. Das auf diese Weise produzierte Protein sehe aus wie Weizenmehl, sagte Ahola, und es schmecke auch so. Und Juha-Matti Saksa, Rektor der Technischen Universität Lappeenranta, an der das Verfahren entwickelt wurde: Wir können ein Kilo Protein für weniger als zwei Euro herstellen. Und: Das ist Landwirtschaft ohne Land!

Weshalb Al Jazeera schon 2017 Interesse an dem Projekt äußerte. Weil es, wo Al Jazeera gemacht werde, weit und breit kein für Landwirtschaft geeignetes Land gebe. Aber viel Wüste, wo die bei dem Verfahren benötigte Energie mit Solarmodulen erzeugt werden könne. -

Bei dem Verfahren, mit dem aus Luft Proteinmehl gemacht wird. Indem das Kohlendioxid aus der Luft entfernt wird.

Hoffentlich stimmt das alles. Es wäre ja doch arg peinlich, wenn ich jubelte, weil hier den grünen Narren viel Wind aus den Segeln genommen würde, wie man so sagt. Und es wär alles gar nicht wahr.

Aber warum sollte alles nicht wahr sein?

Weil das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk RWE doch nicht so dumm sein kann, daß es nicht anböte, einen Teil des Stroms aus seinen Braunkohle-Kraftwerken zu benutzen, um das Kohlendioxid, das bei der Produktion von Strom aus Braunkohle entsteht, auf die in Finnland erfundene Weise in Protein zu verwandeln.

Weil ja doch alle zustimmten, ja, zu dieser Bedingung solle das RWE nur fortfahren, Braunkohle abzubauen und zu Strom zu verbrennen.


Ich brauche eine Auszeit   

von der Klimakatastrophenhysterie. Davon, daß hierzulande Schüler die Schule schwänzen, um die Klimakatastrophe zu verhindern. Die daher rührt - die Klimakatastrophe - daß es sie - die Schüler - gibt. Verstehen Sie? - die demonstrierenden Schüler sind nicht schuld an der Katastrophe, natürlich nicht! Aber sie sind ein Teil der Über­bevölkerung, der nicht auch noch dazuzukommen brauchen hätte. Denn zuletzt ist es die Überbevölkerung, die die Klimakatastrophe verursachen wird …

… ich brauche eine Auszeit. Und überhaupt, davon wollte ich schreiben, seit es die Toilettenanlage in der Teichstraße gibt.

Wovon wollten Sie schreiben?

Davon: Ich wohne im Orchheimer Tor. Wenn ich aus der Innenstadt komme, biege ich vor dem Tor nach links in die Teichstraße ab, weil die Treppe zu meiner Wohnung in der Teichstraße beginnt. Komme ich von Aldi oder von der Kreissparkasse, gehe ich durch das Tor und biege gleich dahinter nach rechts in die Teichstraße ab. Egal woher ich komme - ich biege zigmal am Tag in die Teichstraße ab. Und werde schon mal beiseite genommen und vorsichtig gefragt, ob man sich meinetwegen Sorgen machen müsse.

Wieso? 

In Ihrem Alter … die Blase? Die Prostata?

Wieso?

Na ja, ’tschuldigen Sie, daß ich gefragt habe. Weil ich Sie schon oft zu der öffentlichen Toilette in der Teichstraße hab eilen sehen.

So oder so ähnlich ist es, wenn ich von besorgten Mitbürgern zu meiner Gesundheit befragt werde. Inzwischen weiß ich, wie sie darauf kommen, mich dazu zu befragen - so: An der Ecke Orch­heimer - und Teichstraße hängt ein Schild „Toiletten“ (über dem Straßenschild „Teichstraße“), ein geschmackvoll design-tes Schild mit einem roten Dreieck in der Mitte, dessen eine Spitze in die Teich­straße weist. 

Wenn es dunkel ist, ist das Schild von innen beleuchtet.

Folgt man diesem Schild und geht in die Teichstraße, hängen da an der weißen Außenwand eines niedrigen Gebäudes zwei weitere Schilder, keine Schilder - dreidimensionale Wegweiser mit der Inschrift „Toiletten“. Und einem roten Dreieck wie das oben erwähnte. Wenn es dunkel ist, sind auch die beiden Wegweiser von innen beleuchtet (und zwar so hell, daß sie die Straßenbeleuchtung überflüssig machen).

Dann biegt die Teichstraße nach links ab (heißt aber nach wie vor Teichstraße), noch ein dreidimensionaler Wegweiser „Toiletten“, dann die zweite Tür links, da sind sie: die viel GE- und viel BEsuchten Toiletten!

Sonst gibt es in der Teichstraße nichts Erwähnenswertes. Außer einer hellbraunen Katze, die Menschen an-maunzt auf eine Weise, als wolle sie ihnen was mitteilen. (Es klingt immer sehr mißmutig.)

Ja. Aber gegenüber dem ersten jener dreidimensionalen Wegweiser beginnt die Treppe, die zu meiner Wohnung führt. Die man aber von der Orchheimer Straße aus nicht sehen kann. So daß es, wenn ich, von der Orchheimer Straße her kommend, zu der Treppe zu meiner Wohnung gehe, - daß es von der Orchheimer Straße her aussieht, als ginge ich, wie die meisten, die in die Teichstraße abbiegen, zur Toilette. Und weil ich oft ausgehe und folglich oft zu meiner Wohnung zurückkehre, sieht es aus, als ginge ich oft zur Toilette. Was einen bei einem alten Mann, wie ich einer bin, leicht auf den Gedanken kommen läßt zu fragen: Blase oder Prostata?

(Wenn Sie diese Beschreibung doof finden, weil ich die Lage einer öffentlichen Toilette beschreibe, als handelte es sich um die Lage des Verstecks des Bernsteinzimmers, lesen Sie Adalbert Stifter! Der hat noch viel langweiligere Objekte noch viel langwieriger beschrieben und gilt doch als einer der ganz Großen der deutschsprachigen Literatur.)

Jetzt aber: Diese öffentliche Toilette in der Teichstraße ist recht neu. Das Outlet hat sie bauen lassen, nachdem immer wieder Kunden durch die Stadt irrten auf der Suche nach einer Toilette. Vielmehr: - verzweifelt durch die Stadt irrten auf der verzweifelten Suche nach einer Toilette, so was ist nicht gut fürs Geschäft. Also wurden in der Teichstraße eine Ruine abgerissen und eine moderne Toilettenanlage gebaut, danke, Outlet! Selbstverständlich wurde beim Bau der Anlage hauptsächlich an Kunden des Outlets und ihre Bedürfnisse gedacht. Und das - Kunde des Outlets - ist keiner, und kann keiner sein, solange die zum Outlet gehörenden Läden geschlossen sind: abends nach sieben und sonntags. Darum ist die Toilettenanlage in der Teichstraße abends nach sieben und sonntags geschlossen, Punkt.

Ja. Aber das oben erwähnte Schild und die oben erwähnten Weg­weiser, die befinden sich da, wo ich geschrieben habe, daß sie sich befinden. Und sind von innen beleuchtet und weisen den Weg zur Toilettenanlage in der Teichstraße auch abends nach sieben und sonntags. Wann die Toilettenanlage ge- und verschlossen ist. Und ich wohne gleich gegenüber im Orchheimer Tor. Und sehe die Leute mit gequälter Miene dahin eilen, wo die Wegweiser eine Toilette verheißen. Und sehe sie unverrichteter Dinge und jetzt auch wütend zurückkommen. Weil die verheißene Toilettenanlage abends nach sieben und sonntags geschlossen ist.

Gut fürs Geschäft ist auch das nicht. Denn die Leute, die da wütend abziehen - ich will gar nicht wissen, wie und wo sie sich schließlich erleichtern. Irgendwie und irgendwo erleichtern sie sich. Und fahren immer noch wütend nach Hause. Unterwegs schwören sie sich, nie wieder nach Münstereifel zu kommen. 

Gibt es denn wirklich keine Möglichkeit, Schild und Wegweiser sozusagen stillzulegen, wenn die Toilettenanlage geschlossen ist? Abzuschalten, unsichtbar zu machen, irgendwie zu verdecken?


PS1: Ich sagte, ich wolle gar nicht wissen, wie und wo sich die Leute erleichtern. Ich will’s nicht wissen, weil ich’s weiß. Nämlich:

Auf ihrer Innenseite besteht die Stadtmauer aus langen Reihen von Mauerbögen. Darunter stehen auf dem Mauerstück Teichstraße 27 bis 29 unsere und unserer Nachbarn Mülltonnen. Und davor parken Autos. Parkende Autos und kleine Zwischenräume zwischen den Mülltonnen bilden einen passablen Sichtschutz gegen die Teichstaße  -  da!

Wenn wir oder meine Frau oder ich dann wieder auf die entsprechenden Hinterlassenschaften stoßen - ich weiß nicht, was ich mehr empfinde: Ärger? Ekel? Und nein, das sind keine Hundehaufen. Wenn kein Wind weht, liegt das Papiertaschentuch, das als Klopapier diente, noch daneben.


PS2: Sie werden bemerkt haben, daß ich nicht fordere, die Toilettenanlage in der Teichstraße auch abends, nachts und sonn- und feiertags zu öffnen, nein, fordere ich nicht. Weil ich weiß, daß das nicht geht. Warum nicht? Weil, ohne Aufsicht wäre sie, die Toilettenanlage in der Teichstraße, binnen kurzem demoliert. Eine stinkende Ruine.


Glauben Sie nicht? Und jetzt sehr frei (und auf deutsch) nach Ralph McTell:


Lassen Sie mich Sie bei der Hand nehmen

und durch die Straßen von Münstereifel führen.

Ich werde Ihnen Stellen zeigen,

da werden Sie Ihre Meinung ändern.


Diesen Artikel

habe ich mir zum Geburtstag geschrieben


Ich bin ein Autonarr.

Das zugeben macht heute fast so verhaßt wie vor fünfzig Jahren zugeben, daß man Kommunist sei (in Westdeutschland). Oder ein Anhänger der kapitalistischen Wirtschaftsform (in Ostdeutschland).

Ich kriege Angst, wenn ich den WDR im Fernsehen sehe und den WDR5 im Radio höre: Damen und Herren zu jung, um 68 dabei gewesen zu sein, so ungerecht ist das Schicksal. Aber jetzt gibt es die Klimakatastrophe, wo sie als radikale Öko-Durchblicker und Durchblickerinnen auftreten können. Auftreten und hetzen, Fahrrad gut - Auto schlecht! Was ich wissen möchte: Sind diese Damen und Herren mit der Hetze, die sie unablässig absondern, beauftragt? Und von wem? Oder dürfen Radio- und TV-Moderatoren jede Ideologie vortragen, die sie vortragen möchten? Dann wundert mich allerdings, daß alle WDR-Moderatoren - alle, die ich höre und sehe - grün sind, dunkelgrün. Als kriegten beim WDR nur dunkelgrüne Moderatoren einen Job - ?

Nichtsdestoweniger läuft bei mir pausenlos WDR5. Weil da viel geredet und wenig Musik gespielt wird, weniger als auf anderen Kanälen. Was nicht heißt, daß ich NICHT auf den WDR nicht gut zu sprechen wäre. Es heißt nur, daß ich lieber was zum Mitdenken höre als was zum Mitsingen. Und komme bei allem Mitdenken immer wieder zu dem Ergebnis (frei nach Loriot): Ein Leben ohne Auto ist möglich, aber glanzlos. Oder einer anderen Weisheit, einer des 2010 verstorbenen Motorjournalisten Fritz B. Busch: Autos sind das schönste Spielzeug des Jahrhunderts. Womit Busch natürlich sein -, das zwanzigste Jahrhundert meinte, und wenn man genauer hinguckt … Busch war Jahrgang 1922. Und aus seinen Artikeln geht hervor, daß er Soldat gewesen war. Also begann das zwanzigste Jahrhundert für ihn so recht erst in den 1950-er Jahren, und da - jetzt wird’s ernst - da waren wir noch keine siebeneinhalb Milliarden. Menschen. Sondern nur zweieinhalb. Und die konnten Autos für das schönste Spielzeug des Jahrhunderts halten und konnten damit fahren, soviel sie Geld für Benzin hatten, weil sie nicht zu fürchten brauchten, eine Klimakatastrophe zu verursachen. Weil die Erde das Kohlendioxid von nur zweieinhalb Milliarden locker wegsteckte. Wie man so sagt. 

Warum zum Teufel sind wir mehr geworden! - erstens.

Und zweitens: In den fünfziger Jahren, was waren das für Autos? Was für Autos nannte Busch schönstes Spielzeug des Jahrhunderts?

Ich nehme nicht an, daß Sie, selbst wenn Sie ähnlich alt sind wie ich, - daß Sie sich an ein Auto namens Kleinschnittger erinnern. Ein Kleinschnittger war ein winziger Zweisitzer, wog fahrbereit (!) hundertfünfzig (!) Kilo, bezog aus 125 Kubikzentimetern sechs PS - und belegte 1953 bei der Rally Lissabon-Madrid den zweiten Platz in der Klasse unter 1.100 Kubikzentimeter. Hinter einem Porsche. Übrigens hatte ein Kleinschnittger keinen Rückwärtsgang; um zu wenden, stieg man aus, hob das Heck an und drehte das Auto herum, fertig.

Interessant ist auch der Porsche auf dem ersten Platz. Der muß demnach einen Motor mit einem Hubraum von unter 1.100 Kubik­zentimetern gehabt haben. Ein Porsche mit einem Weniger-als-1.100-Kubikzentimeter-Motor, was lernen wir daraus?

Wir lernen, daß die Autos damals klein waren. Daß ihre Motoren klein waren, und wenn man aussteigen mußte und den Wagen herumheben, um zu wenden, dann ist Buschs Behauptung bewiesen: Sie waren Spielzeuge. Zu Spielzeug gibt es ganze Philosophien, Kant und Schiller haben Kluges dazu gesagt, mit einem Spielzeug gibt man sich ab, um sich damit abzugeben, und sonst nichts. Das heißt, man hatte ein Auto, um damit zur Arbeit zu fahren, das auch. Auch einkaufen oder nach Rimini. In Wahrheit aber, um sich damit abzugeben! Mit dem Auto! Um daran herumzuschrauben!

Was auch nötig war. Denn das einzige, was diese Autos waren, war hübsch. Nicht alle - viele, mehr als heute. Technisch? - na ja, technisch waren sie wohl auf der Höhe der Zeit, aber die Höhe der Zeit war nicht sehr hoch. Nein, ich kaufte meine Autos - eins NACH dem anderen - nach dem Aussehen, der Austin-Healey Sprite MK I (das oder der sogenannte frogeye) war sexy, der MK II war’s nicht (weil die Scheinwerfer nicht mehr wie Froschaugen mitten auf der Motorhaube saßen). Ich sagte, ich kaufte meine Autos nach dem Aussehen; um die Technik kümmerte ich mich selber. Ich schraubte elf Monate lang und fuhr im zwölften von Tampere in Finnland nach Granada in Spanien. Mit einem 24 Jahre alten MG Midget, 1.098 Kubikzentimeter, 56 PS, drei Meter dreißig lang und einen Meter 35 breit.

Das war 1988, meine Frau ist mitgefahren, und wir sind immer noch verheiratet.

Übrigens verbrauchte der Midget auf hundert Kilometern plus minus dreieinhalb Liter Super Plus. Was heute Super Plus heißt. Mit so etwas verursacht man keine Klimakatastrophe. Vielleicht fragt MAN sich nicht - ICH frage nicht nur mich: Warum sind die Autos immer größer, immer schneller, immer durstiger und immer häßlicher geworden? Stell mir einer den neuesten Audi oder BMW oder Mercedes neben einen MG-TC von 1949 - ich nehm den MG! (Offener Zweisitzer, 1.200 Kubikzentimeter, 48 PS, Speichenräder.) Ich komm damit nicht einmal bis Bonn, ohne daß ich unterwegs was reparieren muß. Aber selbst wenn er kaputt am Straßenrand steht - she, im Englischen sind Autos weiblich, she makes my heart sing.

Nicht NUR mit seinem Aussehen. Sondern auch, weil ich, seit ich Auto fahren darf, Auto fahre, und immer mit großem Vergnügen. Und stolz auf den menschlichen Erfindergeist, der dieses Wunder aus Kolben-rauf-und-runter und Ventile-auf-und-zu erdacht und gebaut hat. Und von dem ich immerhin soviel abgekriegt habe, von dem Erfindergeist, daß ich weiß, was für ein Wunder es ist, daß es nicht auseinanderfliegt. Und dieses Vergnügen soll’s in Zukunft nicht mehr geben?

Arme Zukunft! -

Und um aufzuhören, wie ich angefangen habe: Vor zehntausend Jahren ging die letzte Eiszeit zu Ende. Was muß das für eine Klimakatastrophe gewesen sein! Aber wenn die Rede davon ist, heute, spricht keiner von einer Klimakatastrophe. Sondern alle sprechen schlicht vom Ende der Eiszeit. Was sagt uns das?

Ja ja, aber damals gab es noch nicht so viele Menschen.

Sag ich doch.


Auch aus Anlaß    

des siebzigsten Geburtstages des Grundgesetzes 
Als die sogenannten Väter (und vier Mütter!) des Grundgesetzes das Grundgesetz schrieben, hatten sie andere Sorgen, als daß eine Religion bösartig sein oder werden könnte. Das war 1948 / 49, da fürchteten sie, die Nazis könnten wiederkommen. Oder der Kommunismus könnte auch in Westdeutschland Fuß fassen; letzteres fürchteten sie mehr.

Schrieben deshalb nach all den schönen Freiheiten und Rechten in den Artikeln zwei bis siebzehn -

- Sie wissen schon: die Freiheit des religiösen Bekenntnisses, der Meinungsäußerung, die Pressefreiheit, die Freiheit der Lehre, die Versammlungsfreiheit, die Vereinigungsfreiheit, das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis, das Recht auf Eigentum und das Asylrecht -

- schrieben einen Artikel achtzehn, wonach einer, der diese Freiheiten und Rechte „zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung mißbraucht“ (GG, Art. 18), - daß so einer diese Rechte und Freiheiten verwirke. (Zum Beispiel kann sich der Oberstudienrat Björn Höcke bei seinen „völkisch-rassistischen“ (Wikipedia) Äußerungen, wenn ihm daraus Schwierigkeiten erwachsen, nicht auf die Freiheit der Lehre berufen.

Ihm erwachsen aber keine Schwierigkeiten daraus.) 

Aber haben Sie das bemerkt: Der Fall, daß jemand „die Freiheit des religiösen Bekenntnisses“ und die „ungestörte Religionsausübung“ (GG, Art. 4, Abs. 1 und 2)  „zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung mißbraucht“, ist nicht vorgesehen - ? Weil die Damen und Herren, die das Grundgesetz schrieben, bei Religion und Religionsausübung an Protestanten und Katholiken -, vielleicht an Juden dachten. Und die mißbrauchen „die Freiheit des religiösen Bekenntnisses“ und die „ungestörte Religionsausübung“ nicht „zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung“.

Nein, tun sie nicht. Weil die meisten Christen längst ein ungefährliches Christentum light, wie man heute sagen kann, ein ungefährliches Christentum light praktizieren und die meisten Juden einen ungefährlichen Judaismus light. Weil beides, Christentum und Judaismus, tausendfünfhundert Jahre lang hauptsächlich im sogenannten Westen praktiziert wurden. Wo es Renaissance und Aufklärung gelang, Christen und Juden die unerträglichsten Gebote auszureden, Sie wissen schon: Todesstrafe für Ehebruch, für Gotteslästerung, für Homosexualität. Steinigung (aber nur der Frauen!) für Sex vor der Ehe, Steinigung (auch der vergewaltigten Frau!) für Vergewaltigung … alles in der Thora (den fünf Büchern Mose) im Alten Testament, dem Teil der Bibel, den die Christen von den Juden übernommen haben. Aber auch im genuin christlichen Teil, dem Neuen Testament, heißt es unerträglich: „ … lasset eure Weiber schweigen unter der Gemeine; denn es soll ihnen nicht zugelassen werden, daß sie reden, sondern sollen untertan sein, wie auch das Gesetz saget“ (Paulus, Erster Brief an die Korinther 14, 34).

Wie gesagt: Den meisten Christen und Juden haben Renaissance und Aufklärung das meiste davon ausreden können. Aber seit neuerem leben fünf Millionen Muslime in Deutschland, denen da, woher sie gekommen sind, noch kaum jemand kaum etwas ausgeredet hat. Sondern sie haben ihre Sozialisation in einem arg zurückgebliebenen Kulturkreis erfahren. (Wer mich einen Eurozentriker oder Eurozentristen nennt, hat recht. Und wer mich einen schimpft, hat unrecht.) Wo viele Leute ihre heilige Schrift, den Koran - anders als die meisten Christen die Bibel und die meisten Juden die Thora - durchaus ernst und wörtlich nehmen. Und von dem sie sich befehlen - oder erlauben - lassen, so zurückgeblieben zu denken und zu handeln, wie die Thora vor zweieinhalbtausend Jahren den Israeliten zu denken und zu handeln befahl. Oder erlaubte. Nämlich männlich, der Islam ist der Überbau einer Männerwelt, Betonung auf Männer. Eine Lagerfeuerreligion, die Männern die Gottgefälligkeit ihrer Männerphantasien (mit ph) bestätigt, und Männerphantasien sind gewöhnlich weder freundlich noch vernünftig.

Man hätte deshalb … ich hätte … zuerst hätte ich den Artikel achtzehn des Grundgesetzes ergänzt. Und zwar hätte ich hinzugefügt, daß keine Religion rechtfertigt, gegen Aufklärung und Zivilisation zu handeln, keine!

Sodann drückte ich jedem der fünf Millionen Muslime nachträglich und jedem, der noch kommt, bei seiner Ankunft ein Exemplar des Reclam-Büchleins Nr. 7785 mit dem Grundgesetz (samt meiner Ergänzung) darin in die Hand. Sowie ein zweites Büchlein mit wunderbar verständlichen Erklärungen auf arabisch, dari, paschto oder türkisch, was diese Gesetze im Unterschied zu den Gepflogenheiten seiner Herkunft bedeuten. Sie wissen schon: Von der Verstümmelung der Genitalien kleiner Mädchen (vornehmlich, aber nicht nur unter afrikanischen Muslimen) über die minderen Rechte von Frauen gemessen an denen der Männer und von Töchtern an denen der Söhne. (An einer deutschen Moschee soll der Imam raten, Frauen mit dem Telefonbuch zu schlagen, weil das weniger sichtbare Spuren hinterlasse - fake news?) Über den Sitz einer sogenannten Familienehre im Unterleib der Töchter und sogenannte Ehrenmorde, um diese Familienehre wiederherzustellen bis zu den Morddrohungen an die Adresse Anders- und Ungläubiger.

Und wer dem und all dem anderen Unvernünftigen und Unzivilisierten als Maxime seines Handelns nicht mit seiner Unterschrift abschwörte, müßte Deutschland sofort verlassen.

Auch Flüchtlinge?

Auch Flüchtlinge. Weil sie mir wie Deutsche vorkämen, die vor Hitlers Krieg geflohen wären, sich aber geweigert hätten, dem National­sozialismus abzuschwören.

Vergleichen Sie den Islam mit dem Nationalsozialismus?

O, ich vergleiche auch das Christentum mit dem Nationalsozialismus. Etwa das Christentum des Tomás de Torquemada.



Kinderkreuzzug

Es kommt vor, daß ich heute etwas schreibe, und schon morgen stimmt es nicht mehr. Schreiben möchte ich: Sie werden Fräulein Thunberg nicht kennen … und so weiter. Aber es kann gut sein, daß, wenn dieser Artikel erscheint, Fräulein Thunberg auch in Deutschland ein Star geworden ist. Wie auch immer - hier ist etwas über Fräulein Thunberg:

Fräulein Thunberg, Vorname Greta, ist eine fünfzehn Jahre alte Schwedin, die - DAS Fräulein, aber DIE Schwedin! - die freitags nicht zur Schule geht, sondern vor dem schwedischen Parlament herumsteht und auf diese Weise dagegen protestiert, daß die schwedische Regierung nicht genug zur Verhinderung der Klimakatastrophe tue, „Skolstrejk för klimatet“, Schulstreilk für das Klima nennt sie das. Inzwischen wird sie von Schülern angeblich in der ganzen Welt nachgeahmt, inzwischen trat sie vor der Klimakonferenz in Katowice auf und traf den UN-Generalsekretär António Guterres, wow!

Wow! - aber so recht trauen tu ich Fräulein Thunberg nicht. Okay, ich gebe mir Mühe, ihr nicht zu unterstellen, sie habe eine Weise gesucht, wie sie ein Star werden könne. Und nun habe sie eine gefunden und sei einer, ein Star, und demnächst werde eine CD mit Liedern von ihr erscheinen, nein, das glaube ich nicht. Was ich aber weiß, ist: Fräulein Thunberg ist ein fünfzehnjähriger Teenager! Und selbst wenn man alles Unangenehme, was man bei „Teenager“ assoziiert, ignoriert, bleibt doch das „fünfzehnjährig“. Fräulein Thunberg ist einfach zu jung, um zu wissen, was das ist, was sie will, und was geschähe, wenn sie kriegte, was sie will. Und vom Schule-schwänzen und Vor-dem-Parlament-herumstehen wird sie nicht klüger. Ob sie wohl schon mal von dem Kinderkreuzzug von 1212 gehört hat?

Ja, 1212, also vor 807 Jahren. Da hatten sich überall in Westeuropa Kinder und Jugendliche um enthusiasmierte Anführer geschart (in Köln um einen Jungen namens Nikolaus), um nach Genua zu ziehen. Wo sich, sobald sie dort ankämen, das Meer teilen würde, so daß sie trockenen Fußes nach Palästina würden ziehen können. Wo sie Jerusalem von den Muslimen befreien würden, irgendwie. - Unnötig zu sagen, daß die meisten schon auf dem Weg nach Genua umkamen, und nur wenige nach Palästina gelangten. Wo sie von den Eignern der Schiffe, auf denen sie nach Palästina gelangt waren, auf dem Sklavenmarkt verkauft wurden. Nein, das ist nicht was ganz anderes. Die Befreiung Jerusalems von den Muslimen war dem Mittelalter so gottgewollt, wie es der Gegenwart die Befreiung der Welt von Kohlekraftwerken und Verbrennungsmotoren zu sein scheint.

Aber von Hitler wird Fräulein Thunberg gehört haben. Das war der, der die Juden ermorden ließ. Und den Zweiten Weltkrieg lostrat. Und zwar trat er den Zweiten Weltkrieg los, weil er wollte, daß die Deutschen den Ersten Weltkrieg, den sie verloren hatten, wieder aufnähmen und doch noch siegreich beendeten. Bei dieser Gelegenheit würden sie die Völker im Osten ausrotten, weil sie, die Deutschen, deren Land brauchten, weil sie, die Deutschen, ein zu großes Volk wären für das kleine Deutschland.

Darum sollten die deutschen Frauen Kinder machen, viele Kinder, weil viele Soldaten gebraucht würden und Mütter künftiger Soldaten. Und natürlich Siedler, deutsche Siedler, die die eroberten Länder besiedeln und bebauen würden. Frauen, die mehr als sieben Kinder hatten, kriegten ein vergoldetes sogenanntes Mutterkreuz. Ich habe ein Photo (mit ph) einer solchen Frau gesehen … nun ja, das Photo war achtzig Jahre alt.

Ich nehme an, daß Fräulein Thunberg - die Medien schildern sie als außergewöhnlich begabt - daß Fräulein Thunberg den Widerspruch sofort bemerkt hat.

Welchen Widerspruch?

Ach sehen Sie, angeblich war Deutschland zu klein für das große deutsche Volk. Darum mußten sie, die Deutschen, Lebensraum im Osten - so hieß das - Lebensraum im Osten erobern. Aber dann war das große deutsche Volk nicht so groß, daß es die zu erobernden Gebiete einfach so, wie man so sagt, hätte besiedeln können. Sondern dazu mußten zuerst viele Kinder gemacht werden, die, wenn sie erst erwachsen wären … und so weiter. Aber wenn sie doch gar soviele gar nicht waren, die Deutschen, dann brauchten sie doch die Gebiete im Osten gar nicht und hätten die Völker im Osten in Ruhe lassen können - ? (Abgesehen davon, daß sie, auch wenn sie zehnmal soviele gewesen wären, wie sie waren, - daß sie kein Recht gehabt hätten, anderen Völkern Land zu rauben. Ganz zu schweigen von andere Völker auszurotten.)

Und warum erzähle ich das?

Weil’s mir jedesmal einfällt, wenn ich jemand vom Klimawandel und von Maßnahmen dagegen reden höre. Oder lese, daß jemand davon geredet hat. Wie Fräulein Thunberg. Weil es ein ähnlicher Zirkelschluß, kein Zirkelschluß - ein Zirkeltrugschluß ist wie der vom Lebensraum im Osten, an dem die Deutschen gar keinen Bedarf hatten. Nämlich: Wir müssen den Planeten bewahren für unsere Kinder, ja ja. Aber dem Planeten drohte gar keine Gefahr, wenn wir nicht soviele Kinder machten. In jeder Sekunde werden drei Kinder mehr geboren, als Alte sterben. (Doch, das ist so, das stimmt.) Was aber verschwiegen wird, weil Kinder gebraucht werden, viele Kinder, um, wenn sie erst erwachsen sind, die Renten ihrer Eltern und Großeltern zu erwirtschaften …

Als ich geboren wurde, waren wir zweieinhalb Milliarden Menschen. Inzwischen sind wir dreimal soviele, siebeneinhalb Milliarden. Aber die Kinder-macherei hört nicht auf, fürs Kinder-machen wird sogar geworben. Mit Kindergeld und Kinderfreibetrag, mit Baukindergeld und sogenannter Herdprämie. So daß wir demnächst zehn Milliarden sein werden. Dabei kann die Erde schon die sieben­einhalb Milliarden, die wir heute sind, nicht versorgen. Nicht so, wie sie uns Nordwest-europäer versorgt, nicht ohne Schaden zu nehmen.

Da gibt es nun zwei Möglichkeiten: Entweder die Menschen und besonders wir Nordwesteuropäer schrauben unsere, beziehungs­weise ihre Bedürfnisse herunter, wie man so sagt, Steckrüben statt Steak, Fahrrad statt Auto, Baggersee statt Südsee; nichts macht eine Bewegung erfolgreicher, als wenn man ihr Opfer bringen muß. Nur daß wir trotz aller Opfer nicht weniger werden, im Gegenteil, 2050 werden wir zehn Milliarden sein. Werden aber die Mobilität infolge der Ökopolitik von Fräulein Thunberg und ihrer Gesinnungsgenos-sen/-innen so gedrosselt haben, daß es sich um zehn Milliarden Hungernde handeln wird. Weil man zehn Milliarden nicht per Fahrrad versorgen kann. (Mao Zedonk hat das mit „nur“ achthundert Millionen versucht. An dem Versuch sind 45 Millionen gestorben. Nicht gestorben - verhungert sind sie!)

Oder … denn da ist ja noch die andere Möglichkeit. Und nun kurz und heftig: Oder wir werden weniger. Sofort. Keine Frau macht mehr als ein Kind. Bis wir gegen Ende des Jahrhunderts wieder nur eine Milliarde sind, dann sehen wir weiter. (Natürlich nicht wir! Die, die nach uns kommen.) Aber diese eine Milliarde … ohne Angst vor einer Klimakatastrophe! Und ohne Gewissensbisse die Männer, wenn sie am Valentinstag ihren Fauen Rosen schenken, und die Frauen, wenn sie am Valentinstag Rosen geschenkt bekommen. Die in der Nacht zuvor aus Ecuador eingeflogen worden sind. Ohne Gewissensbisse, weil die Menschen sowenige sind, daß die Erde alle Abgase, die sie verursachen, locker wegsteckt, wie man so sagt. Auch die der Flieger aus Ecuador.

Ist das denn so schwer zu begreifen: Werden wir weniger! - und all die repressiven Maßnahmen zur Verhinderung einer menschen­gemachten globalen Klimakatastrophe können unterbleiben. Weil wir einfach zu wenige sein werden, um eine solche Katastrophe verursachen zu können.

Aber ob Fräulein Thunberg das einsieht? Teenager sind sehr schwer belehrbar.



Wie Tauchsieder 

Übrigens bin ich ein Linker. (In einer Zeit wie dieser ist es wichtig, das klarzustellen.) Nichtsdestoweniger halte ich Lenin für einen, der einen verhängnisvollen Fehler beging: Rußland war nicht reif für die Revolution. Und Stalin, Mao, Pol Pot, die Ceausescus für große Verbrecher. Als die Studenten, darunter ich, Revolution machen wollten, damals, 1968, dachten wir an was anderes. An Dubčeks „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ oder so was. So was wie die 68 Milliarden aus Steuergeldern, um Banken zu retten, oder das Nicht-belangen von VW, nachdem ein Teil ihrer Autos über Nacht wertlos geworden war, der Mietwucher in deutschen Großstädten, die null Prozent Zinsen auf kleine Sparbücher, so was hätt es mit uns nicht gegeben, und gäb es mit uns nicht!

Aber so was (wie einen „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“) installiert man nicht von heute auf morgen. Außerdem waren wir Studenten und mußten Examen machen, kurz: Es wurde 1969, und noch immer herrschte das Kapital. Also gut, machten wir eben Examen, ergriffen einen bürgerlichen Beruf, heirateten, machten Kinder. Aber den Traum vom „Sozialismus mit menschlichem Antlitz“ gaben wir nicht auf, unsere Kinder würden ihn aufgreifen und die Revolution zu Ende bringen -

- die Kinder dachten gar nicht daran!

Es war so: Früher oder später wollen sich Kinder von ihren Eltern emanzipieren. Und unsere Kinder taten das, indem sie den Wider­stand ihrer Eltern -, unseren Widerstand gegen das Kapital nicht aufgriffen und nicht fortsetzten, weil, mit Widerstand gegen das Kapital macht man sich keine Freunde. Andererseits brauchten auch sie, wie jede nächste Generation, was zum Dagegen-sein, aber gefälligst was weniger Selbstmörderisches als sich das Kapital zum Feind machen. Und fanden es in der Natur. Aber umgekehrt - in allem, was der Natur schadet. Kurz: Sie wurden, was man heute grün nennt.

Und haben Erfolg! - es ist mir ein Rätsel, wie sie das machen. Die Natur produziert die tödlichsten Gifte, die gewaltigsten Katastrophen, die widerlichsten Krankheiten. In der Natur herrscht das Recht des Stärkeren, die Natur ist der rohe Entwurf des Kapitalismus, des Faschismus, des Nationalsozialismus. Und doch! - bloß „natürlich“ braucht auf einer Packung zu stehen, schon darf der Inhalt das Doppelte und Dreifache kosten.

Und hetzen gegen Autos, Fleisch essen, Flugreisen, Herbizide, Insektizide, Pestizide, Kern- und Kohlekraftwerke, Kreuzfahrten, Massentierhaltung, Plastik … finden Sie nicht auch, daß sie alles, was sie damit angeblich erreichen wollen, auf direkterem Weg hätten haben können? Indem sie den Kampf ihrer Eltern -, unseren Kampf gegen das Kapital aufgegriffen und fortgesetzt hätten. Weil es zuletzt das Kapital ist, das die Ressourcen verschwendet und die Umwelt ruiniert. Um Geld zu machen, Geld Geld Geld.

Doch, hätten sie. Wollten und wollen sie aber nicht, weil es ihnen weniger um den Umweltschutz geht. Als ums Besser-sein, besser als die anderen. Als darum, den anderen alles Mögliche verbieten und vorschreiben zu können. Gott, muß das geil sein: Mit dem Fahrrad durch eine belebte Einkaufs­straße preschen. Und klingeln. Und sich den auseinander­spritzenden Leuten moralisch haushoch überlegen fühlen, weil, die sind mit dem Auto hier! Sind mit dem Auto zum Shoppen in die Stadt gekommen, mit dem Auto!

Apropos Auto: Ich fahre einen Porsche. Einen knallroten, weil ich ein Linker bin, ich sagte es schon.

Der Porsche verbraucht auf hundert Kilometern zehn Liter Superplus. (Von Münstereifel nach Bonn acht, weil’s bergab geht, von Bonn nach Münstereifel zwölf, weil’s … Sie wissen schon.) Zehn Liter Superplus, wenn der Motor warm ist. Wenn er kalt ist … wenn er ganz kalt ist, verbraucht er bis zu 26 Liter auf hundert Kilometern. Er verbrauchte (Irrealis) 26 Liter auf hundert Kilometern, wenn er nicht nach zehn, zwölf Kilometern warm würde. Dann sinkt der Verbrauch, allmählich. Aber auf den ersten Kilo­metern säuft er gewaltig.

Ich bin aber nicht nur ein Linker, ich habe auch lange in Finnland gelebt. (Was nichts miteinander zu tun hat.) Da hatte ich noch keinen Porsche, sondern kleine alte Engländer (mit Speichen­rädern!). Aber die Physik war dieselbe: Kalte Motoren verbrauchen mehr Benzin als warme, viel mehr. Und in Finnland ist es sehr oft kalt und oft sehr kalt. Da wird und wird der Motor nicht warm, und der Benzinverbrauch geht und geht nicht runter.

Kann er ja auch nicht, weil er von Anfang an nicht hoch ist, weil der Motor von Anfang an nicht kalt ist. Weil es in Finnland kleine Heizelemente (wie Tauchsieder) gibt, von denen man eins in den Motorblock oder, bei luftgekühlten Motoren, in die Ölwanne einbaut. Und am Wagen ist eine Steckdose, und außen am Haus ist auch eine, und abends verbinden Sie beide Steckdosen mit einem wetterfesten Kabel. Und zwischen die Steckdose am Haus und das Kabel klinken Sie eine wetterfeste Schaltuhr. Und wenn Sie am Morgen um acht an Ihrem Arbeitsplatz sein müssen, stellen Sie die Schaltuhr am Abend auf halb sieben. Dann gibt die Schaltuhr am Morgen um halb sieben Strom auf das Heizelement im Motor oder in der Ölwanne, und wenn sie um halb acht los müssen, springt der Motor willig an, und die Heizung bläst sofort warme Luft auch bei minus zwanzig Grad.

Und 26 Liter auf hundert Kilometern verbraucht der Motor nicht einmal auf den ersten Metern.

Noch was: Zu meiner Uni gehörte ein Parkplatz mit hundert oder so was Pkw-Parkplätzen. Und vor jedem stand eine Parkuhr. Die aber keine Parkuhr war, sondern eine kleine Säule und oben eine Steckdose mit Schaltuhr. Nur das Kabel mußte ich mitführen, dann konnte ich meinen Wagen da anschließen, und nachmittags um fünf gab die Schaltuhr Strom auf das Heizelement im Motor meines Wagens. Und um sechs, nach den deutschen Nachrichten auf dem Sender der Universität, konnte ich mit warmem Motor und warmer Heizung nach Hause fahren. Mit einem Benzinverbrauch und einem CO2-Ausstoß, als wär Sommer.

Okay, ein kühler Sommer.

Ich will sagen, vielmehr fragen will ich, warum nie versucht worden ist, diese Weise, Benzin zu sparen und weniger Kohlendioxid in die Luft zu blasen, in Deutschland einzuführen? Und wenn es versucht worden ist, warum hat sie sich nicht durchgesetzt, nicht so, daß ich nicht erst in Finnland davon erfahren hätte? Strom gibt es angeblich genug, und eine 220-Volt-Steckdose an jeder Hauswand ist was anderes als eine Hightech-Ladesäule für E-Autos, eine einzige für den ganzen Stadtteil, was ganz anderes! - Und diese simple Technik gab es schon, als ich die Stelle in Finnland antrat, 1966, und wahrscheinlich schon lange davor. In Finnland und in den skandinavischen Ländern (denn Finnland gehört nicht zu Skandinavien). Wenn’s die auch in Deutschland gegeben hätte, was hätten wir seitdem Benzin sparen und weniger Kohlendioxid in die Luft blasen können!

Ach nein, ich will’s gar nicht wissen.


Unsinne

Nein, ich bin nicht größenwahnsinnig. Ich will nur mal wieder ein paar der großen, nichtsdestoweniger üblichen Unsinne (ja, Plural) dem Denken unerträglich machen helfen. Zum Beispiel Religion (und ja, hier geht es gleich in medias res. Zur Sache). Ich kann nicht verstehen, warum sich Katholiken und Protestanten vor vierhundert Jahren zu Zigtausenden gegenseitig umgebracht haben um unterschiedlicher Auslegungen ihrer Religion willen. Noch weniger verstehen kann ich, warum Schiiten und Sunniten vierhundert Jahre später das Gleiche tun. Nur daß sie sich nicht zu Zig-, sondern zu Hunderttausenden umbringen.

Kennen Sie Jonathan Swift? Seinen Roman vom Aufenthalt eines Herrn Gulliver im Land der Liliputaner? Die, die Liliputaner, sind gespalten in zwei Reiche, die gegeneinander Krieg führen um der Frage willen, ob das Frühstücksei am runden oder am spitzen Ende zu köpfen sei. Der Roman erschien 1726. Noch knapp zweihundert Jahre später, 1918, am Ende des grauenvollen Ersten Weltkrieges und die Leute hätten allmählich durchschauen können sollen, was Sinn und was Unsinn ist, - noch 1918 durfte in meinem Wohnort ein Toter, der, als er noch lebte, das Ei am spitzen Ende geköpft hatte, - der durfte nicht auf dem lokalen Friedhof beerdigt werden, weil er, der Friedhof, solchen Toten vorbehalten war, die, als sie noch gelebt hatten, das Frühstücksei am runden Ende geköpft hatten …

Dabei ist es so einfach: Religion ist Unsinn. Weil es keinen Gott gibt. Und wenn es einen gibt, gibt er sich uns nicht zu erkennen, nie und auf keine Weise. So daß wir nichts von einem Gott WISSEN, nichts. So daß es für uns ist, als gäbe es keinen - aus.

Darum stellt die Kirche -, darum stellen alle Religionen kurzerhand das Glauben über das Wissen: „Selig sind, die da nicht sehen und doch glauben“ (Joh. 20, 29. - „Das Wort wissen“ hat sich aus der Vergangenheitsform des Wortes *uoida gleich „sehen“ entwickelt. Weil, wenn ich gesehen habe, weiß ich.)

Und anstatt zu versuchen, Juden, Christen und Muslime, solche Juden und solche, solche Christen und solche, solche Muslime und solche zu bewegen, einander zu tolerieren, sollte man ihnen klarmachen, daß sie einander feind sind um eines Gottes willen, der, wenn es ihn gibt, von uns nicht gewußt werden will:

Der Herr hat geredet, er wolle im Dunkel wohnen“ (Könige 1, 8, 12),   ja ja.


Oder der modische Naturfimmel!

Den mag ich nicht. Weil die Natur nicht gut ist. Sie verteilt, was es zu verteilen gibt, an Sieger; Verlierer gehen leer aus, sterben, sterben aus. Und wir, die wir intelligent genug wären, einen menschlichen Verteilerschlüssel zu erfinden, wir kopieren das natürliche Verfahren, die Kopie heißt Kapitalismus, Sieger kriegen alles, Verlierer sollen sehen, wo sie bleiben. Und so einverstanden sind wir damit, daß wir sogar unsere Freizeit mit so was verbringen. Mit kämpfen, mit Sieger und Verlierer ermitteln.  

Da heißt es Sport. -

Was hab ich gesagt? Die Natur sei nicht gut - ? Sie ist nicht einmal schön! Oder so: Schön ist sie nur, wenn man nicht genau hinsieht. Die schöne Wiese? - da stehen Millionen Blumen und Gräser im Kampf jedes gegen jedes und jede gegen jede um Wasser, Mineralien, Licht. Der schöne Wald? - das Gleiche: jeder Baum im Kampf gegen alles, was in seiner Nähe wächst, um Wasser und so weiter. Bambi ist nicht dazu da, süß zu sein. Sondern um von allem, was in der Nahrungskette über ihm steht, gefressen zu werden. Oder gegessen. Als „Rehrücken“. -

Richtig ist: Die Natur hat uns hervorgebracht, das werden wir nicht los, wir sind auf die Natur angewiesen, sollten also pfleglich mit ihr umgehen. Darum war das Zurück zur Natur! des großen Jean-Jacques Rousseau ein großer Fehler. Denn wenn wir zur Natur zurückkehrten, uns also aufführten wie Tiere und das mit unserer Intelligenz … aber das tun wir ja! Wie Tiere machen wir Kinder über Kinder. (Doch, tun wir! Wie anders waren wir 1950 zweieinhalb und werden wir 2050 zehn Milliarden sein?) - Kinder über Kinder. Von denen aber nicht, wie bei Tieren, neun von zehn vor ihrer Geschlechtsreife umkommen. Dafür (daß sie das nicht tun) sorgt eine hochintelligente Medizin. Mit dem Ergebnis, daß der Planet übervölkert und damit überfordert ist.

Vorwärts zu mehr Vernunft! hätte Rousseau fordern sollen. Aber das wollte schon damals keiner hören. Oder lesen. 


Hier ist die Lösung aller ökologischen Probleme in neunzehn Zeilen:

Wir verbrauchen von allem zuviel und entlassen zuviel Schädliches in die Umwelt. Das ist das Problem, das alle Grünen zu lösen versuchen, indem sie drängen, die Zivilisation auf das Neunzehntes-Jahrhundert-Niveau herunterzufahren, Stichwort „Fahrrad statt Auto“. (Nichts treibt einer Bewegung mehr Anhänger zu als der Bewegung Opfer bringen müssen.) Aber das geht nicht, weil die zehn oder zwölf Milliarden, die wir demnächst sein werden, mit Fahrrädern, Heißluftballons und Segelschiffen nicht versorgt werden können. Es ist aber nicht die falsche Lösung, es ist das falsche Problem.

Das wahre Problem ist, daß wir zuviele sind. Wir sind zuviele, die von allem verbrauchen und Schädliches in die Umwelt entlassen. Was ja aber heißt, daß wir nur weniger zu werden brauchen, keine Frau wird öfter als einmal Mutter, bis wir am Ende des Jahrhunderts wieder nur eine Milliarde (statt zur Zeit siebeneinhalb Milliarden) sind. Wodurch alle ökologischen Probleme gelöst sind, weil, was nur eine Milliarde Menschen verbraucht und an Schädlichem in die Umwelt entläßt, erträgt die Erde eine sehr lange Zeit schadlos.

Während der wir was Besseres erfinden können als die Erde mit jede Landschaft verhunzenden Windrädern spicken.     


Locutus sum.


Kann das sein?

An meiner Schule zählten Deutsch, Englisch, Latein, Mathe und Physik. In allen anderen Fächern konnten wir eine Fünf verdient haben, kriegten eine Vier und wurden versetzt. Darum habe ich von Biologie keine Ahnung, wie war das am Anfang? Am Anfang war die Erde „wüst und leer“ (Mose 1, 1, 2). Und friedlich, weil es für die einzigen Lebewesen - Bakterien - Nahrung im Überfluß gab. Und weil sie sich vermehrten, indem sie sich teilten. Ohne Sex.

Dann geschah etwas, keiner weiß, was, auf einmal gab es richtige Einzeller (soviel ich weiß, sind Bakterien keine richtigen Einzeller - ?), dann mehrzellige Lebewesen, auf einmal gab es Trilobiten (sowie ein wurmähnliches Tierchen mit einem Anfang von Wirbelsäule, das der Vorfahr aller Wirbeltiere gewesen sein könnte, auch unserer), und das vor nur fünfhundert Millionen Jahren, nur. 

Vor nur vierhundert Millionen Jahren gingen die ersten Tiere an Land. Im Wasser zurück blieben unter anderem Haie, und die jagten und fraßen andere Fische, andere Tiere, wurden selber von anderen Tieren gejagt und gefressen, und waren männlich oder weiblich, wie sie das heute noch sind und tun. Weshalb ich annehme, daß, was damals an Land ging, mit den Regeln des Überlebens vertraut war: kämpfen, um was zu fressen zu kriegen, und kämpfen, um nicht gefressen zu werden. Sowie, wenn es sich um Männchen handelt, kämpfen, um Sex zu kriegen.  (Es sind die Männchen, die, um Sex zu kriegen, um die Weibchen kämpfen müssen [und nicht die Weibchen, um Sex zu kriegen, um die Männchen]. Weil alle Energie der Weibchen fürs Eier-produzieren oder für Schwangerschaft, Geburt und Milchproduktion gebraucht wird.

Wie die Natur doch alles so weise eingerichtet hat … 

[Letzteres meinte ich ironisch!])

Dieses Kämpfen-müssen, um zu überleben - heute heißt das euphemistisch Wettbewerb - dieses Kämpfen-müssen, um zu überleben … wenn es einen Teufel gibt, war das seine Idee. Denn natürlich, buchstäblich natürlich überlebten so nur die stärksten Tiere. Überlebten sowohl (in Anführungs­zeichen:) „persönlich“ als auch in Nachkommen; in Nachkommen, denen sie ihre Stärke vererbten. Allerdings betont Darwin, daß nicht die stärksten Tiere überleben, sondern die an die Gegebenheiten angepaßtesten. Wir Säugetiere zum Beispiel überlebten die Saurier und den Asteroiden, der die Saurier ausrottete, weil wir klein und schreckhaft wie Mäuse waren und wie Mäuse im Verborgenen lebten. Ja, aber von den angepaßtesten überlebten die stärksten, die gewaltfähigsten, und von den gewaltfähigsten die gewaltbereitesten. Darum nannte ich das Kämpfen-müssen, um zu überleben, eine teuflische Idee: Weil die Erde dadurch zum Planeten der Gewalt wurde und noch lange nicht aufhören kann, es zu sein.

Daran änderte die allmählich sich einstellende Intelligenz gar nichts. Denn sie stellte sich in so kleinen Dosen ein, daß sie nie ausreichte, den Tieren -, und bis heute nicht ausreicht, den Menschen aufgehen zu lassen, in was für einer Hölle sie leben. Im Gegenteil: „Er [der Mensch] nennt’s Vernunft und braucht’s allein / nur tierischer als jedes Tier zu sein“ (Goethe, „Faust I, Prolog im Himmel“).

Und jetzt langsam, weil zwei komplexe Sätze folgen: Nicht nur bedienen wir uns unserer Intelligenz nicht, den tierischen Zwang, Gewalt zu verüben, zu ignorieren; wir mißbrauchen sie, unsere Intelligenz, sogar, um (in Anführungszeichen:) „besser“ Gewalt verüben zu können. (Wir verabscheuen den IS auch darum, daß er Menschen tötet, indem er ihnen den Kopf mit einem Säbel abschlägt. Wenn er Drohnen schickte, die Splitterbomben abwürfen, fänden wir auch das nicht gut, rechneten es dem IS aber nicht als besondere Unmenschlichkeit an, wie?)

Ich sagte: Wir mißbrauchen unsere Intelligenz sogar, um (in Anführungs­zeichen:) „besser“ Gewalt verüben zu können. Sowie dazu, das Gewalt-verüben mit (in Anführungszeichen:) „Kunst“ zu verherrlichen und mit Sport zu feiern. Religion, Rassismus, Nationalismus, all das, denke ich, ist erfunden worden, um einen Vorwand zu haben, Gewalt zu verüben. Junge Männer prügeln und treten nicht um sich, weil sie Neonazis sind - sie sind Neonazis, um einen Vorwand zu haben, um sich zu prügeln und zu treten. Genauso junge Männer, die nicht in den Orient reisen und beim Köpfe-abschlagen mittun, weil sie Muslime sind; sie sind Muslime geworden, um einen Vorwand zu haben, in den Orient zu reisen und beim Köpfe-abschlagen mitzutun. -

Längst ist die Wirtschaft zur Gewaltorgie verkommen.

Ist sie nicht? Fragen Sie die Bewohner von Häuserblocks, die verwahrlosen, weil die Eigentümer - reiche Konzerne - sie verwahrlosen lassen, um die Bewohner hinauszumobben, um die Wohnungen renovieren und doppelt teuer vermieten zu können. Fragen Sie die Bewohner dieser Wohnungen, ob sie den Schimmel an den Wänden, die kaputten Aufzüge und Heizungen, die undichten Dächer und Fenster, die brüchigen Balkone, ob sie das nicht als Gewalt empfinden. Als „strukturelle Gewalt“, wie der große Johan Galtung diese Form von Gewalt nannte.

Warum? Warum ist das so, warum sind wir so?

Was halten Sie von der folgenden Erklärung: Das Um-Nahrung- und das Um-Sex-kämpfen-müssen sind kontraproduktive Anstrengungen: die halbe Energie, die aus der Nahrung zu gewinnen ist, wird beim Kampf um die Nahrung verbraucht. Die halbe Energie, die fürs Sex-machen gebraucht wird, wird beim Kampf um die Gelegenheit, Sex zu machen, verbraucht. Im Lauf der fünfhundert Millionen Jahre aber, in denen wir um Nahrung und Sex kämpfen mußten, hat sich in unseren Hirnen eine enge (synaptische? - ich bin kein Neurologe) Verbindung gebildet zwischen der für das Gefühl „aggressiv“ zuständigen Hirnregion und der für das Gefühl bei der Aussicht auf Nahrung zuständigen. Eine enge Verbindung zwischen der für das Gefühl „aggressiv“ zuständigen Region und der für das Gefühl bei der Aussicht auf Sex zuständigen. So daß wir ähnliche Lust auf Gewalt haben wie auf Essen und Sex - 

- kann das sein? Und wer uns die Gewalt verleiden will - Jesus, Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg, Hans und Inge Scholl, Gandhi, Martin Luther King - dem tun wir sie an. Die Gewalt. Wie einem, der uns am Essen oder am Sex-machen hindern wollte.


Hoffentlich bin ich verrückt 

Irgendwas ist, aber ich krieg und krieg es nicht gefaßt. Jahrelang hieß es, die Deutschen kriegten zuwenig Kinder, die Deutschen stürben aus. Hieß es jahrelang und immer mit klagendem Unterton. Also erstens: Wer sind die Deutschen? In historischer Reihenfolge: Kelten (die waren nämlich vor den Germanen hier), Germanen, Römer (und wer alles waren „die Römer“!). Schweden (aus dem Dreißigjährigen Krieg), Franzosen, Polen (die die Preußen ins Ruhrgebiet holten), Russen, US-Amerikaner, zuletzt Italiener, Türken … Und zweitens: Die Deutschen können gar nicht aussterben. Weil die Deutschen keine Elefanten sind. Wenn die Elefanten ausgestorben sind, gibt es keine Elefanten mehr, kein anderes Tier kann ein Elefant sein. Die Deutschen dagegen sind Menschen, alle Menschen sind gleich, also taugt jeder Mensch zum Deutschen. Alles andere ist Rassismus, und Rassismus ist nur nebenbei böse, hauptsächlich ist er falsch, so falsch wie 1 + 1 = 3.

Noch mal: Jahrelang hieß es, die Deutschen kriegten zuwenig Kinder. Ich habe das immer bezweifelt, und in letzter Zeit neige ich dazu, es für eine Lüge zu halten. Ich wohne oberhalb einer belebten Straße, ich hebe den Kopf und schaue aus dem Fenster, auf dem kurzen Stück, das ich einsehen kann: fünf Kinderwagen! Mit je einem Kind darin und an drei der Kinderwagen hält sich ein nicht mehr ganz kleines Kind fest und trottet nebenher, an einem gleich zwei nicht mehr ganz kleine Kinder eins auf der einen, eins auf der anderen Seite. Größere Kinder … ich zähle sieben (und fünf Hunde).

Aber ja doch! Jeder weiß, daß wir derzeit siebeneinhalb Milliarden Menschen sind und demnächst zehn Milliarden sein werden. Bis dahin sind es noch zweieinhalb Milliarden. Woher sollen die denn kommen, wenn nicht auch die Deutschen einen Beitrag zur Überbevölkerung der Erde leisten?

Richtig ist aber auch: Bis vor kurzem waren es weniger, weniger Schwangere, weniger Säuglinge, weniger Kinder; daher der Unsinn von den aussterbenden Deutschen. In Anbetracht der Überbevölkerung der Erde waren es auch damals zuviele, aber weniger als heute. Woher kommt das?

Ich kann nicht Schwangere, Säuglinge, Kinder erwähnen, ohne an „Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erde, und macht sie euch untertan“ (Mose 1, 1, 28) zu denken. (Also, das Uns-die-Erde-untertan-machen, das haben Greenpeace und Ähnliche uns inzwischen ausgeredet. Aber die Erde füllen tun wir nach wie vor. Rücksichtslos, in jeder Sekunde werden drei Kinder mehr geboren als Alte sterben. Ohne daß Greenpeace und Ähnliche protestierten.) Und nach Jahren des Mich-wunderns habe ich herausgefunden, warum der Dichter der Schöpfungsgeschichte -

- denn daran besteht doch bitte kein Zweifel: Daß es sich bei der Schöpfungsgeschichte um Dichtung handelt, nicht wahr? -

- warum der Dichter der Schöpfungsgeschichte seinen Gott Adam und Eva nicht etwa „Habt euch lieb!“ oder „Macht was aus euch!“ befehlen läßt. Sondern „Seid fruchtbar und mehret euch!“ Warum? - Weil er, der Dichter, weil er Israelit ist, Angehöriger eines kleinen Volkes am unruhigen Ostrand des Mittelmeeres. Das sich gegen Ägypter, Hethiter und zig kleinere Völker behaupten muß. Und dazu Krieger braucht und Frauen, die mehr Krieger gebären. Weshalb es das erste ist, was er seinen Israeliten befehlen möchte. Weshalb es das erste ist, was er seinen Gott den Israeliten befehlen läßt: Macht Kinder!

Woher ich das weiß? Aus Mose 1, 22, 17, wo es heißt: „ … daß ich deinen Samen segnen und mehren will wie die Sterne am Himmel und wie den Sand am Ufer des Meers; und dein Same soll besitzen die Tore seiner Feinde“. Das ist verharmlosend ausgedrückt; worum es geht, ist Lebensraum (!) für das eigene Volk zu erobern. Indem es die Stadttore der Städte anderer Völker erobert; denn wer die Tore besitzt, besitzt die Stadt, und wer die Städte besitzt, besitzt das Land.       Ungewöhnlich ist, daß Rebekkas Familie ihrer Tochter, Schwester, Nichte und Kusine, als sie sich verabschiedet, um Isaak zu heiraten, dasselbe wünscht: „ … und dein Same besitze die Tore seiner Feinde“ (Mose 1, 24, 60). Ungewöhnlich, weil Rebekka als Frau gar nicht über Samen verfügt. Weil sich die Menschen bis weit in die Neuzeit hinein vorstellten, beim Sex-haben / Sex-machen pflanzte der Mann einen unsichtbar kleinen Menschensamen in die Frau. Die weiter nichts dazutäte als ihm, dem Samen des Mannes, als Brutkasten und Nährboden zu dienen. Indem der Dichter von Rebekkas möglichen Nachkommen als „dein Same“ spricht, glaubt er wohl, den Anteil der Frauen am Kinder-machen -, damit am Lebensraum-erobern-können aufzuwerten. In der Hoffnung, nehme ich an, Frauen zu motivieren, das ständige Schwanger-sein und die vielen Geburten auf sich zu nehmen.           (Übrigens kennen wir so was. Aus unserer dunklen Zeit. In Hitlers Deutschland gab es Ritterkreuze für siegreiche Soldaten. Und Mutterkreuze für Frauen, die dem Führer mehr als drei Kinder geschenkt hatten; in Bronze für vier oder fünf Kinder, in Silber für sechs oder sieben, in Gold für mehr als sieben.)

Das, mit aggressiven Absichten Kinder machen, viele Kinder, nennt man ethnische Aufrüstung. Bei den aggressiven Absichten braucht es sich nicht immer um Krieg zu handeln, nicht immer. Der Krieg zwischen Kroaten und Serben von 1991 bis 95 begann wohl damit, daß die in Kroatien lebenden Serben ethnisch aufrüsteten. Daß sie Kinder über Kinder machten, um die Kroaten allein durch die serbische Überzahl aus dem Land zu drängen. Habe ich gelesen (aber wenn es sich um den Balkan handelt, weiß man nie, was man glauben kann … ).

So etwas - mit feindlichen Absichten Kinder machen - so etwas würden alle Eltern weit von sich weisen. Sie haben Kinder gemacht, weil sie Kinder haben wollten und Kinder haben wollen, weil sie Kinder lieben, basta! Ja, aber warum haben die Deutschen im Kinder-kriegen-Alter vor zehn Jahren Kinder nicht geliebt, nicht so, daß sie welche hätten haben wollen, warum lieben sie sie heute? Ich bin überzeugt, daß mehr dahinter steckt als nachlassende und wieder erwachende Kinderliebe. Und daß es  sich  dabei  auch  um  einen  Anflug  von  ethnischer  Aufrüstung handelt -

- die Zeiten sind danach: Auf einmal will die ganze Welt zurück in irgendwelche Vergangenheiten. China will wieder Reich der Mitte sein, Rußland wieder Supermacht, die USA wieder „great“. Der türkische Präsident Erdogan will wohl Sultan werden. Und Europa will -, die Europäer wollen wieder ein Haufen Nationalstaaten sein, wie blind -, wie blöd kann man sein? Alles wird wiederkommen, die nationalen Ehren und Empfindlichkeiten, die Erb- und Erzfeindschaften, die Grenzen sowieso, Schutzzölle …

doch, auch Kriege! Handels- und Verteilungskriege infolge das Mangels an allem und jedem infolge der Überbevölkerung der Erde.   

In Zeiten wie diesen, sollte man meinen, macht man keine Kinder. Läßt man sie, den Kindern zuliebe, ungeboren. Jedoch beweisen die vielen Kinderwagen unter meinem Fenster, daß wir das nicht tun. Sondern wir rüsten ethnisch auf - nach innen! Moralische Aufrüstung durch ethnische, wenn Sie verstehen, was ich meine. Wir machen Kinder, um eine richtige Familie mit Vater, Mutter und Kindern zu sein. Um eine eigene Welt zu haben, von der wir uns versprechen, daß sie eine heile Welt wäre. Eine, in der es gäbe, was es außerhalb ihrer nicht gibt: Selbstbestimmung. Sicherheit. Wärme.

Kein Paar, das beschließt, ein Kind zu machen, denkt so - in ihnen denkt es so! Wie Hüsch schrieb: „Der Mensch wird gedacht, / ehe er denkt“  (aus  „Alltag“  auf  dem  Cover  der  LP  „Eine  schöne Gesellschaft“). -    

„Der Mensch wird gedacht, / ehe er denkt“. Inzwischen weiß die Literatur endlos von Ereignissen und Zuständen in den zwanziger Jahren des vorigen Jajhrhunderts, an denen hätte abgelesen werden können, was in den Dreißigern und Vierzigern geschehen würde. Dem entsprechend halte ich das neuere Viele-Kinder-machen für eins der Vorzeichen einer -, wenn nicht DER bevorstehenden großen Katastrophe.    

Sie sind ja verrückt!

Hoffentlich.


Opera minora V  


Wenn ich König von Deutschland wär, erließe ich ein Gesetz, wonach jeder Hersteller eines Produkts, das nicht tut, was die Werbung für dieses Produkt verspricht, mit Gefängnis nicht unter drei Jahren bestraft würde. Weil ich mich verarscht fühle, wie man heute sagt, wenn ich vor Rückenschmerzen nicht aufrecht stehen kann, und im Fernsehen wird für Schmerzsalben geworben, die die Schmerzen im Handumdrehen weggehen machen. Und sie tun das nicht! Ich habe mir eine nach der anderen dieser Salben auf den Rücken schmieren lassen, nur sanft auftragen oder richtig reinreiben - nichts! Die Schmerzen lassen und lassen nicht nach.

Ich bin nicht besser drauf, wie man heute sagt, wenn ich Activia esse oder Yakult trinke, trotz aller Haarwuchsshampoos werden meine Haare immer weniger, keine Zahnpasta hat den Zahnausfall infolge Parodontose verhindert, es ist alles nicht wahr! -

Ich gehe davon aus, daß die Hetze gegen das Rauchen auf jeder Zigarettenpackung, die ja so was wie Werbung für das Nicht-rauchen ist, daß die genauso gelogen ist.

Übrigens wär ich ein guter König.



Vor einigen Wochen (oder ist auch das schon wieder Monate her?) warb der WDR mehrmals am Tag für ein Funkhausgespräch (oder so was Ähnliches), man solle kommen und mitdiskutieren, der Eintritt sei frei. Ein Funkhausgespräch über, warum Leute, die sich benachteiligt fühlen, keine linken Parteien wählen. Keine linken Parteien, die doch von sich behaupten, Politik zugunsten Benachteiligter zu machen. Sondern rechte, die noch nie Politik zugunsten Benachteiligter gemacht haben.

Warum? - darum: Weil zur Benachteiligung der Benachteiligten eine unglückliche Neigung zu simplem Denken gehört. Und weil rechte Parteien nicht versuchen, dem simplen Denken auf die Sprünge zu helfen. Sondern auf alle Fragen simple Antworten geben. (Obwohl sie wissen, daß die Welt schon lange viel zu kompliziert für simple Antworten ist.)

Daran allerdings, daß die Benachteiligten den Dreck, der sich dadurch in ihren Köpfen (in ihren Bäuchen) ansammelt, - daß sie ihn heraus- und herumzuschreien wagen, daran sind wir schuld, meine Generation. Weil wir ihre Lehrer waren und an die antiautoritäre Erziehung glaubten und ihnen ständig mit der Freiheit kamen und nie damit, was mit der Freiheit anzufangen sei (weil das für uns 68-er klar war). So daß sie heute meinen, zur Freiheit gehörte auch, auch den Dreck in ihren Köpfen heraus- und herumschreien zu dürfen.

Und weil wir ihnen ständig mit ihren Rechten kamen und nie mit den Pflichten, ohne die es keine Rechte gibt. So daß sie heute meinen, überhaupt nur Rechte zu haben - auch das, den Dreck in ihren Köpfen heraus- und herumzuschreien.

Nostra culpa, nostra maxima culpa.



Gestatten Sie bitte, daß ich wieder einmal daran erinnere, warum wir eine Wettbewerbswirtschaft (das ist: Kapitalismus) haben, warum keine solidarische Wirtschaft (das wäre: Sozialismus).

Kurz: Weil die Reichen die Wettbewerbswirtschaft wollen. Und weil sie alles kriegen, was sie wollen, weil sie über geradezu unbegrenzte Mittel verfügen, für das, was sie wollen, zu werben. Zum Beispiel gehört ihnen ein Großteil der Medien, dessen sie sich bedienen, um für die Wettbewerbswirtschaft zu werben. Zum Beispiel mit maßloser Sportberichterstattung, worin Sport, also Wettbewerb, als harmlos und gar vergnüglich dargestellt wird. Was er nicht ist, beides nicht.

(Daß es Sport auch im sogenannten realen Sozialismus gab, auch das beweist, daß der reale Sozialismus kein Sozialismus war. Und daß Stalin, Ulbricht, Honecker und so weiter keine Sozialisten waren.)

Warum wollen die Reichen die Wettbewerbswirtschaft? - Weil sie noch reicher werden wollen, und das werden sie so: Aus Wettbewerben gehen Sieger und Verlierer hervor, die Sieger kriegen den Preis, die Verlierer gehen leer aus. Sieger sind aber immer die Reichen, sie können gar nicht NICHT siegen. Weil sie über geradezu unbegrenzte Mittel verfügen, sich auf den Wettbewerb vorzubereiten und sich während des Wettbewerbs helfen zu lassen.

Das ist, warum die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden.

Der Wettbewerb macht die Reichen reicher. Und er hilft ihnen, ihr Reich-sein und ihr Immer-reicher-werden zu rechtfertigen: Ihr Reichtum, sagen sie, wäre verdient, weil, sie hätten ihn durch Siege in fairen Wettbewerben erworben.

Dabei gibt es keine fairen Wettbewerbe, faire Wettbewerbe gingen logischerweise unentschieden aus, nicht wahr?



Grundgesetz Artikel 1, Absatz 1: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“. 

Oje, da haben sich die Väter (und vier Mütter!) des Grundgesetzes etwas ausgedacht, was sehr gebildet und sehr menschenfreundlich klingt - recht verstehen tut es keiner. Kaum einer. Die Würde des Menschen, was ist das?

Ich gehöre zu den vielen, die es nicht verstehen. Mit dem Ergebnis, daß ich es so verstehe: Zu meiner Würde gehört, daß ich ich bin. Daß ich nicht am Tisch sitze und Legosteine hin und her schiebe, und meine Frau mich vorstellen muß: Das WAR mein Mann. Weil ich nicht mehr ich bin, sondern nur noch eine schlecht funktionierende Körpermaschine. Weil ich Alzheimer habe. Oder eine andere unheilbare Krankheit und zu allem zu schwach bin außer dazu, zu erleben, wie ich krepiere. Wochen-, monate-, jahrelang.

Aber das kündigt sich ja an. Mit Gedächtnisverlust, mit Schmerzen. Dann will ich, solange ich geistig und körperlich dazu in der Lage bin, eine Euthanasiepille kaufen können - Euthanasie heißt guter Tod - will nach Hause gehen, die Pille schlucken und in meinem Lieblingssessel mit einem Glas Whisky in der einen und einer Zigarette in der anderen Hand schmerzlos und schnell sterben.

Aber das hat der Bundesgesundheitsminister Gröhe verboten und wird der Bundesgesundheitsminister Spahn verbieten (der ist so einer, der hat Freude am Macht ausüben), gesund können sie uns nicht machen, aber zwingen, lange zu leiden.

Die Würde des Menschen ist unantastbar?

Der Bundesgesundheitsminister Gröhe hat sie angetastet, und der Bundesgesundsheitsminister Spahn wird sie antasten. Indem der eine nicht aufgehört hat, und der andere fortfahren wird, uns zu zwingen, an Krankheiten zu sterben, die uns, bevor sie uns sterben lassen, unsere Würde nehmen. Indem sie uns lange leiden und langsam verblöden machen.


Über eine Kinderkrankheit des Geistes

 

Das Folgende habe ich geschrieben, nachdem ich, auf der Bank an der Ecke Orchheimer und Teichstraße sitzend, von zwei Frauen angesprochen worden war, sie seien Zeuginnen Jehovas und möchten mit mir über die Bibel sprechen. Gern, hatte ich gesagt, sie sollten aber bitte gleich wissen, daß ich alles, was die Bibel angeblich heilig mache, für Unsinn hielte. Worauf die eine, die sich neben mich gesetzt hatte, aufgesprungen war, und die andere erschrocken gerufen hatte: Jetzt gehen wir! Und beide hastig davongegangen waren. 

  

Ich erspar Ihnen (und spar mir) die geistreiche Einleitung und schreibe gleich, was ich sagen will: Religion ist Unsinn und Religion praktizieren Unfug. (Unsinn ist das Dumme, das man denkt, Unfug das Dumme, das man tut.) Ich weiß: Wir sollen Rücksicht auf die Gefühle Gläubiger nehmen; was bitte ist mit unserer Vernunft, auf der sie ständig gleichsam herumtrampeln?  

Noch mal: Religion ist Unsinn und Religion praktizieren Unfug, weil: Es gibt keinen Gott. Aber weil ich das nicht beweisen kann, sage ich vorsichtig: Wir wissen nicht, ob es einen Gott gibt; aber was unterscheidet einen nicht existierenden Gott von einem, von dem wir nichts wissen? Der sich nicht äußert, sich nicht zeigt, nicht eingreift, von dem es keinerlei Beweis seiner Existenz gibt - ?    

Gibt es aber doch, sagen die Gläubigen: die Offenbarungen! - was mich wundert, betonen sie doch stets, daß Wissen Nebensache wäre. Daß es allein auf den Glauben ankäme. Berufen sich aber ebenso oft auf die Offenbarungen - durch die, wie ich es sehe, ihr Gott, wenn es ihn gäbe, die Berechtigung unseres Wissen-wollens anerkannt hätte, indem er etwas Wißbares vorgelegt hätte: die Offenbarungen.  

Nur daß in den Offenbarungen soviel Unsinn steht, daß es auch, was darin steht und uns sinnvoll vorkommt - „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (Mose 3, 19, 18) - daß es auch das abwertet. - Lustig: Hasen und Kaninchen wären Wiederkäuer (Mose 3, 11, 5f. und Mose 5, 14, 7). Lächerlich: Im Koran wird das Unmögliche behauptet: Jesus wäre von einer Jungfrau geboren worden (Sure 19; Sure 21, 91); das Wahrscheinliche aber geleugnet: Nicht Jesus wäre gekreuzigt worden, sondern einer, der wie Jesus ausgesehen hätte (Sure 4, 157). 

Übel ist die Geschichte im Alten Testament, nach der Gott auf Wunsch Josuas die Sonne einen Tag lang hätte stillstehen lassen (Josua 10, 12ff.) - übel, weil diese Stelle im Prozeß gegen Galilei als Beweis angeführt wurde dafür, daß die Sonne um die Erde kreise, anders Gott sie nicht hätte stillstehen lassen können. 

(Um nicht wieder die bekannten Beispiele offenbar(t)en Unsinns - die Schöpfungsgeschichte! - anzuführen.)

  
Ich denke, es war so: Drei Männer (!), Mose, Jesus und Muhammed, hatten, jeder in seiner Zeit, Ordnung in die Welt bringen wollen, jeder seine Ordnung in seine Welt. Zu diesem Zweck hatten sie, mangels anderer Mittel, dem lokalen Gott ihre Vorstellungen von Ordnung angedichtet. (Etwa: Mose haßte Schwule. Also dichtete er Gott an, er hätte befohlen, Schwule zu töten [Mose 3, 20, 13].) Hatten dann ihre Umgebung mit Charisma und Eloquenz, mit Drohungen und Versprechen dazu gebracht, gemäß der von Gott -, in Wahrheit gemäß der von Mose, Jesus oder Muhammed gewünschten Ordnung leben zu wollen.    

Jede dieser drei Ordnungen beeindruckte Männer (!), die nach Mose, nach Jesus, nach Muhammed kamen, so, daß sie, um ihnen dauernde Wirksamkeit zu verleihen, aufschrieben, was sie davon gehört oder gelesen hatten oder glaubten oder wünschten, daß sie’s gehört oder gelesen hätten: die drei Offenbarungen.    

Wohlgemerkt: Ich behaupte nicht, daß Mose, Jesus und Muhammed nicht geglaubt hätten, Gott gäbe ihnen ihre Vorstellungen von Ordnung und den Auftrag, sie unters Volk zu bringen, ein; wie hätten sie, unwissend wie sie waren, aber erregt von ihren Vorstellungen, in einer Welt, in der die Anwesenheit und das Eingreifen von Göttern selbstverständlich waren - der große Caesar soll sich für einen Nachkommen der Göttin Venus gehalten haben - wie hätten sie nicht glauben können, Gott gäbe ihnen ihre Vorstellungen ein?    
Paulus - wie ich es sehe: der, der aus der freundlichen Lehre Jesu die repressive Lehre der Kirche machte - Paulus schrieb: „Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen“ (Korinther 1, 13, 13). Hoffnung und Liebe sind okay, wie man so sagt, aber Glaube? - was ist Glaube? Der Wahrig / Deutsches Wörterbuch definiert: „innere Gewißheit, die von Beweisen unabhängig ist“ - also, wenn ich an meinen Vater und meine Großväter denke, die hatten die innere Gewißheit, daß Juden bösartig anders wären. (Aber Nazis wollten sie keine gewesen sein, die Nazis waren ihnen zu vulgär.) Da konnte ich anbringen, was ich wollte, sie wußten, was sie wußten - gar nichts wußten sie! Sie nahmen Glauben für Wissen, und dafür mache ich nicht zuletzt die Religion verantwortlich, alle Religionen. Weil ihre Götter nicht erkennbar sind, werten sie eben das Glauben an ihre Götter auf. Stellen sie eben das Glauben über das Forschen, Erkennen, Wissen. Und dadurch das Glauben überhaupt, auch das an eine jüdische Rasse (die es nicht gibt!) und ihre Bösartigkeit.    

So lese ich die Geschichte vom Sündenfall: Die Sünde war, sich nicht mit glauben zu begnügen, sondern vom Baum der Erkenntnis zu essen, also erkennen, also wissen zu wollen. Das kann der Dichter der Schöpfungsgeschichte, der einen nur glaubbaren Gott propagiert, nicht durchgehen lassen. Weshalb er seinen Gott Adam und Eva grausam strafen läßt.

Eine Zeitlang kommt er, der Dichter der Schöpfungsgeschichte, damit durch, wie man so sagt. Aber  früher oder später kommt ein Faust (ein Galilei, ein Darwin, ein Einstein) und will (nicht glauben, sondern) wissen, „was die Welt / im Innersten zusammenhält“ (Goethe, Faust I). So sind wir: eine wissen wollende Art, die einzige. Selbst wenn dabei herauskommt, daß kein Gott uns „ihm zum Bilde“ (Mose 1, 1, 27) geschaffen hat, wie wir zwei- oder dreitausend Jahre lang geglaubt haben. Sondern daß wir von Affen abstammen.    


Aber wenn sich Gott nicht äußert und nicht zeigt - wie ist er überhaupt in die Welt gekommen? Meine Antwort: Er war der Klapperstorch, der die Kinder bringt, zu der Zeit, als die Erde der Kindergarten der Menschheit war. (Woher habe ich das: „Religion ist eine Kinder-krankheit des Geistes“ - ?) Als wir anfingen zu fragen, warum die Dinge und Ereignisse sind, wie sie sind, waren Götter, später: war Gott die nächstliegende Antwort. Obendrein eine praktische, weil, da sich Gott nicht äußert, nicht belohnt, nicht straft, nicht so, daß man einen Wenn-dann-Zusammenhang erkennen könnte, - da sich Gott nicht äußert, taugt er zum archimedischen festen Punkt, mittels dessen sich die Welt aus den Angeln heben läßt. Was immer einer haben oder sein oder tun will - beruft er sich auf Gott, wagt keiner leicht, ihn aufzuhalten. Alte Männer wollen in Nachkommen weiterleben? - Gott will nicht, daß abgetrieben würde. Männer wollen Frauen beherrschen? - Gott will nicht, daß Frauen gleichberechtigt wären. Junge Männer wollen Gewalt verüben? - Gott will, daß Ungläubige getötet werden.  

Aber es gibt ein religiöses Bedürfnis. Sagt man …    

Wenn’s das gibt, so gehört es ignoriert. Weil’s lebensgefährlich ist, siehe Kreuzzüge, Konfessionskriege, Judenpogrome, Hexenjagden. Siehe US-amerikanisches Christlich-sein, siehe Islamismus, und unter den Hindus breitet sich ein ähnlicher Wahnsinn aus. Es gehört ignoriert und die geistige Energie, die dadurch frei wird, auf uns selbst verwandt. Tausende Jahre Arbeit, um einen Popanz aufzurichten, ihn auszustatten, ihn zu begreifen, ihm zu dienen und ihn gnädig zu stimmen, o gott! Diese Arbeit auf den Menschen verwandt, dann wären wir weiter. Ein geistiges Gebäude wie die Gebäude der Religionen, aber nicht im Innersten hohl, leer wie sie. Sondern im Innersten der Mensch, sein Wesen, seine Rechte, seine Pflichten - 

- darunter: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ (denn ihn für deinen Konkurrenten halten, das war, als du noch Tier warst). Darunter: „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ -  - ich bin sicher, daß 99 Prozent aller Menschen eine bessere Antwort auf die Frage „Was ist Gott?“ geben könnten als auf die Frage „Die Würde des Menschen, was ist das?“.„Freunde, wir haben Arbeit bekommen!“ (Hanns Dieter Hüsch).